Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Sie sich ins Wohnzimmer«, schlug ich Klima vor. »Ich will mir nur was überziehen. Danach können Sie Ihre Fragen stellen.«
Im Schlafzimmer warf ich mich in Jeans und T-Shirt. Die roten Haare im Bad mit ein bisschen Gel ins Form gebracht, ein wenig Rouge auf Wangen und Lippen.
Klima schlürfte Kaffee, als ich ins Zimmer trat. Er hatte den obersten Hemdenknopf gelöst und die Krawatte gelockert.
»War wohl eine anstrengende Nacht für Sie«, meinte ich voller Mitgefühl.
»Das kann man wohl sagen«, stöhnte er.
»Das ›Arschloch‹ eben war nicht so gemeint«, behauptete ich. »Manchmal geht mein Temperament mit mir durch.«
»Warum nur haben Sie kein Vertrauen zu mir?«, beklagte sich Klima.
»Das hat nichts mit Vertrauen zu tun«, wich ich aus. Ich dachte daran, dass er bestritten hatte, Kossmann und May näher zu kennen – obwohl er mit ihnen gemeinsam im Vorstand des Sunshine-Clubs saß. Und er sprach von Vertrauen!
»Sie müssen das verstehen«, fuhr ich fort. »Journalisten haben eine andere Aufgabe als Ermittler wie Sie, die im Auftrag des Staates tätig sind. Wir wollen informieren, aufdecken und unterhalten.«
»Ein schwieriger Job«, gab Klima zu. Er hatte sich völlig entspannt. »Schade, dass wir uns nicht unter anderen Bedingungen kennengelernt haben!«
»Ach ja?«, murmelte ich. »Noch Kaffee? Oder etwas Alkoholisches?«
Klima reagierte nicht auf mein Angebot. »Ich wusste gar nicht, dass Sie sich für Aquaristik interessieren.« Er hatte das Büchlein über Korallenfische der Südsee in der Hand, das ich nach oberflächlicher Lektüre in irgendeine Ecke befördert hatte.
»Sie etwa auch?«, heuchelte ich Erstaunen.
»Ich habe in meiner Wohnung ein riesiges Aquarium«, erzählte er stolz. »Feuerfische sind meine Spezialität. Welche Spezies mögen Sie besonders?«
Hummer, dachte ich, mit Senfdill-Sauce oder Knoblauchsahne.
»Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte ich. »Zebrafische sehen ganz niedlich aus. Wegen der Streifen.« Die Art war die Einzige, die ich noch in Erinnerung hatte.
»Zebrafische sind aber ziemlich bissig und streitsüchtig«, erklärte Klima und sah mich vielsagend an.
»Vielleicht mag ich sie deshalb so«, gab ich zurück.
Das Telefon klingelte. Ich wollte zum Hörer greifen, doch Klima riss meinen Arm zurück. »Sie erlauben?«
»Hallo«, sagte der Oberstaatsanwalt. »Nein, sie ist gerade unter der Dusche. Wer sind Sie? Kann ich etwas ausrichten?«
Pause. »Sagen Sie doch bitte Ihren Namen«, forderte Klima. »Frau Grappa kann jetzt nicht kommen, sie ist im Bad.«
»Lassen Sie mich mal«, sagte ich und nahm ihm den Telefonhörer ab. »Hallo?!«
»Grappa«, ertönte Niks Stimme. »Ich dachte, ich mache dir eine Freude, wenn ich dich wecke. Du tobst dich jetzt wohl richtig aus, was? Wer ist denn diesmal dran?«
»Hallo, Schatz«, sagte ich. Klima spitzte die Ohren. »Ich hatte gerade eine kleine Hausdurchsuchung. Der Mann, mit dem du eben gesprochen hast, ist der Oberstaatsanwalt. Aber sie haben nichts bei mir ...«
Klima entriss mir den Hörer und schrie in die Muschel: »Herr Pirelli! Ich weiß, dass Sie es sind! Stellen Sie sich den Behörden – mehr kann ich Ihnen nicht raten! Hallo! Melden Sie sich!«
Nik hatte das Gespräch beendet.
»Das war nicht Pirelli«, sagte ich mild. »Das war Nik, mein Freund.«
»Sie können mir viel erzählen.« Klima war wütend und frustriert.
»Glauben Sie, was Sie wollen.« Ich gab es auf, ihn von meiner Unschuld überzeugen zu wollen. »Noch einen Kaffee?«
Klima nickte.
»Sie sind Mitglied im Sunshine-Club «, kam ich zum Thema. »Was ist das für ein Verein?«
»Wir wollen etwas Sonne ins Leben benachteiligter Menschen bringen«, erklärte er ernst. »Der Zweck des Klubs ist entschieden sozial. Warum fragen Sie?«
»Ich denke noch immer an die Zeichnungen. Fünf Männer, von denen zwei tot sind. Ermordet. Liegt die Frage da nicht nahe, was die fünf miteinander verbindet?«
»Sie glauben, dass die Verbindung mit dem Sunshine-Club zu tun hat?« Klimas Miene spiegelte ehrliche Verblüffung.
»Immerhin sind Sie, Kossmann und Thilo May Mitglieder dieses Vereins.«
»Das stimmt. Ich kenne aber weder May noch Kossmann näher. Der Verein hat über dreihundert Mitglieder, tagt nur zweimal im Jahr, um zu entscheiden, welche sozialen Zwecke unterstützt werden. Tabibi und Mustafa Rotberg haben mit dem Klub außerdem nichts zu tun – Ihre These ist somit hinfällig.«
»Sie haben recht«, sagte ich
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