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Grant County 05 - Gottlos

Grant County 05 - Gottlos

Titel: Grant County 05 - Gottlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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die Augen. Sie sah Jeffrey an, und Lena ahnte, dass sie ihn eher als Respektsperson anerkannte als eine Frau.
    Jeffrey versuchte, diese Tatsache auszuspielen. «Sprich mit mir, Rebecca.»
    Mit großer Mühe brachte Rebecca heraus: «Manchmal war sie fort, tagsüber.»
    «Allein?»
    Sie nickte. «Sie hat gesagt, sie muss was in der Stadt besorgen, aber dafür hat es zu lange gedauert.»
    «Wie lange?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Von hier sind es fünfzehn Minuten bis in die Stadt», rechnete Jeffrey ihr vor. «Wenn sie in einen Laden gegangen ist, hat das wahrscheinlich nochmal fünfzehn, zwanzig Minuten gedauert, oder?» Rebecca nickte. «Also wäre sie höchstens eine Stunde unterwegs, richtig?»
    Wieder nickte sie. «Aber es waren dann eher zwei Stunden.»
    «Hat irgendwer sie deswegen zur Rede gestellt?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Ist nur mir aufgefallen.»
    «Ich wette, dir fällt eine Menge auf», sagte Jeffrey. «Wahr scheinlich weißt du besser Bescheid, was hier vor sich geht, als die Erwachsenen.»
    Rebecca zuckte die Achseln, aber das Kompliment wirkte. «Abby benahm sich irgendwie komisch.»
    «Wie?»
    «Morgens war ihr schlecht, aber sie wollte nicht, dass ich es Mama sage.»
    Die Schwangerschaft, dachte Lena.
    Jeffrey fragte: «Hat sie dir gesagt, warum ihr schlecht war?»
    «Sie hat gesagt, sie hat was Falsches gegessen, dabei hat sie gar nicht viel gegessen.»
    «Warum wollte sie nicht, dass eure Mutter davon wusste?»
    «Mama hätte sich nur Sorgen gemacht», sagte Rebecca. Wieder zuckte sie die Achseln. «Abby wollte nicht, dass sich jemand Sorgen um sie machte.»
    «Hast du dir Sorgen gemacht?»
    Lena sah, wie sie schluckte. «Nachts hat sie manchmal geweint.» Sie legte den Kopf zur Seite. «Unsere Zimmer sind nebeneinander. Ich habe sie weinen gehört.»
    «Hatte sie einen Grund zum Weinen?», fragte Jeffrey, und Lena hörte ihm an, dass er sich bemühte, sanft mit der Kleinen umzugehen. «Vielleicht hat ihr jemand wehgetan?»
    «In der Bibel steht, dass wir vergeben sollen», antwortete Rebecca. Bei allen anderen hätte Lena es für Theater gehalten, doch das Mädchen schien eine Weisheit aus der Bibel zu zitieren, die ihr einleuchtete. «Wenn wir den anderen vergeben, dann vergibt der liebe Gott auch uns.»
    «Gab es da jemanden, dem sie vergeben musste?»
    «Wenn», begann Rebecca, «dann hätte sie gebetet.»
    «Warum, glaubst du, hat sie geweint?»
    Rebecca sah sich um, ließ den Blick über die Sachen ihrer Schwester gleiten. Ihre Trauer war spürbar. Wahrscheinlich dachte sie daran, wie sich das Zimmer angefühlt hatte, als Abby noch am Leben war. Lena fragte sich, in welcher Beziehung die Schwestern zueinander gestanden hatten. Obwohl Lena und Sibyl Zwillinge waren, hatten sie sich als Kinder häufig in die Haare gekriegt, angefangen beim Streit um den besten Platz im Auto bis zum Kampf um das Telefon. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass Abbys und Rebeccas Beziehung so gewesen war.
    Schließlich antwortete Rebecca: «Ich weiß nicht, warum sie traurig war. Sie wollte es mir nicht sagen.»
    Jeffrey fragte: «Ganz ehrlich, Rebecca?» Er lächelte sie ermutigend an. «Uns kannst du es verraten. Wir sagen es nicht weiter. Wir werden nicht böse. Wir wollen nur die Wahrheit wissen,damit wir denjenigen, der Abby wehgetan hat, finden und ihn bestrafen können.»
    Sie nickte. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. «Ich weiß, dass Sie helfen wollen.»
    «Aber wir können Abby nur helfen, wenn du uns hilfst», entgegnete Jeffrey. «Erzähl uns alles, Rebecca, egal wie unwichtig es dir erscheint. Wir sehen dann schon, was wichtig ist und was nicht.»
    Rebecca sah von Lena zu Jeffrey und wieder zurück. Lena konnte nicht sagen, ob das Mädchen etwas verbarg oder ob sie nur Angst hatte, ohne die Erlaubnis ihrer Eltern mit Fremden zu sprechen. So oder so, sie brauchten ihre Antwort, bevor die Familie das Kind vermisste.
    Lena versuchte möglichst unbekümmert zu klingen: «Möch test du lieber mit mir allein sprechen? Wenn du willst, reden nur du und ich.»
    Wieder schien Becca zu überlegen. Eine halbe Minute verging, bevor sie sagte: «Ich –» Doch im gleichen Moment schlug die Hintertür zu. Das Mädchen zuckte zusammen, als wäre ein Schuss gefallen.
    Aus dem vorderen Zimmer rief eine Männerstimme: «Becca, bist du das?»
    Zeke kam durch den Flur gestapft, und als Rebecca ihren Cousin sah, lief sie zu ihm, nahm ihn bei der Hand und rief: «Ich bin’s, Papa.» Dann führte

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