Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
auf, was ich sage, so dass die Vertraulichkeit unseres Gespräches nicht verletzt wird.«
    »Nun gut. Was sollen diese angebliche Akten denn enthalten?«
    »Beweise. Schriftstücke und Belege.« Ich log wie gedruckt.
    »Original?«
    Eine gefährliche Frage. Ich entschied mich »nein« zu sagen.
    »Kopien also. Die haben keine Beweiskraft!«
    »Ach nein? Um Ihren guten Ruf zu ruinieren, reichen Sie allemal!«
    »Was wollen Sie?«
    »Überhaupt nichts.«
    »Wie viel?«
    »Herr Feudel, ich muss doch sehr bitten! Sie halten mich ja für eine Erpresserin! Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich die Akte habe. Aus reiner Fairness. Wenn ich sie studiert habe, bekommen Sie die Unterlagen zurück oder ich übergebe die Schriftstücke der Polizei.«
    »Können wir uns treffen und in aller Ruhe darüber reden?«
    Er wirkte plötzlich nicht mehr so selbstbewusst. Ein Treffen wäre unklug gewesen. Immerhin hatte ich die Gewissheit, dass Feudel, der große Bierstädter Kulturmäzen, eine Leiche im Keller abgelegt hatte. Aber zuerst war Beutelmoser dran. B kam im Alphabet noch immer vor F.

Beutelmosers unheimlich leiser Abgang
    Das neue Bierstädter Rathaus, als letzte kommunale Kraftanstrengung vor vier Jahren für 65 Millionen errichtet, lag in der Mittagssonne. Der rote Granit zeigte dem nicht farbenblinden Besucher, wer die Politik in dieser Stadt bestimmte.
    Hier hatte Gregor Gottwald sein Büro. Sein Zimmer ahmte nicht die postmoderne Sachlichkeit aus Einrichtungskatalogen für Manager nach. Auf dem Boden lag ein orientalischer Teppich in kräftigen Farben und mit floralen Motiven, an den Wänden hingen zahlreiche fröhliche Aquarelle, die Landschaften unter südlicher Sonne zeigten.
    Im Erdgeschoss des Rathauses gab es ein kleines Restaurant, dessen Speisenkarte sich in den letzten Jahren nur im Preis nach oben entwickelt hatte. Das Pächterehepaar hatte vermutlich einen Vertrag auf Lebenszeit ergattert und war nicht mehr loszuwerden.
    Der Verlag Kitschenheuer und Wiep hatte einen Raum des Etablissements gemietet, um »Die Geschichte von Adam und Eve« der Öffentlichkeit vorzustellen.
    Schon vorab hatte der Verlag die Werbetrommel kräftig gerührt, und alle hatten mitgemacht. Auch das »Bierstädter Tageblatt«, denn niemand wollte ein Werk verpassen, das demnächst auf die höchsten Sprossen der Bestseller-Skala klettern sollte. Es passierte nicht oft, dass sich bei uns in Bierstadt ein internationales Kulturereignis präsentierte.
    Im Café saß der Repräsentant des Verlages, flankiert von einem aufgedrehten Lazarus Beutelmoser, dessen Miene vereiste, als er mich sah.
    Heiter und gut gelaunt mischte ich mich unter die Kollegen meiner Zunft, die plaudernd um die Tische herumstanden.
    Ich brannte darauf, einen Blick auf die Neuerscheinung zu werfen. Der Strohwolt-Lektor hatte mir das Manuskript geschickt, das ihm Nello kurz vor seinem Tod angeboten hatte.
    Die Lektüre hatte außergewöhnliche Herausforderungen an mein Durchhaltevermögen gestellt. Wer immer das Buch verfasst hatte, Nello oder Beutelmoser, ich hielt es für eine geschwätzig-weinerliche und vor allem ausufernd breite Klage über einen Naturprozess, der in der Biologie schlicht »Altern« genannt wird.
    Irgendwann in der vergangenen Nacht hatte ich mich durch die 354 Seiten gekämpft, war erschöpft ins Bett gefallen und hatte geschlafen wie eine Tote.
    Den Ringen unter den Augen war ich am Morgen mit viel Make-up zu Leibe gerückt, Augentropfen brachten meine geröteten Augäpfel wieder in den Normalzustand. Nach drei Tassen Kaffee fühlte ich mich so wie immer.
    Hoffentlich war die Quälerei nicht vergebens, dachte ich. Wenn Beutelmosers Roman nicht mit Nellos Manuskript übereinstimmt, dann gebe ich meinen Beruf auf, schwor ich mir.
    Der Verlag hatte viele Journalisten mobilisieren können. Etwa fünfzehn Vertreter von Kulturseiten oder Literaturzeitschriften waren gekommen. Sie trugen einen speziellen Gesichtsausdruck zur Schau, als versuchten sie, das mangelnde Interesse für ihre Artikel in der Leserschaft durch besonders forsche Arroganz und Verwendung von komplizierten Fremdwörtern zu kompensieren.
    Ich hatte so was bislang nur bei den Kollegen der Blut-und-Sperma-Presse bemerkt. Die spielen immer die ganz Coolen und Hartgesottenen und kotzen genauso wie ich, wenn sie Leichenteile sehen.
    Endlich kam er. Ich war beruhigt.
    »Ich dachte schon, Sie hätten Angst bekommen«, zischte ich ihn an, »ohne Sie läuft die Sache nicht!«
    »Keine Sorge«,

Weitere Kostenlose Bücher