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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Ihr Wort, Fran Varady. Ich hoffe wirklich
sehr, dass Sie sich daran halten.« Seine Stimme war leise,
doch die Worte klangen so gefährlich, dass ich es richtig mit
der Angst zu tun bekam.
Ich sah ihm erleichtert hinterher, als er ging. Mein Kaffee
war in der Zwischenzeit kalt und ungenießbar geworden,
was wirklich schade war. Ich hätte jetzt eine Tasse vertragen
können. Ich wartete lange genug, damit Wilde verschwinden konnte, dann verließ ich das Café ebenfalls. Ganesh
trieb sich draußen vor dem Eingang in der Abteilung für
Taschen und Koffer herum und las sämtliche Preisschilder.
Ein Verkäufer redete begeistert auf ihn ein, entschlossen, so
spät am Tag noch einen unerwarteten Verkauf zu tätigen.
Ein Wunschtraum.
Ich hätte Ganesh rufen und ihn retten können, doch ich
hatte ein Recht darauf, meinem Missfallen über seine Einmischung Ausdruck zu verleihen. Ich rauschte an ihm vorbei und aus dem Laden. Ich ging nur bis zum Oxford Circus, wo ich mich oben bei den Stufen hinunter zur U-BahnStation an die Balustrade lehnte und wartete.
Etwa zehn Minuten später tauchte er auf.
»Hast du nicht gefunden, wonach du gesucht hast?«, fragte ich.
»Bei diesen Preisen? Machst du Witze?«
»Glaub mir, Ganesh, ich weiß deine Sorge zu schätzen«,
sagte ich. »Aber die ganze Sache hätte verdammt schief gehen können, wenn mein Begleiter dich in der Station bemerkt hätte.«
»Sie hätte überall verdammt schief gehen können, Fran!«,
widersprach Ganesh. »Das ist der Grund, aus dem ich da war!«
»Ganesh, ich kann selbst auf mich aufpassen. Ich bin absolut im Stande, mich mitten auf der Oxford Street gegen
einen Kerl zu wehren.«
»Weißt du, Fran«, sagte er und blickte mich ernst an,
»manchmal nimmst du dir Sachen vor, die einfach eine
Nummer zu groß sind für deine Stiefel.«
Das erinnerte mich an etwas. »Stiefel! Ich brauche neue
Schnürsenkel!« Ich blickte hinüber zu den hell erleuchteten
Geschäften.
Ganesh packte mich entschlossen beim Ellbogen. »Wir
verkaufen auch Schnürsenkel in Onkel Haris Laden.«
    Wir schaukelten in der liebenswürdigen alten Northern Line
nach Hause. Wenigstens bombardierte Ganesh mich nicht
mit Fragen über mein Treffen mit Jerry Wilde. Er stellte mir
nur eine einzige Frage, und die war ziemlich schwierig zu
beantworten.
»Dieser Typ, mit dem du dich getroffen hast – denkst du,
    dass er Duke erledigt hat?«
»Ich weiß es nicht. Er ist jedenfalls mein Hauptverdächti
ger. Und gleichzeitig mein einziger.«
»Erzähl Morgan von ihm.«
»Kann ich nicht. Zu viele andere Leute sind darin verwickelt.«
»Ah«, sagte Ganesh und verstummte nachdenklich.
Der Fahrgast neben mir sprang unvermittelt auf und verließ den Wagen in Euston. Er hatte es so eilig, dass er seinen
Evening Standard vergaß. Ich schnappte mir die Zeitung und
versenkte mich für den Rest der Fahrt darin, für den Fall, dass
Ganesh eine weitere Frage einfiel. Die Nachrichten dieses
Abends waren die gleichen wie immer. Politiker spielten ihre
üblichen Tricks. Ein großer Teil handelte von der Auswahl
der Kandidaten für die bevorstehende Bürgermeisterwahl
von London. Irgendein Prominenter aus den Medien hatte
eine neue Freundin. Die Berichte von den Finanzmärkten interessierten mich nicht. Ich las die Cartoons, überlegte, ob ich
das (leichtere) Kreuzworträtsel auf der Rückseite lösen sollte,
verwarf den Gedanken jedoch wieder, weil die Zeit bis zum
Aussteigen nicht mehr lang genug war, und wollte die Zeitung gerade wieder auf den freien Platz neben mir legen, als
mein Blick auf einen kleinen Artikel fiel, der am unteren
Rand der Seite abgedruckt war. Die Überschrift lautete:
    MUTTER BITTET DRINGEND UM MITHILFE. Polizei weitet Suche nach verschwundener
Krankenschwester aus. Ermittlungen bis zum
gegenwärtigen Zeitpunkt ohne Ergebnis …
»Komm.« Ganesh tippte mir auf den Arm. »Wir müssen
hier aussteigen.«
    Ich warf die Zeitung auf den freien Platz. Wir denken
immer, wir wären die Einzigen, die gerade ein schweres
Problem vor sich haben. Doch die Welt ist voller Menschen,
die sich mit den gleichen Dingen herumschlagen wie wir.
Die Jagd nach einer anderen verschwundenen Tochter war
in vollem Gange. Das Land war voll vermisster Personen,
das war das Problem. Menschen verschwinden aus allen
möglichen Gründen. Sie haben vor irgendetwas oder irgendjemandem Angst. Sie werden zu Hause geschlagen oder
missbraucht, sie sind verschuldet, sie haben keine Lust mehr
auf ihr bisheriges

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