Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
simpel für die Auflösung dieses komplizierten Lügengebäudes.
Leon ein Mörder, Solo sein Helfer und Grappa die Reingelegte? Ich wusste nicht, wer bei dieser Sache mein Gegner war. Noch nie hatte bei einer Geschichte so viel nicht zusammengepasst.
Noch immer prasselte das Wasser von oben auf mich. Konnten Solo und Leon die Sache gemeinsam ausgeheckt haben? Gab es die Straßenmalerin, die Die Fantastischen Fünf gezeichnet hatte, überhaupt? Außer Leons Aussage und der blutbefleckten Frauenkleidung hatte ich keine wirklichen Hinweise auf ihre Existenz. Wenn Leon von Anfang an gelogen hatte, gab es auch keine vier Männer, die die Leiche von Ali Tabibi in den Trümmern abgelegt hatten. Und Solo? Jansen und ich hatten ihm in der vergangenen Nacht ein erstklassiges Alibi geliefert, als wir zu dritt die Geldübergabe belauscht hatten.
In meinem Kopf schwirrten Hunderte von Fragen herum. Ich stellte das Wasser aus, trocknete mich ab, zog den Saunamantel über, kämmte die Haare durch und trat hinaus. Meine Besucher hatten gerade die Küche in Arbeit.
»Wer war gestern Abend bei Ihnen?«, fragte Klima. Er deutete auf die ungespülten Weingläser und die Teller mit den Krümeln.
»Ein guter Freund«, antwortete ich.
»Hat der auch einen Namen?« Der Oberstaatsanwalt wurde schon wieder unfreundlich.
»Nein.«
»Ich werde Sie vorladen lassen«, kündigte er an. »Also – wer war's? Etwa Leon Pirelli?« Klima stand unter Druck und wollte sein Mütchen an mir kühlen.
»Versuchen Sie's erst gar nicht«, sagte ich ruhig. »Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen irgendeine Auskunft zu geben. Immerhin werde ich bei Ihnen als Beschuldigte geführt. Als Journalistin steht mir außerdem ein Zeugnisverweigerungsrecht zu. Also kommen Sie mir nicht so!«
Ich drückte ihn zur Seite, um an die Kaffeemaschine zu gelangen. »Will einer der Herren ein Tässchen Kaffee?«
Klima drehte sich um und folgte den beiden Beamten ins Wohnzimmer.
»Klima hat schon lange keinen Erfolg mehr vorweisen können«, versuchte Hauptkommissar Brinkhoff zu erklären. »Er greift nach jedem Strohhalm.«
»Sehe ich aus wie ein Strohhalm?«
»Nicht direkt«, grinste er. »Sie sollten trotzdem etwas Mitleid mit dem armen Oberstaatsanwalt haben.«
»Ach ja? Haben Sie welches?«
»Gefühle kann ich mir in meinem Job nicht leisten«, wich Brinkhoff aus.
Der Kaffee war durchgelaufen.
»Ich habe die Sache gestern Nacht live miterlebt«, erzählte ich. »Es war schrecklich, Kossmanns Röcheln zu hören – begleitet von Violinmusik. Mir liefen kalte Schauer den Rücken hinunter.«
»Wir wissen, dass Sie und Ihr Kollege alles gehört haben. Herr Klima hat bereits mit Herrn Jansen gesprochen. Wir wissen nur noch nicht, wer Ihnen die Frequenz verraten hat, auf der der Funkverkehr ablief.«
»Informantenschutz«, sagte ich. Gut, dass Peter Jansen auch nichts verraten hatte.
»Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Es ist möglich, dass Klima Sie in Beugehaft nehmen lassen will, bis Sie Ihre Quelle nennen!«
»Den Richter möchte ich sehen, der diesen Haftbefehl unterschreibt!« Ich sah mich schon in einer vergitterten Zelle schmoren – sozusagen als fleischgewordenes Symbol der Pressefreiheit. Die Rolle gefiel mir nicht schlecht.
»Nichts«, hörte ich die Stimme eines der Polizisten. Die Durchsuchung schien beendet zu sein. Mit dem Kaffeebecher in der Hand trat ich auf den Flur.
Die Enttäuschung stand dem Oberstaatsanwalt ins Gesicht geschrieben. »Diesmal sind Sie noch davon gekommen«, frustete er.
»Ich weiß nicht, warum Sie mich so behandeln«, klagte ich. »Ich will doch auch nur, dass die Erpresser und Mörder gefasst werden. Welchen Grund sollte ich haben, Informationen zu unterschlagen, die der Klärung der Fälle nützlich sein könnten?«
»Journalisten tun viel, um eine Exklusivgeschichte zu bekommen«, behauptete Klima. »Und es macht sich immer gut, wenn die Ermittlungsbehörden als die letzten Idioten dargestellt werden.«
»Sie tun mir wirklich leid«, log ich und fasste ihn freundschaftlich am Arm. Der Geruch von mittelaltem Schweiß zog in meine Nase. Die Nacht war für ihn lang gewesen und nicht von Erfolgen gekrönt.
»Wie wär's jetzt mit einem starken Kaffee?«
»Gern.« Meine plötzliche Freundlichkeit verunsicherte den Glatzkopf.
»Sie können gehen«, sagte er zu Brinkhoff und den beiden Grünen. »Ich habe mit Frau Grappa noch zu reden.«
Brinkhoff schaute etwas überrascht, doch die drei trollten sich.
»Setzen
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