Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
verschiedene Menues. Betrachten Sie sich als eingeladen. Ich kann die Zeche von der Steuer absetzen!«
    Er blickte mich dankbar an. Ich schob ihm die Reste des Knoblauchbrotes hin, und er griff gierig danach.
    »Herr Austerlitz«, begann ich, »Sie haben mir bestellen lassen, ich solle mich um die ›Loge‹ kümmern. Warum?«
    »Sagen Sie doch Boris zu mir!«
    »Gern. Also – was hat es mit der Loge auf sich?«
    »Diese ›Loge‹ kümmert sich nicht nur um die Kultur, sondern macht noch andere Geschäfte!«
    Das hatte mir Höfnagel auch schon gesagt. »Welche Geschäfte? Und wie kommen Sie darauf?«
    Der Kellner unterbrach den Dialog. Boris Austerlitz bestellte eine Vorspeise, ein Nudelgericht, das teuerste Fleischgericht, anschließend die Käseplatte und noch ein Dessert. Ich überschlug den Inhalt meiner Börse, erinnerte mich an den Euroscheck in der Brieftasche. Ich hätte ihm erst nach Beendigung des Essens anbieten sollen, die Rechnung zu bezahlen!
    »Manchmal, wenn ich bei Beate war, gab es seltsame Telefonate. Es ging um Unterlagen, um Termine und um viel Geld. Es wurden auch Treffen vereinbart.«
    »Merkwürdig. Wissen Sie, wer am anderen Ende der Leitung war?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Hat sie Ihnen die Namen genannt?«
    »Nein. Als ich gefragt habe, sagte sie nur, dass es mich nichts anginge. Einmal kam so ein Anruf spät abends. Es war dieser Journalist, Prätorius. Sie hat ihn mit seinem Namen angesprochen. Es ging um eine größere Geldsumme, Beate wollte die Hälfte davon haben. Sie hat sich mit ihm gestritten.«
    »Wann war das?«
    »Etwa eine Woche vor der Premiere des ›Krugs‹. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil sie mir an diesem Abend ihre Rolle noch einmal vorgespielt hat.«
    »Was hat sie zu ihm über dieses Geld gesagt?«
    »Es sei eine Summe, die ihr zustünde.«
    Ich wurde nicht schlau aus der Sache. »Wissen Sie eigentlich, dass Beate Elsermann Gründungsmitglied der ›Loge‹ war?«
    Er hatte keine Ahnung. Ich legte die Gabel beiseite und mobilisierte meine Gehirnzellen. Die Sache roch nach Erpressung. Nello und Elsermann nicht nur als Liebes- sondern auch als Erpresserpärchen? War der Mord an Nello und Elsermann ein Racheakt? Boris Austerlitz schien eine ähnliche Erkenntnisphase durchzumachen. Er hatte seine Salbeinudeln nur zur Hälfte verdrückt, und ich merkte, wie sein Blick auf mir ruhte. Seine Lebenskräfte schienen wiederzukehren.
    »Erpressung?«, fragte ich.
    »Das ist es! Die vielen Anrufe, die Geheimnistuerei. Doch wer war das Opfer der Erpressung?«
    »Jemand, der zahlen kann«, sinnierte ich. »Wie wäre es mit Feudel? Er hat viel Geld und will Generalintendant werden. Da passen dunkle Punkte nicht ins Bild.«
    »Aber er hat nicht gezahlt, sondern die Sache mit Mord erledigt!«
    Boris Austerlitz' Gesicht hatte eine frische Farbe angenommen. Hastig trank er das Glas Chianti in einem Zug aus.
    »Jetzt müssen wir nur noch rauskriegen, was Feudel zu verbergen hat! Und das dürfte, gelinde gesagt, ziemlich schwierig sein«, dämpfte ich seine Freude.
    »Wenn jemand erpresst wird«, sagte Boris mit vollem Mund, »dann liegt oft etwas Schriftliches vor. Irgendwelche Unterlagen. Was könnte er also angestellt haben?«
    »Steuerhinterziehung, illegale Geschäfte wie Waffenhandel oder Drogen, sexuelle Straftaten, Fahrerflucht – da ist vieles möglich. Und ich glaube nicht, dass sich Feudel die Finger selbst schmutzig gemacht hat, um Beate und Nello aus dem Weg zu räumen!«
    »Genau! Das braucht er doch nicht«, meinte Boris, »er hat doch jemanden für die Drecksarbeit. Seinen Leibwächter.«
    »Gleich zwei Morde? Nur um Intendant zu werden?« Ich war skeptisch.
    »Sie müssen sich an Feudel heranmachen«, schlug er vor, »und rauskriegen, was er zu verbergen hat. Können Sie nicht so tun, als hätten Sie Unterlagen von Nello bekommen, die ihn belasten?«
    »Wie nett! Damit er mich auch noch durch sein wasserstoffblondes Fallbeil meucheln lässt? Nein, danke!«, lehnte ich ab.
    Die Idee hat aber trotzdem was, dachte ich, der Bluff auf hohem Niveau ist sowieso ein langjähriger, erfolgreicher Bestandteil meines journalistischen Repertoires.

»Die Geschichte von Adam und Eve« als Weltbestseller
    Bevor ich bluffen konnte, erhielt ich eine Einladung zu einer Pressekonferenz. Der Verlag Kitschenheuer und Wiep lud ein zu der Vorstellung eines Buches, das versprach, ein Weltbestseller zu werden. Der Autor war der bekannte Bierstädter Schriftsteller Lazarus

Weitere Kostenlose Bücher