Grappa 07 - Killt Grappa
abgehalten. Journalisten auf Recherche kennen keine Gnade.
»Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als die Sache richtig in die Hand zu nehmen«, fügte ich hinzu. »Eva Grid kann schließlich nicht für immer verschwunden bleiben.«
»Sei vorsichtig bei deinen Recherchen«, bat er. »Willst du mich nicht lieber zu diesem Bauernhof mitnehmen?«
Nik schaute mich mit seinen grauen Augen sorgenvoll an und griff wieder nach meiner Hand. Heute war er wirklich süß.
»Ich bin schon groß«, entgegnete ich, »und kann selbst auf mich aufpassen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Falls ich umgebracht werde, dann weiß ich wenigstens, dass du den Mörder finden wirst.«
Nik schaute auf die Uhr. »Ich muss weg«, sagte er, »Baißer hat in fünfzehn Minuten eine Dienstbesprechung angesetzt. Zahlst du meinen Kaffee?«
»Sicher. Mach's gut. Ich melde mich.«
Nik stand auf und wäre fast mit einem Mann zusammengeprallt, der sich unserem Tisch näherte.
»Mahlzeit, Kollege Kodil«, sagte Hauptkommissar Ortwin Baißer gefährlich leise. »Jetzt weiß ich endlich, wo der Maulwurf in unserer SoKo sitzt. Konnten Sie Frau Grappa mit neuen Informationen für ihre reißerischen Artikel behilflich sein?«
Berührungsängste
Ich habe ein besonderes Talent. Fast immer, wenn ich gerade über einen Menschen so richtig schön herziehe, steht dieser unbemerkt hinter mir und hört mit Interesse zu, was ich Schlechtes über ihn zu sagen habe. Das ist mir bereits so oft passiert, dass ich es aufgegeben habe, es peinlich zu finden. Ich buche es ab unter »Schicksal« und mache mir weiter keine Gedanken. Weiß ich doch, dass auch über mich hergezogen wird, sobald ich den Rücken drehe.
Als Baißer unverhofft vor uns stand, brachte mich das kaum aus der Fassung. Bei Nik war das anders. Er fühlte sich ertappt, bekam einen roten Kopf und kein Wort heraus.
»Ganz im Gegenteil, Herr Baißer«, antwortete ich auf seine Frage, »ich hoffe, dass ich Kommissar Kodil mit neuen Informationen behilflich sein konnte. Denn Ihre Ermittlungserfolge halten sich ja wohl in Grenzen. Setzen Sie sich doch und trinken Sie einen Kaffee mit uns.«
Frechheit siegt. Nik setzte sich vor Schreck wieder auf den Stuhl, Baißer wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte, entschloss sich dann aber, sich in den dritten Stuhl fallen zu lassen.
»Wissen Sie«, plapperte ich weiter, »ich kenne Herrn Kodil bereits seit einiger Zeit. Er hat nicht die Berührungsängste den Medien gegenüber, die Sie offenbar haben. Auch mit Journalisten kann man vertrauensvoll umgehen. Oder habe ich Sie schon einmal enttäuscht, Herr Kodil?«
Ich blickte Nik angestrengt an, um ihn aus seiner Erstarrung zu lösen. Er hatte den Schock noch nicht richtig verdaut.
»Nein, das haben Sie nicht, Frau Grappa«, stotterte er. »Es lief immer sehr harmonisch zwischen uns.«
»Fragt sich nur auf welchem Gebiet.« Baißer grinste anzüglich. Ich überhörte die Anspielung.
»Irgendwie sitzen wir ja auch in einem Boot«, nahm ich den Faden wieder auf. »Journalisten und Polizisten haben eins gemeinsam: Sie wollen etwas herausbekommen. Auch wenn die Wege, das zu erreichen, manchmal sehr unterschiedlich sind.«
Verdammt, dachte ich, ich habe keinen Bock die Alleinunterhalterin zu spielen. Kodil und Baißer starrten sich noch immer misstrauisch an.
»Wie laufen Ihre Ermittlungen denn, Herr Baißer? Auch wenn ich Frau Detema unterschätzt habe, gehört sie für mich doch nicht zu den Verdächtigen. Wie sehen Sie die Sache? Ich würde auch gern mal was Gutes über Sie schreiben.«
»Frau Detema gehört nicht zum engeren Kreis der Verdächtigen«, brummte Hauptkommissar Ortwin Baißer. Die Aussicht, im Bierstädter Tageblatt positiv erwähnt zu werden, machte ihn zusehends zugänglicher. »Wir können der Detema zumindest nicht nachweisen, dass sie an dem Mordabend nicht zu Hause gewesen ist. Also ist Frau Grid für uns weiterhin die Hauptverdächtige.«
»Darf ich das zitieren?«, flötete ich.
»Sie machen ja doch, was Sie wollen«, brummte der Leiter der Sonderkommission. »Und jetzt würde ich gern von Ihnen wissen, welche Informationen Sie mit Herrn Kodil ausgetauscht haben. Also, ich höre!«
Ich hatte mir längst eine plausible Antwort auf die Frage, die kommen musste, zurechtgelegt und sagte: »Die Haushälterin der Grids, Else Ambrosius, kennt den Aufenthaltsort von Eva Grid. Ihren Andeutungen nach hat sich die Witwe ins Ausland abgesetzt. Diese Information habe ich
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