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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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sind
    »Ein Telefongespräch für Sie, Señora«, sagte eine Frauenstimme.
    Das Fax war gerade weg, Peter Jansen konnte es also auf keinen Fall sein. Ich hob den Hörer ab.
    »Wenn Sie gestern für mich erreichbar gewesen wären«, sagte die kühle Stimme von El Lobo zu mir, »dann hätte ich Ihnen gesagt, dass man Sie bereits erwartet.«
    »Woher wissen Sie, wo ich bin?« Eine bessere Frage fiel mir nicht ein.
    »Die Spur, die Sie hinterlassen, ist unübersehbar«, entgegnete der Killer, »besonders Ihr junger Freund benimmt sich ziemlich unkonventionell. Soll er Sie beschützen?«
    »Eigentlich schon. Doch bisher ist es leider umgekehrt.«
    El Lobo lachte. »Ich rufe an, weil ich eine wichtige Information für Sie habe. Fahren Sie wieder zurück nach Bierstadt. Die Sachertorte ist dort inzwischen angekommen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird sie verschickt. In Toledo ist für Sie nichts mehr zu erfahren.«
    »Wir wollten sowieso gerade los.«
    »Sehr vernünftig. Und passen Sie unterwegs auf. Ich möchte, dass Sie gesund in Bierstadt ankommen. Ich brauche Sie noch.«
    »Wann endlich zeigen Sie mir Ihr Gesicht, Sie verdammter …«
    »Aber, aber«, unterbrach er mich, »eine Dame flucht nicht.«
    »Auf Ihre Knigge-Tipps kann ich verzichten«, zickte ich, »aber lassen wir das. Darf ich Sie auch was fragen?«
    »Nur zu.«
    »Was genau versteckt sich hinter dem Namen Sachertorte?«
    »Was? Das wissen Sie noch immer nicht? Sie enttäuschen mich, Frau Grappa. Ich hätte Sie für pfiffiger gehalten. Aber ich will Ihr Informationsdefizit gern auffüllen. Die Sachertorte ist etwa 2,5 Kilogramm schwer und rund 280 Millionen Dollar wert. Ihre Bestandteile sind nicht Schokolade, Teig und Buttercreme sondern waffenfähiges Plutonium.«
    »Ach du Schreck! Etwa das Zeug, aus dem man Atombomben bastelt?«
    El Lobo antwortete nicht mehr. Er hatte den Hörer aufgelegt.
    Ich muss raus aus der Sache, dachte ich panisch, das war kein Gesellschaftsspiel mehr. Waffenhandel – das wäre ja noch gegangen. Das Verschieben ein paar alter NVA-Möhrchen in Krisengebiete der Dritten Welt. Eine Giftgasfabrik für ein Folterregime in Afrika. Viele deutsche Firmen bessern ihre Bilanzen auf, indem sie Geschäfte am Kriegswaffenkontrollgesetz vorbei machen. Aber Plutonium? Ein Schauder lief mir den Rücken herab. Ich dachte an die Bilder von Hiroshima und Tschernobyl. An die Atomwaffentests der Amerikaner auf dem Bikini-Atoll und die Versuche der Franzosen in Muroroa.
    »Wer war das?«, wollte Rocky wissen.
    »Ein Freund«, erklärte ich abwesend.
    »Und warum redest du mit ihm über Atombomben?«, ließ er nicht locker.
    »Hör zu, Kleiner«, sagte ich, »wir machen uns vom Acker, und zwar pronto. Ich lade dich in Bierstadt bei deiner Mama ab, und du vergisst, dass du jemals mit mir in Spanien gewesen bist. Hast du's begriffen?«
    »Behandle mich nicht wie einen Idioten«, forderte mein Bodyguard, »ich ahne, was da läuft. Die Sache ist dir plötzlich zu heiß, und du hast die Hosen voll.«
    »Und wenn schon. Das ist meine Sache.«
    Wir schwiegen uns eine Weile an.
    »Lass uns den Brüdern den Deal versauen«, schlug Rocky dann vor.
    »Ach ja?« Ich lachte auf. »Und wie willst du das machen? Du bist hier nicht in der Wüste bei deinen lächerlichen Nahkämpfen mit einem Messer zwischen den Zähnen. Diese Sache hier wird auf internationalem Parkett ausgetragen, dort trägt man Maßanzüge, Brillantuhren und reist in Privatjets. Was meinst du, was passiert, wenn du in deinem Safarianzug dort auftauchst und ihnen ihr Spielzeug wegnehmen willst? Die lachen sich schlapp und pusten dich weg in Null Komma nichts!«
    Rocky reagierte nicht auf meine Provokationen. In seinem Jungengesicht stand die Entschlossenheit, die Welt vor einer nuklearen Katastrophe zu bewahren.
    »Du bist feige!«, schleuderte er mir entgegen. »Gerade jetzt lohnt es sich weiterzumachen!«
    »Lass mich in Frieden«, unterbrach ich ihn grob. »Die atomare Gefahr ist heutzutage vorbei – das kannst du in jeder Zeitung nachlesen.«
    »Und warum will dann jemand das Zeug haben, aus denen die Dinger gemacht werden?«
    Ich seufzte. Wo er recht hatte, hatte er recht.
    »Lass uns erst mal aus Toledo rausfahren«, schlug ich vor, »dann sehen wir weiter. Bist du soweit?«

Die Fäden der Erkenntnis
    Durch das Gespräch mit El Lobo hatte ich die Briefe an die Firma Puerta del Sol fast vergessen. Wir fuhren auf der Autopista Richtung Madrid.
    »Falls wir keinen Flug zurück

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