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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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werden. Jaap und ich werden dich nie allein lassen.«
    Rührend, dachte ich, zwei Frauen, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Else Ambrosius war der Schwefel und Eva Grid hatte das Pech. Vermeulens Rolle in dem Trio war mir noch nicht ganz klar.
    »Wo ist das Telefon?«, fragte ich.
    »Im Flur. Wir sind eben daran vorbeigekommen.« Jaap Vermeulen meldete sich wieder zu Wort.
    Draußen wählte ich Nik Kodils Telefonnummer. Zum Glück war er da.
    »Hallo Nik«, sagte ich, »hier ist Grappa. Bleib ganz ruhig und lass dir nichts anmerken. Ich bin gerade bei Eva Grid. Sie hat den Mord an ihrem Mann gestanden und will sich stellen. Was soll ich tun?«
    »Du bist wo?«, brüllte er.
    »Bei Eva Grid. Ich habe dir doch gesagt, dass ich sie finden werde. Denk dir mal aus, wie du die Lorbeeren ernten kannst und nicht Baißer. Ich melde mich in 20 Minuten wieder. Dann sage ich dir genau, wo ich bin.«
    Ich hörte ihn noch irgendwas schreien und legte schnell auf. Dann wählte ich noch einmal.
    »Hallo Turkey. Schnapp dir deine Kamera und komm hierher.« Ich beschrieb ihm den Weg und gab ihm eine Kurzfassung der Ereignisse.
    Zurück im Wohnzimmer begann ich, Eva Grid auszufragen. Sie war willig, doch einige Male versagte ihre Stimme. Dann sprach Else Ambrosius für sie weiter. Mir war's egal, Hauptsache ich bekam alles, was ich wollte, bevor die Polizei anrückte. In etwa zehn Minuten musste Turkey hier auftauchen. Zeit genug, um die Fotos zu schießen und wieder zu verduften.
    Ich guckte auf die Uhr. Nik wartete bestimmt schon auf meinen Anruf. Ich lief wieder Richtung Flur.
    »Hallo, Süßer«, flötete ich durch die Leitung, »was hat dein Nachdenken ergeben?«
    »Du machst mich fertig, Grappa«, stöhnte er, »aber ich weiß jetzt, wie wir's machen. Baißer sitzt gerade mit ein paar Kollegen in der Kneipe und lässt sich abfüllen. Ich kann ihn also gar nicht erreichen. Ich habe den Staatsanwalt informiert, er wird mich begleiten. Und jetzt sag mir endlich die Adresse, verdammt noch mal!«

Das Leben ist nicht faltenfrei
    Kriminalhauptkommissar Ortwin Baißer erfuhr von der Festnahme Eva Grids erst am anderen Morgen, als er nach einem langen, feuchtfröhlichen Abend verkatert beim Frühstück saß und das Bierstädter Tageblatt aufschlug.
    WITWE STELLT SICH: »JA, ICH HABE IHN GETÖTET« so die Überschrift meines Artikels. In der Unterzeile hieß es in aller Bescheidenheit: Tageblatt-Reporterin sprach exklusiv mit der Mörderin: »Er schlug und vergewaltigte mich – da stach ich zu.«
    Nikolaus Kodil, der junge ehrgeizige Kriminalbeamte, wurde vom Oberstaatsanwalt auf der noch am Abend angesetzten Pressekonferenz für seine schnelle Reaktion und Umsicht gelobt. Da Baißer nicht aufzutreiben war, übernahm Kodil vertretungsweise die Leitung der ›SoKo Eiskalt‹ und erstattete dem Polizeipräsidenten Bericht.
    Eva Grid wurde nach einer ersten, kurzen Vernehmung ins Untersuchungsgefängnis für Frauen gebracht, die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl wegen Mordes, der Haftrichter stimmte zu. Der Mord an Dr. Oktavio Grid schien aufgeklärt. Eine schnelle, saubere Kiste mit faustdickem Motiv und einem Opfer, das nicht gerade ein Unschuldsengel war.
    »Irgendwas schmeckt mir an der Sache trotzdem nicht«, grübelte ich. Ich saß in der Redaktion, mein Schreibtisch war übersät mit den Notizen vom Abend und den Fotos, die Turkey von Eva Grid geschossen hatte.
    »Was hast du gesagt?« Turkey hatte sich auf dem Besucherstuhl in meinem Büro niedergelassen und aß ein Brötchen. Ab und zu wischte er die Krümel auf dem Tisch zusammen und beförderte sie auf den Teppichboden.
    »Die Sache stinkt«, wiederholte ich. »Das Geständnis ist einfach zu glatt, zu perfekt. Das Leben ist nicht faltenfrei. Erinnerst du dich an ihren Ton? Alles klang wie auswendig gelernt, als würde jemand eine Fernbedienung drücken ... und prompt kommt das gewünschte Ergebnis.«
    »Davon hab ich nichts gemerkt«, kaute Turkey.
    »Lass uns die Fakten doch noch mal durchgehen. Also: Eva Grid verlässt am Mordabend das Haus – so gegen 20 Uhr. Else Ambrosius hat das bestätigt. Eva sagt, sie sei zum Birkenhof gefahren, um mit Jaap Vermeulen zu reden. Dort habe sie ein paar Gläser Wein getrunken, sich gegen Mitternacht ins Auto gesetzt, um nach Hause zu fahren. Sie wollte ihrem Mann mitteilen, dass sie sich scheiden lassen will. Kannst du mir einen einleuchtenden Grund sagen, warum sie in dieser Nacht noch mal losgefahren ist?«
    Turkey guckte

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