Grappa 07 - Killt Grappa
meldete. »Was gibt es Neues?«
»Wir haben eine Frau gefunden, die allen Grund hat, Dr. Grid umzubringen. Sie hat erfolglos einen Kunstfehlerprozess gegen ihn geführt. Interessiert?«
»Immer«, antwortete ich. »Aber für morgen steht meine Story schon. Jeden Tag ein neues Häppchen für das Leservolk, die Sache auf kleiner Flamme köcheln bis zum ultimativen Countdown – so ist es richtig, so hab ich's gern und so wird's gemacht. Den Namen kannst du mir heute Abend sagen. Um acht bei mir?« Die letzten beiden Sätze hatte ich gegurrt.
»Sag mir erst, was du rausbekommen hast. Wie war's bei der Haushälterin?«
»Sehr aufschlussreich«, wich ich aus. »Du hättest mir ruhig sagen können, dass Frau Ambrosius solch ein scharfer Feger ist. Ich war auf eine Oma mit Dutt eingestellt, die nach grüner Seife riecht.«
»Ist mir gar nicht aufgefallen«, log er. Ich hörte ihn durchs Telefon grinsen.
Eine neue Spur
Ich studierte das Foto noch einmal, das hinter Eva Grids Spiegel gesteckt hatte. Der Bauernhof lag auf flachem Gelände, von Hügeln keine Spur. Die Bäume in dem Wald waren eindeutig Birken. Sie hatten eine helle Rinde und streckten sich schlank in die Höhe. Morgen würde ich die Pressestellen und die Fremdenverkehrsbüros anläuten und nach einem Bauernhof mit roten Backsteinen, schwarzen Balken und einem Birkenwald fragen.
Für heute hatte ich genug. Ich musste meine Behausung gästefertig machen, bevor Nik auftauchte. Er gab sich immer solche Mühe, wenn ich mein Erscheinen angekündigt hatte; brachte seine Wohnung auf Hochglanz wie Meister Proper höchstpersönlich.
Auf dem Heimweg machte ich bei einem italienischen Lebensmittelladen halt, erstand Gorgonzola, Oliven und Mortadella. Wein, Brot, Tomaten und Parmaschinken hatte ich noch zu Hause.
Nik kam, als ich gerade die Tüte ausgeräumt hatte und dabei war, mir diese komplizierte Tätigkeit durch ein erstes Glas Valpolicella zu erleichtern.
»Ich habe dir meinen Artikel ausgedruckt«, sagte ich, »er liegt dort auf dem Schreibtisch. Wenn du willst, kannst du ihn lesen.«
Er wollte, und etwa fünf Minuten hörte ich nichts mehr von ihm. Dann schallte ein lautes Lachen zu mir.
»Dem alten Baißer hast du's aber gegeben«, rief Nik. »Hat er euch wirklich den Film mit den Bildern vom Tatort weggenommen?«
»Nein. Turkey hat schnell einen anderen reingetan, als Baißer auf uns zurannte wie ein verrückter Terrier. Ich habe in meinem Artikel ja auch nur von einem ›belichteten‹ Film gesprochen. Das Foto zeigte allerdings nur deinen Kollegen. Warum kannst du ihn eigentlich nicht leiden?«
»Ich hab nichts persönlich gegen ihn«, wiegelte Nik ab. Er stand jetzt in der Küchentür und sah mir beim Schneiden der Tomaten zu.
»Ich dachte schon, du willst Karriere auf seine Kosten machen.«
»So was Blödes!«, entfuhr es Nik.
Ich grinste in mich hinein. Irgendwann würde ich herausbekommen, welche alten Rechnungen da noch offen waren!
»Die Frau heißt Loki Detema«, erzählte Kodil zehn Minuten später, als wir in schönster Harmonie speisten. »Sie hat Dr. Grid auf 200.000 Mark Schmerzensgeld verklagt. Ohne Erfolg. Gutachter haben in dem Zivilprozess keine Fehler bei der Operation feststellen können, die auf Grids Konto gehen.«
»Die stecken doch alle unter einer Decke«, behauptete ich. »Was hat er denn mit der armen Frau gemacht?«
»Sie fand, dass ihr Busen zu klein war. Grid implantierte ihr in beide Brüste Silikonkissen. Ihr Körper stieß diese Glibberdinger aber ab. Und anstatt sie wieder zu entfernen, hat Grid sie immer weiter behandelt. Sie hatte monatelang höllische Schmerzen. Schließlich war alles entzündet, und ihr Busen sieht heute aus ... na ja ... wie eine leere Hülle. Furchtbar!«
»Woher weißt du das?«
»Ich hatte Einblick in die Akten. Die liegen nämlich bei der Staatsanwaltschaft, weil Frau Detema zusätzlich noch Anzeige wegen Körperverletzung erstattet hat. Der strafrechtliche Prozess hatte Grid noch bevorgestanden, falls die Staatsanwaltschaft wirklich Anklage erhoben hätte. Na ja, das dürfte sich ja durch seinen Tod ohnehin erledigt haben. In den Akten waren jedenfalls Fotos vom Körper dieser Frau. Ein furchtbarer Anblick!« Nik schauderte.
»Es ehrt dich, dass du so viel Mitleid hast«, sagte ich und löffelte eine halbe Grapefruit aus. »Meine Anteilnahme hält sich dagegen eher in Grenzen. Warum ohne Grund in die Natur eingreifen? Es gibt nun mal große und kleine Pampelmusen. Frauen lassen
Weitere Kostenlose Bücher