Granger Ann - Varady - 05
sich daran anschließenden Abenteuer im
alten Kino. »Die Polizei hat Susie empfohlen, sich eine Weile von der Gegend fernzuhalten. Sie ist zu ihrer Schwester
gefahren.«
Er blickte ernst drein. »Wie schön für sie. Susie Duke hat
sich aus dem Staub gemacht. Mit anderen Worten, sie hat
dich allein gelassen.«
»So ist es nicht, Ganesh. Sie hat Angst, dass diese Typen
sie durch das Nummernschild ihres Wagens aufspüren
könnten. Von mir wissen sie nichts.«
»Ich bin jedenfalls froh, dass du der Morgan alles erzählt
hast«, sagte Ganesh nach einer Pause. »Weil Ions Tod Gegenstand einer polizeilichen Ermittlung ist und weil du mit
der Polizei kooperieren solltest. Ich bin allerdings nicht sicher, ob du was wegen der Pizzeria hättest sagen sollen. Du
hast keine Beweise dafür, dass die Besitzer mit in der Sache
stecken.«
»Ich weiß. Um ehrlich zu sein, habe ich da selbst so meine
Zweifel. Es klang ziemlich dünn, selbst in meinen Ohren, als
ich der Morgan und Parry davon erzählt habe«, gestand ich.
»Ich wünschte nur, ich wüsste, warum die Morgan mich nach
der Pizzeria gefragt hat, als sie bei mir zu Hause war.«
»Wie dem auch sei …« Ganeshs Miene hellte sich auf.
»Ich kann nicht sagen, dass es mir leid tut, wenn Susie Duke
für eine Weile nicht in der Gegend ist. Ich habe schon immer befürchtet, dass sie dich in Schwierigkeiten bringen
würde, und genau so ist es gekommen. Sie kann von mir aus
wegbleiben, so lange sie will.«
»Ich dachte mir schon, dass du so denkst«, sagte ich.
Falls sie London tatsächlich verlassen hatte. Ich wünschte,
ich hätte es mit Sicherheit sagen können.
Am nächsten Tag, Freitag, arbeitete ich von halb zwölf mittags bis sechs Uhr abends durch und war völlig erledigt, als
ich endlich nach Hause ging. Es war nicht nur das Herumrennen in der Pizzeria, auch wenn wir mehr zu tun gehabt
hatten als für gewöhnlich. Sogar am Nachmittag, als ich die
einzige Kellnerin gewesen war, hatten wir starken Betrieb
gehabt. Die Häufung der Ereignisse forderte allmählich ihren Tribut von mir, und meine Füße protestierten. Ich war
sicher, dass ich Hühneraugen bekommen würde, die denen
von Schwester Mary Joseph in nichts nachstanden, und ich
fürchtete die Kostümprobe. Ich freute mich darauf, nach
Hause zu kommen, wo ich mich für eine Stunde oder so
ausruhen konnte. Mit ein wenig Glück würde es mir anschließend besser gehen.
Doch als ich die Haustür öffnete, fand ich Erwin, meinen
Nachbarn, in seiner schwarzen Lederkluft mit den goldenen
Ketten auf der Treppe sitzend vor. Er brüllte in sein Handy.
»Was soll das heißen, sie haben abgesagt? Sie können
verdammt noch mal nicht absagen! Das ist ein regulärer
Auftritt … Ich weiß, dass wir nichts Schriftliches haben, es
gibt nie einen schriftlichen Vertrag! Sie haben gesagt, sie
wollen uns jeden Freitag und Samstag, und das den ganzen
Februar und den März über!«
Die Person am anderen Ende sprach. Erwin schaute zu
mir hinauf und winkte zum Gruß.
Ich ließ ihn allein und ging in meine Wohnung. Ich suchte
meinen Kram für die Kostümprobe zusammen und überlegte
noch, ob ich mir zum Abendessen Rühreier oder Ravioli machen sollte, als es an meiner Tür klopfte.
Es war Erwin. Er war noch immer außer sich vor Empörung. »Hey, Fran!«, sagte er. »Du kennst doch das Rose Pub,
oder?«
»Nur zu gut«, antwortete ich. »Ich habe heute Abend
Kostümprobe dort. Hat Freddy vom Rose Pub dich hängen
lassen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht der Rose Pub. Ein
anderer Laden, unten in Battersea. Dieser Rose Pub … Wie
ist er so? Ich meine, vor was für einem Publikum spielt eine
Band dort?«
»Wenn es dich mag, dann ist es in Ordnung. Wenn nicht,
bewirft es dich mit Gegenständen.«
»Was ist mit dem Wirt? Ist er okay? Bezahlt er die Bands
pünktlich?«
»Ich nehme es an«, antwortete ich. »Ich weiß es nicht genau. Er hat an den meisten Wochenenden irgendwelche
Bands, Komiker oder Sänger. Nur an diesem Wochenende
nicht, weil wir unser Stück aufführen. Heute Abend ist Kostümprobe, und morgen Abend haben wir unseren Auftritt.
Freddy hat eine Menge Eintrittskarten an seine Stammgäste
verkauft. Soweit ich weiß, ist er fair, was die Bezahlung angeht. Ich hoffe es zumindest, denn wenn nach unserem Auftritt ein wenig Geld übrig ist, will er es unter uns Schauspielern aufteilen.«
Erwin rieb sich das Kinn. Er trug eine Menge goldener
Ringe, zumindest sahen sie golden aus. Vielleicht hatte
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