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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Taverne verließen, sah ich Jason Kondis in ein Gespräch mit dem Wirt vertieft. Almuth Traunich stand daneben. Kondis redete in griechischer Sprache auf sein Gegenüber ein und deutete auf Frau Traunich. Doch der Wirt zeigte sich nicht beeindruckt.
    Kondis legte an Lautstärke und Schärfe zu. Almuth Traunich verfolgte den Dialog mit sichtbarer Spannung.
    Ich sah mich um. Wo war ihr Mann? Er stand noch auf der Terrasse und versuchte, zwei Touristinnen in ein Gespräch zu verwickeln. Englische Wortfetzen drangen zu mir.
    Die drei anderen waren inzwischen handelseinig. Der Wirt ging an Alfred Traunich vorbei und hängte den Vogelkäfig ab. Almuth ging ihm ein Stück entgegen und streckte die Hände aus.
    Alfred Traunich war bei den beiden Mädchen auf der Terrasse abgeblitzt und stand plötzlich im Raum. Sein Blick fiel auf seine Angetraute, die den kleinen Vogel mit weichem Blick betrachtete.
    Mit dickem Hals steuerte der Architekt auf seine Frau zu. »Hast du etwa diesen Piepmatz …?« Seine Stimme war nur noch ein wütendes Kreischen.
    Almuth Traunich wurde kreidebleich und zuckte zusammen, als rechne sie mit Fausthieben. Ihre Hände krallten sich an dem Käfig fest.
    »Hören Sie auf zu brüllen!«, hörte ich mich schreien. Die Wut kroch unaufhaltsam meinen Rücken hoch. »Ich habe den Vogel gekauft, um ihn freizulassen. Ihre Frau hält den Käfig nur so lange, bis ich die Scheine zusammengekramt habe.«
    »Ich habe das schon erledigt«, sagte Kondis. »Sie können es mir später zurückgeben, Frau Grappa!«
    »Dann können wir ja gehen!«, stellte ich fest und warf Alfred Traunich einen finsteren Blick zu. »Sie sind nicht nur eine Strafe für Ihre nette Frau, sondern für die ganze Gruppe!«, schleuderte ich ihm entgegen. Diesen Ton kannte er nicht. Er zog an seiner kalten Zigarre und starrte mich an.
    Almuth Traunich stellte im Bus den Vogelkäfig neben sich auf den Sitz. Ihr Gatte verzog sich schmollend in den hinteren Teil des Fahrzeugs und setzte sich neben Martha Maus, die sofort anfing, in ihrem Reiseführer zu lesen. Eine Geste der Solidarität, ging es mir durch den Kopf.
    Ich setzte mich hinter Frau Traunich. Der kleine Vogel klammerte sich an das Käfiggitter. Die ungewohnte Umgebung machte ihn noch ängstlicher.
    »Bald hat er es hinter sich«, sagte ich.
    »Danke!« Ihr Blick war feucht.
    »Ich machte heute Nachmittag einen Ausflug ins Pleistostal. Wenn Sie wollen, lasse ich das Vögelchen dort fliegen.«
    »Das ist eine gute Idee«, strahlte sie. »Aber Sie müssen mir erzählen, wie es gewesen ist. Ob er gleich weggeflogen ist und wohin.«
    Ich versprach es. Die Fahrt zum Hotel war kurz. In meinem Zimmer angekommen, öffnete ich die Balkontür und stellte den Käfig in ein schattiges Plätzchen.
    Ich duschte, zog mich um und wartete auf Kondis.

Oregano, Thymian und eine unwirkliche Begegnung
    Er hatte sich vom Besitzer des Hotels einen Jeep mit offenem Verdeck geliehen. Niemand bemerkte, dass wir einen Ausflug zu zweit machten. Die anderen hatten fröhlich schwatzend das Hotel bereits verlassen, um die Souvenirläden zu plündern.
    Ich setzte mich neben Kondis und hielt den Vogelkäfig auf meinem Schoß und den Panamahut fest auf den Kopf gedrückt, damit der Wind ihn nicht wegpusten konnte.
    Kondis spielte mal wieder den Wortkargen. Hinter Delphi, einen halben Kilometer nach der Abfahrt zum Heiligtum der Athena Pronaia, bog ein enger Weg plötzlich von der Hauptstraße ab. Er führte steil nach unten. Kondis schwieg noch immer. Ich kam mir vor wie auf einer Party, zu der ich nicht eingeladen war.
    Sollte ich ein Gespräch beginnen? Nein, dachte ich, du hast es satt, den Alleinunterhalter zu spielen. Der Ausflug ins Pleistostal war schließlich seine Idee gewesen, also musste er mich bei Laune halten und nicht umgekehrt.
    Der kleine Distelfink saß auf dem Boden des Käfigs und drückte sich in eine Ecke. Sein kleines Herzchen pochte.
    »Hoffentlich hat er das Fliegen nicht verlernt«, sagte ich.
    Kondis blieb stumm. Er konzentrierte sich auf den Weg, der nur aus Schlaglöchern zu bestehen schien.
    Ich betrachtete die Landschaft. »In Frankreich wird die wilde Sträucherlandschaft ›Garrigue‹ genannt, in Italien ›Macchia‹ und in Griechenland …?« Vielleicht konnte ihn eine Frage nach der Flora in Schwung bringen.
    »Sie heißt ›Longos‹«, erklärte er. »Longos – wie der antike Dichter, der die Liebesgeschichte von Daphnis und Chloe geschrieben hat. Kennen Sie das Werk?«
    »Nie

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