Grappa 07 - Killt Grappa
– falls es was zu berichten gibt. Also tschüss.«
Ermittlungen vor Ort
Oude Pekela lag im Norden Hollands. Die Kleinstadt war der Prototyp eines niederländischen Idylls: schnuckelige Häuser, gefegte Straßen, Kanäle mit Enten und jede Menge Radfahrer. Den Teufel zieht die Unschuld an – ich dachte an diesen Satz aus dem katholischen Religionsunterricht. Durch meine Beschäftigung mit dem Teufel begann ich mich – seit Jahren das erste Mal – mit meiner gläubigen Kindheit und Jugend auseinanderzusetzen. Damals war uns Kindern eingebläut worden, dass wir eine Beute des Satans würden, wenn wir nicht im Sinne der Mutter Kirche funktionierten.
Und dabei hatte die religiöse Machtinstitution selbst jede Menge Verbrechen begehen lassen, die eines ausgewachsenen Teufels würdig waren: die Kreuzzüge und Hexenverbrennungen waren nur zwei davon. Ich dachte an die Teufelsaustreibung, die Pater Joseph an der armen Hausfrau vorgenommen hatte. Der religiöse Akt war eine Mischung aus Aberglauben, finsteren Ritualen und Körperverletzung gewesen.
Nik hatte mir den Namen eines Kollegen genannt, der in der Polizeiwache in Oude Pekela Dienst tat. Von ihm sollten wir auch nähere Informationen über den Teufelsskandal erhalten.
»Lass uns erst ein Hotel suchen«, schlug ich Turkey vor, als wir den Ort einmal durchquert hatten. »Wir sind eben an einem vorbei gefahren.«
Das Hotel war niedlich. Ein rotes Backsteingebäude direkt an einem der vielen Kanäle. Der Hotelinhaber war so lange freundlich, bis er Turkeys Fototasche sah. »Journalisten?«, fragte er.
»Nein«, antwortete ich schnell, »mein Kollege ist Hobbyfotograf. Landschaftsbilder. Ich bin Schriftstellerin und mache die Texte zu den Bildern.«
»Warum in Oude Pekela?« Er war noch immer misstrauisch.
»Schöner Ort«, behauptete ich. »Warum fragen Sie? Haben Sie etwas gegen Fremde?«
»Nein.« Der Hotelier reichte mir zwei Schlüssel.
»Wäre auch schlecht für Ihr Hotel«, stellte ich fest. »Kann man bei Ihnen etwas zu essen bekommen?«
»Hotel garni. Nur Frühstück.«
»Auch gut. Komm, Turkey!«
Wir gingen zu den Zimmern.
»Journalisten sind hier nicht gern gesehen. Warum wohl?«, fragte der Fotograf.
»Wegen des Theaters mit den Satanisten. Vor acht Jahren müssen in diesem kleinen Ort Legionen von Boulevardjournalisten gelandet sein. Ritueller Kindesmissbrauch – das gefundene Fressen für die Schmuddelblätter.«
Nachdem wir unsere Sachen verstaut hatten, machten wir uns auf die Suche nach der Polizeiwache. Es gab nur eine davon in dem 8.000-Seelen-Dorf.
Mijnheer Bliss war ein kleiner runder Mann mit roten Bäckchen, der fast fehlerfreies Deutsch sprach. Nur mit der Form der Anrede klappte es nicht so gut.
»Da sind Sie ja«, sprudelte er los, »willst du einen Milchkaffee haben?«
Wir sagten nicht nein. Bliss drehte das Radio leiser. »Welche Fragen hast du?«, kam er dann zur Sache.
»Vor sieben oder acht Jahren gab es hier in diesem Dorf einen Vorfall mit Schwarzen Messen, an denen Kinder teilgenommen haben sollen. Darüber würden wir gern etwas erfahren.«
»Das war 1987«, erzählte der Polizist bereitwillig. »Ich habe euch ein paar Artikels gesucht. Eine Frau aus diesem Dorf bringt ihren kleinen Jungen zum Doktor. Das Kind blutet am ...« Bliss deutete auf sein Hinterteil.
»Die Doktorfrau spricht lange mit dem Kind. Das erzählt von Stöcken im Popo, von toten Tieren und von einem toten Baby. Die Mutter kommt zu mir. Ich frage das Kind, und er erzählt von seinem Freund, dem das auch passiert sei. Beide seien von einem Auto abgeholt und zu einem Haus oder einem Platz im Freien gebracht worden. Ich frage den anderen Jungen, und der sagt das gleiche. Dann habe ich die Polizei in Amsterdam angerufen. Während der Zeit kamen immer mehr Kinder zum Doktor. Mädchen und Jungen. Sie waren alle verletzt und erzählten die gleiche Geschichte. Die Polizei hat eine Sonderkommission gegründet. Es gab dann Aussagen von 64 Kindern zwischen vier und zehn Jahren.«
»Hat man herausbekommen, was mit den Kindern passiert ist?« Die Story klang zu gespenstisch, um sie leichtfertig zu glauben.
»Sie wurden sexuell gequält und mussten scheußliche Sachen mit Erwachsenen machen. Manche sagten, dass sie dabei gefilmt worden sind. Die Polizei hat später in Amsterdam einige Filme mit den Kindern gefunden.«
»Und die Schuldigen? Wer hat den Kindern das angetan?«
»Keine richtigen Spuren zu den Tätern. Aber wir haben das Haus gefunden, in
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