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Grappa 07 - Killt Grappa

Grappa 07 - Killt Grappa

Titel: Grappa 07 - Killt Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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geöffnet waren. Else Ambrosius hatte einen Teil ihrer Möbel stehen lassen, sie hatten inzwischen Sperrmüllqualität.
    »Hier!« Ich hatte etwas entdeckt. An der Wand prangte ein Pentagramm, ein satanisches Zeichen, daneben hatte jemand das Kreuz mit dem halboffenen Kreis gemalt – das Logo der Fraternitas saturni.
    Turkey machte die Kamera schussfertig und drückte mehrmals ab. Das wenige Licht, das durch die halbblinden Fenster auf die Wand fiel, schuf geheimnisvolle Schatten.
    »Die hatten genug Zeit, alles wegzuschaffen«, sagte Bliss. »Die Sache war schon bekannt und hat in der Zeitung gestanden. Zu dem Haus kam die Polizei erst später.«
    »Warum ist die Frau damals nicht auch verschwunden?«, fragte ich den Holländer.
    »Die Kinder hatten sie nie gesehen, konnten sie also nicht identifizieren. Sie brauchte keine Angst vor Entdeckung zu haben.«
    »Und die Zeichen an der Wand?«
    »Die stammen nicht von damals«, erklärte Bliss. »Die muss jemand später gemalt haben. Hast du genug gesehen?«
    »Eigentlich schon. Aber die Sache mit den Zeichen ist trotzdem merkwürdig«, grübelte ich. »Wer könnte sie dahin gepinselt haben?«
    »Manchmal kommen Leute hierher und gucken nach dem Haus. Teufelsanbeter.«
    »Kann die Polizei das nicht verhindern?«, mischte sich Turkey ein.
    »Nichts zu machen. Häuser angucken ist in Holland nicht verboten«, antwortete Bliss.
    »Und wie sind die hier reingekommen?«, fragte ich.
    »Hinten sind Fenster kaputt«, erklärte der Polizist. »Jeder kann hier einsteigen.«
    Eine plausible Erklärung, dachte ich. Dieses Haus war eine Art Touristenattraktion des Grauens. Wir waren ja schließlich auch hier, um Spuren von menschlichen Teufeln, gequälten Kindern und Tieren zu finden.
    »Komm, Turkey«, sagte ich, »lass uns gehen. Mach bitte noch ein paar Fotos von außen.«
    »Hab ich schon im Kasten«, behauptete er. »Froschperspektive. Da wirkt der Bau riesengroß und bedrohlich.«
    Bliss schloss hinter uns wieder sorgfältig ab.
    »Kann ich die Aussagen der Kinder von damals lesen?«
    Der Niederländer schien mit meiner Frage gerechnet zu haben, denn er sagte: »Liegt alles in meinem Büro. Sogar in Deutsch. Ist damals übersetzt worden, weil die deutsche Polizei auch nach Tätern gesucht hat. Sie dürfen nur die Namen der Kinder nicht nennen.«
    Ich versprach, mich daran zu halten.
    »Ich guck mir jetzt die Akten an«, sagte ich im Auto zu Turkey. »Könntest du inzwischen ein paar Schnappschüsse von der Dorfidylle machen? Die Kanäle, die Enten, die sauberen Häuschen? Und danach leg dich ins Bett. Ich gehe zu Fuß ins Hotel. Sind die Kopfschmerzen weg?«
    »Fast«, antwortete er. »Die frische Luft.«
    In der Polizeistation angekommen, machte ich mich über die Akten von damals her. Die Beamten hatten die Aussagen von etwa sechzig Kindern akribisch aufgenommen. Das jüngste war ein vierjähriges Mädchen, das älteste Kind ein zehnjähriger Junge.
    Die Opfer waren auf Spielplätzen oder auf dem Schulweg angesprochen und mit Süßigkeiten oder Versprechungen zu einem Kombiwagen gelockt worden, in dem bereits andere Kinder saßen.
    Die »Feste«, zu denen sie der fremde Onkel mitnehmen wollte, fanden nicht immer in dem Haus statt, manchmal auch im Freien. Die Erwachsenen seien als Tier verkleidet gewesen oder hätten hohe, schwarze Kapuzen getragen. Die Kinder mussten sich ausziehen. Dann begannen die Quälereien: Fesselungen, vaginaler und analer Missbrauch mit Gegenständen, Geschlechtsverkehr mit den Erwachsenen, die Kinder wurden geschlagen, es wurde auf sie uriniert, und sie wurden gezwungen, Katzen und Hühner zu töten. Fünf Kinder berichteten unabhängig voneinander von der Ermordung des schwarzen Babys. Der Mann habe das Kind mit einem Messer getötet und ihm das Herz entfernt.
    Ich atmete durch. Das war mit Abstand das Scheußlichste, was mir in den letzten Jahren untergekommen war.
    Das Schreckensregiment hatte einen Sommer lang gedauert. Um die Kleinen zum Schweigen zu bringen, drohte man, ihre Eltern und Geschwister zu töten. Trotz der detaillierten Aussagen der Kinder war es der Polizei nach fast zweijährigen Recherchen nicht gelungen, die Schuldigen zu erwischen. Nach den Aussagen der Opfer hatten an manchen »Partys« acht bis zehn Erwachsene teilgenommen, die die Kinder kollektiv auf alle möglichen Arten missbraucht hatten. Der Einzige, der sein Gesicht gezeigt hatte, war der Mann gewesen, der die Kinder für die Teufelspartys »besorgt« hatte.
    Dann

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