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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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sich bei diesen Titeln. Ich notierte drei Aktenordner-Inhalte und die Magazine. Die Disketten erwähnte ich nicht, die lagen gut verwahrt im Dunkel meiner Handtasche.
    Naider unterhielt sich derweil mit Kowalke übers Fernsehprogramm. Prima Ablenkung. Als Kowalke über die Gewalt im Fernsehen schwafelte und gerade anhub, die Gewinn- und Spielshows der Privaten in den Himmel zu loben, klingelte das Telefon. Irgendwie klang es böse.
    Ich bemühte mich, nicht aufzuspringen und zu verduften. Nur die Ruhe bewahren. Ich warf Naider einen hilflosen Blick zu. Der aber hatte sich auf Kowalke konzentriert.
    »Augenblick, bitte!«, sagte Kowalke zu Naider und hob den Hörer ab. »Guten Tag, Frau Engler … Nein, der Professor ist nicht da … Ja, es ist eine Menge Post für die Druckerei angekommen … Nein, keine Sorge, liegt wie immer im Tresor … Sie kommen morgen nicht? … Nein, Sie wissen doch, dass die Sachen bei mir sicher sind, wegen der Schecks und dem Bargeld in den Briefen, ja, natürlich. Oder soll ich die Post dem Herrn Naider mitgeben, der ist gerade hier?«
    Kowalke blickte hoch und lauschte gebannt der Stimme von Frau Engler. Sein Gesicht nahm einen leicht überforderten Ausdruck an.
    »Wissen Sie nichts von? Ich habe heute selbst mit dem Herrn Professor telefoniert … Sie wollen Herrn Naider sprechen? … Ja, das geht, er steht gerade hier.«
    Er reichte Naider den Hörer. Ich krampfte die Hände um die Plastiktüte. Ich hörte nicht, was Frau Engler sagte, aber Naider entgegnete gelassen und heiter: »Ist auch vertraulich, Frau Engler … Ja, ich verstehe, dass Sie sich übergangen fühlen, der Professor wird aber vielleicht seine Gründe haben. Die Post bringe ich Ihnen selbstverständlich gern mit … Ja, Herr Kowalke wird sicher nichts dagegen haben … Auf Wiederhören, liebe Kollegin.«
    »Alles in Ordnung, Herr Kowalke, der Herr Professor wollte Frau Engler nicht beunruhigen, ihre Nerven sind ja nicht die besten, Sie verstehen?«
    Kowalke verstand. »So, jetzt geben Sie uns noch die Post, und dann verschwinden wir auch schon und überlassen Sie Ihrem Feierabend«, forderte Naider kaltblütig und dreist.
    Kowalke zögerte einen Augenblick, dann siegte die Gewöhnung an die Prinzipien Befehl und Gehorsam. Er ging zum Tresor und holte einen Stapel Post heraus. Neue Kundenpost für den Kinderporno-Klub. Sozusagen der Höhepunkt unserer heutigen Recherchen.
    »Ich habe alles aufgeschrieben, Herr Kowalke«, sagte ich zu ihm. Meine Stimme hatte einen gelassenen Klang, obwohl meine Nerven vibrierten wie eine Hochspannungsleitung, »zählen Sie die Kassetten bitte durch und vergleichen Sie die Titel. Damit alles seine Ordnung hat. Sie wissen ja, ohne Ordnung läuft nichts!« Ich plapperte drauflos, um den Mann vom Nachdenken abzuhalten.
    »Ich glaube Ihnen auch so«, meinte er und unterschrieb die Liste. »Ich will gar nicht so genau wissen, was … außerdem kommt gleich das ›Glücksrad‹, da gibt es wieder eine Menge zu gewinnen.« Ich dankte den Privatsendern im Stillen für ihre harmonisierende Wirkung auf das menschliche Verhalten. Kowalke drehte die Glotze an und geriet in Katzenfutter-Reklame.
    »Dann wollen wir Sie nicht weiter stören«, rief ihm Naider zu. »Auf Wiedersehen und vielen Dank!«
    Wir waren schnell aus der Tür und im Auto. Mit zitternden Händen bekam ich den Schlüssel ins Zündschloss. Mit quietschenden Reifen auf die Straße und ab durch den Wald.
    »Das kann alles nicht wahr sein«, sagte ich ungläubig, »das war der Volltreffer des Jahrhunderts! Und die lassen uns mit dem Beweismaterial einfach so wegfahren. So viel Dusel kann nur ich haben.«
    »Wir!«, korrigierte Lämmchen. »Ich hatte ja wohl die Hauptrolle in dem Kriminaldrama eben.«
    Recht hatte er. »Sie waren große Klasse«, pflichtete ich ihm bei, »ich hätte Ihnen das gar nicht zugetraut. Einsame Spitze war das. Und das Telefonat mit der Engler … was hat die denn wirklich am Telefon gesagt?«
    »Dass Sie den Professor sofort über mein unbefugtes Eindringen unterrichten würde. Mehr nicht. Der Rest des Gesprächs war ein Monolog, denn die Frau hatte schon längst aufgelegt, während ich noch weiter mit ihr sprach.«
    Ich war hingerissen. »Kaltblütig und ausgebufft!«
    »Ich bin vielleicht nicht der, für den Sie mich halten, Maria«, gab er zu bedenken und rückte näher. »Vielleicht würde es sich doch lohnen, mich näher kennenzulernen.«
    Ich spürte seinen sauren Atem und überhörte den Vorschlag.

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