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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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der Konkurrenz nicht mal kräftig in die Suppe spucken«, meinte Schöller. »Eine Kopie geht noch heute raus! Aber Sie müssen mich auf dem Laufenden halten!«

Abschied von Möhrentorte und Kräutertee
    Ich musste dreimal hinschauen, um ihn wiederzuerkennen. War das der kleine Nello-Sprössling, das Mitglied der Gruppe »Autonome Kulturarbeiter«, der Entführer des eigenen Vaters? Er war es. Er wartete vor der Redaktion des »Bierstädter Tageblattes« und saß in einem Sportwagen. Seine Haare waren nach Yuppie-Art geschnitten, die Sonnenbrille kam aus dem Stall eines Automobilherstellers und quer der Brust prangten die Lettern: BOSS.
    »Potz Blitz«, entfuhr es mir, »Sie haben sich aber verändert. Was ist passiert?«
    »Mein Alter!«, grinste er. »Endlich hat er sich mal nicht lumpen lassen. Ich habe geerbt.«
    Ich erinnerte mich an die Kontoauszüge, die ich in Nellos Wohnung gefunden hatte, und verstand nicht.
    »Steigen Sie ein«, schlug er vor und öffnete die Tür des Cabrios, »wir machen eine kleine Tour. Der Wagen muss mal ausgefahren werden.«
    »Das trifft sich gut, ich muss sowieso etwas mit Ihnen bereden. Ich nehme an, Sie wollen noch immer wissen, wer Ihren Vater umgebracht hat?«
    Er nickte. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und fiel in weiche Autopolster, die meinen Körper umklammerten.
    »Wo fahren wir hin?«, wollte ich wissen.
    »Wir wär's mit ein paar Kilometerchen auf der Autobahn Richtung Sauerland?«
    »Bloß nicht. Aus dem Alter bin ich raus. Ich habe keine Lust auf pubertäres Autogeprotze.«
    »In der Nähe ist ein Pub!«, sagte er. Ich nickte, und er startete seine Kiste mit viel Gas und Geheul.
    »Nicht mehr ins Café ›Samowar‹ mit Möhrenkuchen und Kräutertee?«, fragte ich spöttisch. Er fühlte sich nicht angesprochen.
    Der »Pub« war ein neureicher Tropenholz- und Messingschuppen im Stil eines englischen Segelschiffes.
    Aristide bestellte ein Bitterbier, ich orderte ein Mineralwasser und ein Kännchen Kaffee.
    »Wie geht es Ihrer Mutter?«, wollte ich wissen.
    »Sie lebt auf! Keine Sorgen mehr um das tägliche Brot, kein Ärger mehr mit Vater. Ja, es geht ihr so gut wie in den letzten zwanzig Jahren nicht mehr.«
    »Das freut mich. Hat Nello ihr etwas hinterlassen?«
    »Ja, obwohl sie geschieden waren. Sie hat die eine Hälfte seines Vermögens geerbt, ich die andere.«
    »Haben Sie damit gerechnet, dass es so viel sein würde?«, fragte ich, obwohl ich noch keine Ahnung hatte, wie viel es denn eigentlich nun gewesen war.
    »Im Leben nicht! Wir fielen aus allen Wolken!«
    »Wie viel war es denn?«
    »300.000 Mark! Und er hat um jeden Pfennig, den er Mutter geben musste, ein Riesentheater gemacht!«
    »Das gibt es doch nicht! Woher hatte er das viele Geld?«
    »Keine Ahnung! Es lag auf einem Festgeldkonto bei der Sparkasse.«
    »Sehr mysteriös!«
    In meinem Gehirn tanzte das Wort »Erpressung« Rumba. Aber ich sagte nichts. Erpresstes Geld muss vielleicht an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden.
    Zuerst war Beutelmoser dran. Ich erzählte Aristide die Geschichte des Buchmanuskriptes. Dann rückte ich mit meinem Vorschlag heraus. Er hörte aufmerksam zu, stellte ein paar ziemlich intelligente Fragen und sagte dann »ja«.
    »Werden Sie das alles auch durchhalten?«, vergewisserte ich mich.
    »Aber natürlich!«, meinte er entrüstet. »Ich habe schließlich jahrelang an der Universität in der Theatergruppe mitgespielt. Diese Rolle ist ein Klacks für mich!«

Feudel hat Interesse und ich einen flauen Magen
    »Sie wissen doch, dass Nello von Prätorius und ich miteinander befreundet waren. Prätorius hat mir einen Aktenordner vererbt, den er bei seiner Bank deponiert hatte. Darüber würde ich gern einmal mit Ihnen reden, Herr Feudel!«
    Gut, dass die Telefonleitung uns trennte, denn dicke Bluffs sieht mir jeder am Gesicht an. Mir war flau im Magen, und kleine Hitzewellen trieben mir Schweißperlen auf die Stirn. Ich hörte Feudel tief durchatmen.
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, Frau Grappa! Irgendwie hört sich das, was Sie vorschlagen, wie eine Drohung an. Sie erlauben, dass ich zu meinem eigenen Schutz den Lautsprecher an meiner Telefonanlage einschalte? So können meine Mitarbeiter das Gespräch verfolgen.«
    »Meinetwegen. Wenn Sie viel Vertrauen zu Ihren Mitarbeitern und nichts zu verbergen haben!«
    Ich musste vorsichtig formulieren und mich clever verhalten. »Ich schalte mein Diktiergerät ein, Herr Feudel! Aber das Ding nimmt nur das

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