Granger Ann - Varady - 03
Keller. Niemand konnte ihn beobachten, während er versuchte, sich Zutritt zu verschaffen.«
»Die Polizei war mehrmals bei Ihnen«, beharrte Bertie,
»und meiner Erfahrung nach wendet sie bei einem gewöhnlichen Einbruch längst nicht so viel Mühe auf. Ein Besuch,
um ein Protokoll aufzunehmen sowie vielleicht ein paar
Fingerabdrücke, und das ist normalerweise alles.«
»Also spucken Sie es schon aus!«, giftete Charlie. »Hinter
was war er her?«
»Woher soll ich das wissen?«, beharrte ich. »Vielleicht
war es ein Vergewaltiger?« Ich hielt dem Blick aus seinen
kleinen Schweinsaugen mühelos stand.
Charlie wich vor mir zurück. »Komm, wir gehen, Bertram«, sagte er. »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit.« Er
sah mich ein letztes Mal giftig an. »Sie hatten Ihre Chance,
uns das alles auf zivilisierte Weise zu erklären, genau wie
mein Bruder gesagt hat. Sie haben es nicht gewollt. Nun ja,
ganz wie Sie meinen. Wir werden sehen, welche gesetzlichen
Möglichkeiten sich in dieser Angelegenheit bieten.«
Sie marschierten davon, Seite an Seite, steif vor rechtschaffener Empörung.
Ich machte mir nicht allzu viele Gedanken wegen der
beiden, denn solange Daphne nicht beschloss, mir zu kündigen, konnten sie herzlich wenig tun. Trotzdem, sie hatten
nicht ganz Unrecht. Ich durfte nicht viel länger für so viel
Aufregung in der Nachbarschaft sorgen, sonst würden sie
demnächst noch ein Petitionsschreiben aufsetzen, dass ich
endlich aus ihrer Gegend verschwinden sollte.
Ich sperrte meine Wohnungstür auf und schaltete das Licht
ein. Bonnie, die hinter der Tür gelauert hatte, begann auf
und ab zu springen und vor aufgeregter Freude zu jaulen.
Ich nahm sie hoch, steckte sie unter meinen Arm und rief
nach Tig.
Hinter dem Sofa entstand Bewegung, und Tig kroch auf
Händen und Knien hervor, das Gesicht hinter einem Vorhang wirrer Haare verborgen. Sie stand auf.
»Ich habe eine Ewigkeit hinter dem Sofa verbracht!«,
funkelte sie mich wütend an. »Diese Typen waren an der
Tür und haben durch das verdammte Fenster gestarrt, bevor ich eine Chance hatte, mich im Bad oder im Schlafzimmer zu verstecken. Ich konnte nichts anderes tun, als hinter
das Sofa zu springen und in Deckung zu gehen. Sie wollten
einfach nicht weggehen! Sie haben immer und immer wieder geläutet und durch den Briefkastenschlitz gerufen. Du
kriegst eine Menge Besuch, oder? Und alle meinen, sie
müssten darauf bestehen, in deine Wohnung zu kommen.«
»Du hättest einfach die Tür aufmachen und ihnen sagen
können, dass ich nicht da bin«, entgegnete ich gereizt und
müde nach einem langen Tag.
»Die Tür aufmachen? Davon träumst du! Nicht bei diesen beiden, die waren mir unheimlich.« Sie strich sich die
Strähnen aus dem Gesicht. »Und wie war es nun bei meinen
Eltern?«
»In Ordnung«, sagte ich. »Ich erzähl dir später alles. Zuerst brauche ich eine Tasse Tee. Dringend.«
Als ich Minuten später mit zwei Bechern Tee in den
Händen aus meiner kleinen Küche zurückkam, saß Tig auf
dem Sofa und las in dem Magazin, das ich aus dem Zug
mitgebracht hatte. Sie warf es achtlos beiseite und nahm einen Becher entgegen.
»Du hast also mit ihnen geredet?«, fragte sie eifrig und
nervös zugleich.
»Ich habe mit ihnen geredet.« Ich fischte die in eine Serviette eingepackten Biskuits aus der Tasche. »Hier, deine
Mutter hat mir das hier als Proviant für die Heimfahrt mitgegeben.«
Tig nahm die gefaltete Serviette und wickelte die Biskuits
aus. Sie saß da und starrte das Gebäck an. »Die hättest du
nicht mitbringen sollen«, sagte sie mit erstickter Stimme.
»Waren sie gesund? Keine Krankheiten oder sonst was?«
»Das blühende Leben, aber sie sind in großer Sorge um
dich. Sie dachten, du wärst vielleicht schwanger gewesen
und deswegen weggelaufen.«
Tig lachte laut auf. »Schwanger! Jede Wette, dass Dad auf
diesen Gedanken gekommen ist! Ich kann mir vorstellen,
wie er Mum angebrüllt hat, dass es bestimmt eine Frauengeschichte ist und dass sie es hätte bemerken müssen und wie
Mum gesagt hat, dass er Unsinn redet!«
»Du warst nicht schwanger, oder?« Mir war der Gedanke
gekommen, dass die Befürchtungen der Quayles möglicherweise gar nicht so unbegründet waren.
»Nein, natürlich nicht! Wann hätte ich denn mit einem
Jungen schlafen sollen? Ich ging nie aus, hatte nie eine Verabredung. Dads Meinung nach waren alle Jungs Vergewaltiger
… na ja, vielleicht lag er damit gar nicht so weit daneben.« In
ihrer Stimme
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