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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Kleinen küssen können! Ich drückte auf, da waren seine Schritte schon hinter mir.
    Mit dem Absatz fegte ich den Keil weg, doch die Tür hatte Zeit. Gemächlich wie immer fiel sie langsam zu.
    Der Aufzug war da. Gleichzeitig mit »Putzi«. Er schlug mich mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich schrie los.
    Ich sah noch, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. »Putzi« wurde für einen Augenblick abgelenkt.
    Die Fahrstuhltür war aus Stahl. Ich riss sie auf, schlüpfte rein und hielt sie von innen zu. In dem schmalen Fenster der Fahrstuhltür sah ich das verzerrte Gesicht des Leibwächters. Ich drückte auf fünf.
    Endlich! Die Innentür schloss sich. Wenn »Putzi« mich kriegen wollte, musste er über die Treppe spurten.
    In der fünften Etage wohnte ich allein. Lust auf eine weitere Begegnung mit dem Kerl hatte ich nicht. Der rote Schalter der Notbremse war flugs heruntergedrückt. Der Fahrstuhlkorb blieb zwischen den Etagen hängen.
    Ich atmete durch. Ich hing zwar im Schacht, aber niemand kam an mich dran. Mit der Faust schlug ich auf den Alarmknopf.
    Das Schellen war Musik in meinen Ohren. Erst jetzt kam die Angst. Meine Knie versagten, und ich rutschte die Fahrstuhlwand herunter und blieb auf dem Boden sitzen.
    Nach der Angst kam die Wut. Und dann kam der Hausmeister und wollte den Befreiungsschlag starten.
    »Sie müssen ganz flach atmen«, brüllte er von oben in die Kabine, »um Sauerstoff zu sparen. Ich werde Sie sofort mit dem Handseil hochziehen!«
    »Nicht nötig!«, schrie ich mit trockenem Hals. »Ich komme selber hier raus!«
    Ich drückte die Notbremse nach oben, und der Lift bewegte sich. Mehrere Hände machten die Tür auf. Erleichtert trat ich hinaus.
    »Sie haben die Notbremse selbst betätigt, Frau Grappa?«, fragte der Hausmeister. Ich nickte nur und wollte die Treppe hinaufsteigen.
    »Moment!«, sagte er. »So einfach geht das nicht. Ich muss ein Protokoll über die Störung aufsetzen!«
    »Es war keine Störung. Ich habe den Schalter nach unten geklappt und den Alarmknopf gedrückt.«
    »Warum?« Er konnte es nicht fassen.
    »Ein Test!«, gab ich zurück. Ich war fertig und wollte nur noch in meine Wohnung. Essen, baden, fernsehen oder lesen. Doch der Hauswart ließ nicht locker.
    »Und wer war der Mann, der aus dem Haus rannte?«
    Mir fiel keine witzige Antwort ein, also schwieg ich und ging nach oben in mein gemütliches Heim.
    Meine rechte Gesichtshälfte war geschwollen und taub. Zum Glück hatte ich immer Eiswürfel im Kühlschrank.
    Ich schloss mich ein und setzte mich vor das Telefon. Meine Katzen kamen langsam unter dem Bett hervor und strichen um meine Beine. Ich griff zum großen Gelben und hatte die Nummer schnell gefunden. Er war zu Hause und meldete sich.
    »Hören Sie gut zu, Feudel!«, zischte ich und spie ihm meine ganze verdammte Wut in sein Teiggesicht, das ich lebhaft vor mir sah. »Dass Sie mir Ihren Gorilla auf den Hals gehetzt haben, war ein großer Fehler! Jetzt kauf ich Sie mir!«
    Seine Antwort konnte mir gestohlen bleiben, ich knallte den Hörer auf die Gabel und fühlte mich sofort wohler.
    Meine Weinflaschen lagen leider alle im Keller, doch noch einmal runtergehen? Nein, danke! Wer weiß, wer da unten auf mich warten würde.
    Tomatensaft mit Tabasco-Soße und Zitronensaft war kein schlechter Ersatz. Ich warf vier Eiswürfel in den Drink und acht in eine Plastiktüte, die ich an meine Wange hielt. Das Eis hatte im Handumdrehen den Siedepunkt erreicht.

Viel Weichspüler für mein Gewissen
    Beutelmoser hatte ein Zimmer in der geschlossenen Abteilung des Landeskrankenhauses bezogen. Meine Gewissensbisse bekämpfte ich mit der Lektüre eines christlich angehauchten Philosophen, der in den Geisteskranken von heute die Mystiker des Mittelalters wiedererkennt.
    Das Krankenhaus hat außerdem einen sehr guten Ruf, manche Patienten wollen gar nicht mehr weg, erzählte ich mir. Wenn Beutelmoser Nellos Mörder war, konnte ihm der Aufenthalt in einer Psychiatrischen Klinik im späteren Prozess vielleicht das Gefängnis ersparen. Also hatte er keinen Grund, böse auf mich zu sein.
    Die Beschwichtigungsversuche für meine Seele waren erfolgreich. Nach einigen Minuten Gehirneigenwäsche konnte ich wieder frei durchatmen.
    In der Redaktion ließ ich mich ausgiebig von den Kollegen bedauern. Von »Putzis« Schlag war zwar nicht mehr viel zu sehen, doch seine Pranke hatte meine Zähne getroffen, von denen einige ein bisschen wackelten. Mein Zahnarzt beruhigte mich und erklärte mir

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