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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ästhetischen Vorstellungen eines Mannes unters Messer begeben. Es gibt also noch vernünftige Frauen und Männer auf dieser Welt.«
    »Du hast recht«, räumte ich ein. »Wenn du die Frau gesehen hättest, könntest du mich verstehen. Sie ist fertig. Irgendwann bringt sie sich um.«
    »Du hast 60 Zeilen – mehr nicht. Und morgen kümmerst du dich endlich um den Birkenhof. Stell dir mal vor, unsere Zeitung findet die Hauptverdächtige eher als die Polizei. Das bringt uns 5.000 neue Leser.« Vor lauter Vorfreude rieb sich Jansen die Hände.
    Ich verdrückte mich in mein Büro und konzentrierte mich. Danach schrieb ich:
    NEUE SPUR IM MORDFALL GRID – EX-PATIENTIN: ER VERPFUSCHTE MEIN LEBEN
    Sie wollte einen schönen, drallen Busen und vertraute sich Dr. Oktavio Grid an. Heute bereut sie, diesen Mann jemals getroffen zu haben. Frau Luise L. (Name von der Redaktion geändert) ist ein seelisches und körperliches Wrack. Gegenüber unserer Zeitung sagte sie unter Tränen: »Er hat mein Leben zerstört. Ich freue mich über seinen Tod und bereue, ihn nicht mit eigenen Händen umgebracht zu haben.«
    Die Offenheit von Luise L. hat die Sonderkommission der Polizei (sie ermittelt bisher völlig erfolglos in dem Fall) dazu gebracht, die schwerkranke Frau in den verschwindend kleinen Kreis der Verdächtigen aufzunehmen. Luise L., eine zarte Frau, die ständig in ärztlicher Behandlung ist, hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich ...

Doppelt peinlich
    Leider hatte Loki Detema vergessen mir zu erzählen, dass sie zweimal ernsthaft versucht hatte, Grid ins Jenseits zu befördern. Die beiden Anschläge waren aktenkundig, denn Grid hatte Anzeige erstattet, sie später aber wieder zurückgezogen, weil er Frau Detema für »psychisch gestört« hielt.
    Diese Tatsache servierte mir Kriminalkommissar Ortwin Baißer am anderen Morgen, als er meinen Artikel gelesen hatte. Ich stand ganz schön dumm da. Baißers Hohn kroch durch die Telefonleitung in mein Ohr.
    Auch Jansen war nicht gerade begeistert, sagte etwas von »schlampiger Recherche« und »Blamage«. Ich verfasste einen etwas gequälten Zweispalter:
    Wie unserer Zeitung erst jetzt bekannt wurde, hat die neue Verdächtige im Mordfall Grid, Luise L., bereits zweimal versucht, sich an ihrem Peiniger zu rächen ...
    Und so weiter. Die Sache war mir peinlich; ziemlich angeschlagen nahm ich mir den Nachmittag frei, um zum Birkenhof zu fahren. Doch vorher hatte ich mit Nik Kodil noch ein Hühnchen zu rupfen. Wir verabredeten uns in einem Café, das auf halbem Wege zwischen Redaktion und Polizeipräsidium lag.
    Ich war mal wieder superpünktlich, wie es meine Art ist; Nik betrat den Raum zehn Minuten später. Ich bemerkte, wie sich die Augen diverser Damen wohlwollend an ihm festsaugten und wurde noch wütender.
    »Hallo!«, begrüßte er mich arglos. »Ich habe nicht viel Zeit. Gibt es was Neues?«
    »Allerdings«, meinte ich säuerlich, »eine verdammte Blamage. Und weißt du, wer sich blamiert hat? Ich! Und weißt du auch, warum?«
    »Wegen der Detema?«
    »Du bist ein helles Köpfchen. Dein Kollege Baißer hat sich halb tot über mich gelacht. Warum hast du mir nicht gesagt, dass die Frau zweimal versucht hat, Grid kalt zu machen? Ich dachte, wir arbeiten zusammen?«
    Die Kellnerin stellte zwei Kännchen Kaffee auf den Tisch.
    »Du hast mich nicht danach gefragt. Außerdem hatte ich die Akte noch nicht zu Ende gelesen. Ich wusste doch nicht, dass du der Frau sofort auf die Bude rückst.«
    Er nahm meine Hand und hielt sie eine Weile. Ich spürte, wie sich meine Wut aufzulösen begann.
    »Du hast recht«, räumte ich ein. »Ist ja jetzt auch egal. Wie hat sie es angestellt?«
    »Vor vier Wochen hat sie vor seinem Haus auf ihn geschossen, vor zehn Tagen wollte sie ihm in seinem Büro Salzsäure ins Gesicht schütten. Sie hat sich dilettantisch verhalten, konnte vom Klinikpersonal überwältigt werden. Das ist soweit alles.«
    »Und jetzt glaubt ihr, dass sie ihren Plan wirklich ausgeführt hat?«
    »Nicht wirklich«, räumte Nik ein. »Aber Baißer muss Aktivität vortäuschen. Er steht unter Erfolgsdruck. Der Mann weiß nicht, wie er's angehen soll. Leider nimmt er auch keine Vorschläge entgegen. Hat Angst, dass ihm jemand die Lorbeeren wegnehmen will.«
    »Diese Lorbeeren sind noch gar nicht ausgesät worden«, sagte ich. »Und wenn es welche gibt, dann gehören sie uns beiden.«
    Ich war wild entschlossen. Kleine Rückschläge haben mich noch nie von weiteren Aktivitäten

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