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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ich.
    »Beide tot«, entgegnete Guardini. »Einer vor drei Jahren an Krebs gestorben, der andere ist vor vierzehn Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen. An den beiden konnte sich der Mörder also nicht mehr rächen.«
    »Botho Müller hat ziemlich Karriere gemacht«, berichtete Brinkhoff. »Bei seiner Pensionierung war er Leitender Landgerichtsdirektor.«
    »Und was ist aus dem kleinen Mädchen geworden, dieser Luisa?«, fragte ich.
    Guardini klappte einen Ordner auf. »Ich habe hier den Akt des Vormundschaftsgerichtes. Sehr aufschlussreich. Zusammengefasst verhält es sich so: Die Großmutter des Mädchens wollte die Kleine zu sich nehmen, doch das Jugendamt hat aufgrund der Prognose eines Gutachters nicht zugestimmt, weil die alte Dame sehr gebrechlich war. Luisa Daniel sollte in eine Pflegefamilie kommen. Und bis dahin hat man sie nach der Genesung erst mal in ein Kinderheim gesteckt.«
    »Lassen Sie mich raten, wer der Gutachter in dem Verfahren war!«, sagte ich aufgeregt.
    »Genau«, nickte Guardini. »Es war Dr. Hartmut Freudenreich.«
    »Das arme kleine Mädchen.« Ich sprang von meinem Stuhl auf, begann durchs Zimmer zu stiefeln. »Statt zur Oma musste sie in ein Kinderheim!«
    »Was danach passiert ist, können wir nicht mehr so ganz nachvollziehen«, sagte der Oberstaatsanwalt. »Die Entscheidung des Vormundschaftsgerichtes war das Letzte, was wir über sie gefunden haben.«
    »Welches Heim war es? Gibt es darauf einen Hinweis?«
    »Nein. Das hat das Jugendamt damals entschieden«, sagte Guardini. »Unterlagen darüber sind nicht mehr auffindbar. Es kommen fünf bis zehn Kinderheime in Frage, die damals von der Kommune mit Kindern bestückt wurden.«
    »Bestückt? Welch entzückender Begriff!«, sagte ich. »Hört sich so liebevoll an!«
    Der Oberstaatsanwalt wurde verlegen. »War nicht so gemeint. Die Kinderheime jedenfalls sind über ganz Deutschland verteilt. Es wird einige Zeit dauern, bis wir von all denen Auskünfte eingeholt haben.«
    »Verdammter Mist! Wir müssen Luisa Daniel finden. Sie könnte die Mörderin sein, denn sie hat ein starkes Motiv!«
    »Kann sein.« Guardini blieb erstaunlich cool. »Mich stört nur, dass sie zwanzig Jahre wartet. Sie hätte ihre Rache doch auch früher haben können.«
    »Nein, hätte sie nicht«, widersprach ich. »Als Kind oder Jugendliche war sie ja wohl kaum in der Lage, solch einen ausgeklügelten Plan zu schmieden. Jetzt ist sie Ende zwanzig, alt genug, so zu handeln. Zwanzig Jahre danach – genau richtig. Neunzehn Jahre? Fünfzehn Jahre? Nein, keine schönen Zahlen. Ich spüre, dass Luisa Daniel unsere Frau ist.«

Süße Mattigkeit
    Meine Plakatwand in der Redaktion war schon zur Hälfte voll geschrieben und voll geklebt. Jetzt konnte ich den Platz unter den Fotos von Richter Botho Müller und dem Psychologen Hartmut Freudenreich mit der jeweiligen Schuld auffüllen. Vier Tote, vier Todsünden, vier Motive für einen Mord.
    Ich überlegte. Wenn Luisa Daniel die Reihenfolge einhielt, wäre jetzt die Nonne dran.
    Ich griff zum Telefon und wählte Nikoll Mahlers Nummer. Doch die Blonde meldete sich nicht. Jansens Sekretärin berichtete, dass sich die Praktikantin krankgemeldet hatte – Bollhagen-Mergelteichs Attacke wirkte wohl immer noch nach.
    Auch Kosmo war nicht zum Dienst erschienen. Na prima, dachte ich, Romeo und Julia in der Provinz, mit Herz, Schmerz und dem vollen Programm. Sieben Tote, zwei Liebeskranke, und da war noch Eberhard in meiner Wohnung, der vor lauter Langeweile vermutlich die Wände hochging. Alles ein bisschen viel für mich.
    Ich ließ mir Nikolls Adresse geben und verließ das Haus. Sie wohnte bei ihrem Onkel Georg Mahler.
    Das Haus war älteren Datums, von abgeblühten Rosen in einem verwilderten Garten umgeben. Hier hatte sich schon lange kein Gärtner mehr getummelt, das Unkraut spross und Türen und Fenster lechzten nach einer farblichen Auffrischung.
    Ich drückte den Klingelknopf, zuerst zart, dann heftiger.
    Nach einer Weile hörte ich ein Geräusch hinter der Tür. »Wer ist da?« Es war Nikolls Stimme.
    »Ich bin's. Grappa«, sagte ich. »Was ist los mit dir, Nikoll? Warum lässt du mich hängen?«
    Sie sagte nichts, dafür öffnete sie die Tür.
    Krank sah sie nicht aus, aber irgendwie verändert. Ihr quietschblondes Haar war zerzaust, sie war ungeschminkt und hatte einen rosigen Schimmer auf den Wangen. Mir schwante etwas, so sah ich auch immer aus, wenn ich gerade in den Armen eines Mannes gelegen hatte:

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