Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
meinte ich. »Kotz bloß nicht das Zimmer voll. Und wehe, du rauchst im Bett! Ich möchte nicht, dass meine Wohnung abgefackelt wird.«
»Ich rauche nie im Bett. Ich hab zu oft Leute fotografiert, die das getan haben. Kein appetitlicher Anblick. Außerdem sind meine Zigaretten alle. Du hast bestimmt keine im Haus, stimmt's?«
»Darauf kannst du einen lassen«, nuschelte ich.
Wer suchet, findet auch
Es war gegen halb neun, als ich mit schwerem Kopf aufwachte. Je älter ich wurde, umso weniger Alkohol vertrug ich. Vorbei waren die goldenen Jahre der Jugend. Bei der Menge, die Solo getrunken hatte, würde ich vermutlich einen Toten in meinem Gästebett finden.
Ich stolperte nach nebenan – das Bett war leer. Er hatte sich also mal wieder aus dem Staub gemacht. Ich wollte mich gerade noch ein Viertelstündchen in Morpheus' Arme begeben, als es Sturm klingelte. Wie in Trance tapste ich zur Tür und öffnete. Oberstaatsanwalt Dr. Hasso Klima und Hauptkommissar Anton Brinkhoff gaben sich die Ehre, flankiert von zwei Polizeigrünen.
»Was 'n jetzt los?« Ganz wach war ich noch nicht.
»Sind Sie Maria Grappa, Journalistin?«, fragte Klima.
»Nein. Ich bin Claudia Schiffer«, behauptete ich. »Was soll der Scheiß?«
»Unser Besuch ist offiziell«, meinte Brinkhoff. Er schaute an mir herunter und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Meine Nachtkleidung war immer etwas unkonventionell. Ich trug meine alten T-Shirts und Leggings im Bett auf – natürlich nur, wenn ich ohne Mann nächtigte.
»Können wir reinkommen?« Brinkhoff war freundlich – wie fast immer.
»Was macht denn dieser Mann hier?« Unwirsch deutete ich mit dem Kinn auf den Oberstaatsanwalt. »Ich dachte, er ist aus dem Geschäft raus.«
Brinkhoff wollte antworten, doch Klima kam ihm zuvor. »Ich habe hier einen Durchsuchungsbefehl«, triumphierte er und wuselte mit einem Stück Papier vor meinem Gesicht herum. Sein breites Glatzengesicht zierte ein breites, gemeines Lächeln.
»Ach ja?« Ich bemühte mich, cool zu bleiben. Blitzschnell überlegte ich, was die wohl suchen würden, und kam zu dem Schluss, dass meine Wohnung sauber sein dürfte. Gut, dass Solo das Weite gesucht hat, dachte ich. Ich griff nach dem Papier und überflog es. Auf ihm wurde mir vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung zu unterstützen und Beweise zu unterschlagen.
»Dann fangen Sie mal an«, sagte ich und drehte mich um.
»Wo wollen Sie hin?«, fragte Klima.
»Ins Bad. Ich will duschen.«
»Dann untersuchen Sie bitte das Badezimmer als Erstes«, wies Klima die Polizisten an. »Damit während des Duschvorgangs keine wichtigen Beweise verschwinden.«
»Sie sind ein ziemliches Arschloch«, entgegnete ich freundlich.
»Diese Äußerung bringt Ihnen eine Beleidigungsklage ein«, schnarrte Klima.
»Das ist mir die Sache wert.«
»Frau Grappa«, mischte sich Brinkhoff ein, »wir tun doch nur unsere Pflicht. Bleiben Sie ruhig. In zwanzig Minuten sind wir wieder weg.«
»Dann halten Sie diesen Schäferhund an der kurzen Leine!« Ich zeigte mit dem Finger auf Hasso.
»Schreien Sie doch nicht so«, bat Brinkhoff.
»In meiner Wohnung schreie ich, wann immer es mir passt«, brüllte ich. Ich hasste es, wenn jemand meine Aggressionsschübe bremsen wollte. »Was suchen Sie eigentlich bei mir?«
»Wir wissen, dass Leon Pirelli eine Zeitlang bei Ihnen logiert hat«, spielte sich Klima auf. »Er steht in dringendem Verdacht, die Stadt um vier Millionen Mark erpresst und mindestens einen Menschen ermordet zu haben.«
»Das ist ja völlig neu! Sie sind ein richtiger Schnellmerker! Und jetzt suchen Sie die vier Millionen in meiner Wohnung?«
»So ist es.«
Mir war zum Lachen. Wenn's weiter nichts ist, dachte ich, die können suchen, bis sie schwarz werden.
Die beiden Grünen kamen aus meinem Badezimmer, einer von ihnen schüttelte den Kopf.
»Darf ich jetzt meine Dusche benutzen?« Ich ließ Klima und Brinkhoff stehen und verschwand im Bad. Als das warme Wasser über mich lief, begann ich mich zu entspannen. Solo war der Schlüssel zu allem, dachte ich. Er allein hat den Überblick, zieht die Fäden, bestimmt die Szenen, kennt die Abläufe und weiß die Ergebnisse im Voraus. Verdammter Solo. Er hatte mich von Anfang an benutzt und in seine Intrigen und Verbrechen eingebaut wie eine Marionette, die er an unsichtbaren Fäden hin und her bewegen konnte. Er kannte mein Beuteschema, das nur die Farben Schwarz oder Weiß kannte, das nicht differenziert, sondern simpel war. Zu
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