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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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finanziell saniert. Ich weiß, dass Ihr Verein ein großes Vermögen besitzt. Und dass das Geld irgendwo hinfließt, wo es nichts zu suchen hat.«
    Meine Kunstpause ließ die Spannung steigen. Sogar »Putzi« tat, als würde er meine Worte verstehen.
    »Irgendwas stimmt mit der ›Loge‹ nicht. Nello waren diese Unregelmäßigkeiten bekannt. Hat er Sie vielleicht erpresst, Herr Feudel?«
    Feudel guckte mich verdutzt an. Seine Verwunderung schien echt zu sein. Die Oberlippe zitterte. Ich starrte ihn an. Irgendwas würde gleich passieren. Er zieht mir eine mit der Weinflasche über den Schädel, dachte ich, oder lässt seinen Wachhund auf mich los.
    Doch Feudel tat Ungewöhnliches. Er ignorierte seine zu kurze Oberlippe und brüllte los vor Lachen. Er lachte und lachte, und die Tränen liefen ihm übers Gesicht.
    Ich schwieg verdattert. Und dann grölte »Putzi« auch noch mit. Es waren Geräusche wie im tropischen Regenwald, bevor die Sonne »Gute Nacht« sagt.
    Otto Grünger verharrte regungslos mit einer Flasche in der Hand am Ende des Tisches. Er traute sich keinen Schritt näher heran.
    Nach einer Weile hatte sich Feudel gefangen. Er trocknete sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab und kicherte: »Dass der Abend so lustig werden würde, hätte ich gar nicht gedacht!«
    Ich ignorierte seinen Spott und tat meine Arbeit. »Und nun zu Ihnen, Herr Beutelmoser! Nello wird an dem Abend freigelassen. Er ruft Sie an und fragt, ob er vorbeikommen kann. Sie holen ihn mit ihrem Auto am Stadtpark ab. Nello hat sein Romanmanuskript dabei – das Original, versteht sich! Sie haben das Werk bereits in kurzen Auszügen gelesen und halten es für gut. Sie wittern die Chance, das Buch zu stehlen und gleichzeitig den Entführern die Tat in die Schuhe zu schieben. Für mich sind Sie der Mörder! Sie haben Nello getötet!«
    Beutelmoser rührte sich nicht. Er hatte die Hand um sein Glas gelegt, und die Handknochen traten weiß hervor. Jetzt fehlt nur noch der Zusammenbruch und das Geständnis, dachte ich, dann ist der Fall gelöst. Zumindest im Film lief das immer so.
    »Sie sind eine Teufelin!«, zischte Feudel und stand auf. Er stolperte zu Beutelmoser und legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern. Dann sagte er: »Jeder, der sich diese Beleidigungen nicht mehr anhören will, geht jetzt!«
    »Nun warten Sie doch, meine Herren!«, rief Otto Grünger verzweifelt aus. Er hatte eine edel aussehende Flasche in der Hand. »Jetzt kommen die französischen Champagnersorten!«
    »Saufen Sie Ihren Dreck alleine!«, brüllte Paul Pistor. »Wir gehen jetzt! Kommt, lasst uns in eine richtige Kneipe gehen, wo es Bier gibt! Und was Ordentliches zu essen.«
    Feudel, Pistor, Beutelmoser und »Putzi« trollten sich.
    »Irgendwie ist der Abend in die Hose gegangen«, meinte ich etwas kläglich. Höfnagel widersprach nicht.
    Er winkte Otto Grünger heran, und wir begannen mit einem ausführlichen Champagner-Test.
    »Ich weiß nicht, was alle Welt an Champagner findet!«, sagte ich irgendwann. »Ein trockener Riesling-Sekt ist mir lieber!« Ich scheiterte inzwischen nicht nur an den Zischlauten, sondern verschluckte auch noch die Endungen.
    »Grappa-Mäuschen«, lallte Höfnagel, »wir beide haben die Sache grandios vermasselt. Die laden mich nicht mehr ein zu ihren Sitzungen! Und Mitglied werde ich auch nicht mehr!«
    »Na und? Was wollen Sie in diesem dämlichen Altherren-Klub?«
    »Sag Jacques zu mir!«, forderte er.
    »Gut, dann sag ich ab heute Jacques zu dir!«, versprach ich. »Du darfst Grappa zu mir sagen!«
    »Danke!« Er lächelte selig, wollte nach dem Glas greifen und stieß es um. Mit unsicheren Fingern grapschte er danach und warf es mit einem schrillen Schrei hinter sich. Es hörte sich an wie ein russischer Trinkspruch. Dann fiel er rückwärts von der Sitzbank.

Willkommen im Klub der Ausbeuter und Scharlatane!
    Nur ausgefeilte Schminktechniken und teure kosmetische Hilfsmittel gaben mir ein menschliches Antlitz wieder. Mein Kopf dröhnte, und ich war missgelaunt, als ich in der Redaktion auftauchte.
    Jansen begrüßte mich. »Du siehst aus wie der junge Morgen!«, komplimentierte er. Ich glaubte, pure Ironie in seinen Worten zu entdecken.
    »Noch so was, und du kannst dir deine Story in die Haare schmieren«, brummte ich, »ich bin am Ende. Ich komme nicht weiter. Ich weiß nicht, wo ich weitermachen soll. Ich will weg. Ich brauche Urlaub.«
    »Könnte es sein, dass du einen Kater hast?«, fragte Jansen. Ich konnte ihm

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