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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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spanischen Tapakneipe, schlürften einfachen Rotwein und unterhielten uns wie zwei Menschen, die sich nett finden und sich freuen, dass sie sich getroffen haben. Sogar das Flirten gelang uns besser als zuvor in dem Nobelschuppen. Ich erzählte von meiner Arbeit und sogar ein bisschen etwas über mein Privatleben, Mahler redete von seiner Beziehung zur Kirche bis hin zu dem Wunsch, den Lebensabend ruhig und beschaulich in einem italienischen Prämonstratenser-Kloster zu verbringen – umgeben von einem Hauch von Ewigkeit, einem mittelalterlichen Klostergarten und vielen Büchern.
    Irgendwann nahm ich ein Taxi nach Hause.
    Eberhard war noch wach.
    »Na, du Junglöwe!«, sprach ich ihn an. »Alles paletti? Hast du den Notarzt holen müssen?«
    Er antwortete nicht, sondern biss mich zart in die Fesseln.
    »O je, Kater«, sagte ich und dachte an Mahlers verbalerotische Attacke auf mein Dekolleté. »Was ist denn bloß los mit euch Männern? Irgendwo wollt ihr immer knabbern.«

Verklärte Nacht
    Nikoll Mahler sorgte für die erste positive Nachricht am nächsten Tag. Die Freundin von Mandy Turner hatte sich noch mal gemeldet. Sie hatte ein Foto gefunden, das die ermordete Lehrerin im Kreise der Familie zeigte, bei der sie damals als Au-pair-Mädchen angestellt gewesen war. Mandy Turner hatte es der Freundin zugeschickt.
    »Sie will mir das Foto per E-Mail zukommen lassen«, berichtete Nikoll. »Vielleicht hilft es uns ja weiter.«
    »Ich finde es klasse, dass du so hartnäckig bist«, lobte ich. »Genau das macht eine gute Journalistin aus. Dranbleiben an der Recherche, nicht lockerlassen.«
    Mein Lob freute sie, doch da war noch etwas, was sie loswerden wollte.
    »Ich war mit ihm im Konzert«, erzählte sie. »In dieser Wiener Schule.«
    »Und – wie hat dir die Musik gefallen?«
    »Es ging so. Ein Stück war ganz nett«, erzählte sie. »Von diesem Schönberger.«
    »Schönberg.«
    »Ja, genau. Es hieß Verklärte Nacht .«
    »Und? Kam es zu einer solchen? Nach dem Konzert?«
    »Nein. Wir waren noch ein Bier trinken. Dann hat Kosmo mich nach Hause gebracht. Das war alles.«
    »Bist du noch verliebt in ihn?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Bin gerade dabei, es mir wieder abzugewöhnen. Hat vermutlich keinen Sinn.«
    »Nikoll! Ich muss dir doch wohl keine Ratschläge geben, wie du dich einem Mann gegenüber verhalten musst? Frag ihn doch einfach, was los ist!«
    »Meinst du?« Ein Hoffnungsschimmer glomm in ihrem Blick.
    »Natürlich meine ich das. Eine klare Ansage ist bei unklaren Verhältnissen immer das Beste«, stellte ich fest.
    »Ich war so oft verliebt und immer ist es schief gegangen«, jammerte sie.
    »Ich kann dir sagen, woran das liegt«, lächelte ich.
    Die letzten Lieben meines Lebens zogen an mir vorüber und ich stellte fest, dass ich auch nicht wesentlich erfolgreicher gewesen war als Nikoll.
    »Und? Woran liegt es?«, unterbrach die Blonde meine Gedanken.
    »Du verliebst dich nicht in die Person deiner Begierde«, erklärte ich. »Du bist in die Vorstellung vernarrt, die du dir von diesem Mann gemacht hast. Und wenn er deinem Bild nicht entspricht, reagierst du aggressiv. Doch statt dir selbst die Schuld zu geben, projizierst du sie auf denjenigen, in den du verliebt bist. Kannst du mir folgen?«
    Sie konnte, doch ich hatte sie zum Weinen gebracht.
    »Sei nicht traurig«, versuchte ich sie zu trösten. »Diesen Fehler wirst du immer wieder machen. Ich bin zwanzig Jahre älter als du und hab's immer noch nicht geschnallt. Aber – dieser Zustand hat auch seine Vorteile.«
    »Und welche?«, schniefte sie.
    »Du hast das Gefühl, dass du lebst, wenn du verliebt bist. Egal, wie es ausgeht. Die Sonne strahlt heller, die Sterne funkeln stärker, der Wind ist frischer, deine Lieblingsspeise schmeckt besser, dein Schritt ist leichter, du kannst Musik plötzlich fühlen, die Bilder, die du ansiehst, erzählen dir Geschichten und du begreifst den Sinn von Gedichten ... Verstehst du?«
    »Oh, schön! So habe ich es noch nie gesehen!«, rief Nikoll.
    »Bei Kosmo wirst du es erleben«, prophezeite ich. »Nimm ihn so, wie er ist. Und habe Geduld. Und jetzt lass uns in die Konferenz gehen.«
    Wortlos gingen wir den Weg zum Sitzungsraum, sie dachte vermutlich an Kosmo und ich dachte an die Erfahrungen, die ich bei und mit Männern gemacht hatte. Es war jedes Mal ein bisschen anders gewesen, aber immer schön, manchmal auch schön schmerzhaft.
    »Hast du eigentlich einen Freund? Oder einen Liebhaber?«,

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