Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Idee?«
    »Außergewöhnlich. Und deshalb verfolgen Sie mich über zehn Kilometer weit?«
    »Ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie so einen heißen Reifen fahren«, grinste der Theologieprofessor. »Also, was ist? Haben Sie frei oder sind Sie etwa auf dem Weg zu einem Termin?«
    Ich bestätigte, freizuhaben, und Mahler meinte: »Ich würde Sie gern in mein Haus bitten, aber ich habe Nikoll versprechen müssen, dass ich erst spät nach Hause komme.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Sie sind aber ein lieber Onkel! Ich wünschte, ich hätte so einen gehabt.«
    »Wo haben Sie sich denn in Ihrer Jugend mit Ihren Liebhabern getroffen?«, hakte er nach.
    »Hab ich vergessen«, behauptete ich. »Ist schon verdammt lange her.«
    »Und wo treffen Sie sich heutzutage mit Ihren Liebhabern?«
    »Jedenfalls nicht auf Parkplätzen«, lächelte ich.
    Mahler sah gut aus. Ein wenig verwegen, irgendwie zerzaust, mit sprießendem Bart und glänzenden Augen. Er kam mir entspannter vor als an jenem misslungenen Abend im Roma .
    Schon immer hatte ich die ironische Art solcher Männer gemocht, die aus jeder Bewegung, jedem Blick und jeder Pore zu strömen schien; mochte ihre Selbstsicherheit. Sie kannten ihr Beuteschema, beherrschten ihre Eroberungstaktik einigermaßen sicher und waren trotzdem stets in der Lage, blitzschnell umzudisponieren, wenn es ihnen dienlich erschien.
    Er hat noch jede Frau ins Unglück gestürzt, hatte Nikoll gesagt.
    »Da ich ja sozusagen ausgesperrt bin ...?« Er stockte und mimte den Hilflosen. »Was sagen Sie? Trinken wir zusammen ein Glas Wein?«
    »In ein paar Kilometern kommt eine Autobahnraststätte«, fiel mir ein.
    »Wie romantisch!«, rief er aus. »Kamener Kreuz – Grand cru classée. «
    Wir lachten.
    »Fahren Sie hinter mir her«, forderte ich. »Aber diesmal unauffälliger!«

»Dein Nabel ist wie ein runder Becher«
    Klar, Eberhard mochte den anderen Mann in der Wohnung nicht. Zuerst guckte er schräg, dann ging er auf Distanz und verschwand erst mal unter dem Ledersofa. Nach zehn Minuten – ich hatte gerade eine Flasche Rosso de Montalcino geöffnet und kehrte ins Wohnzimmer zurück – saß der schwarze Kater neben Mahler auf dem Sofa, sehr aufrecht, angespannt und sichtlich entschlossen, sein Revier gegen jeden Rivalen zu verteidigen: Er hatte die Nickhäute halb über die Opalaugen gelegt.
    Ich reichte dem Professor das Glas. Als er es in die Hand nahm, fauchte der Junglöwe und zog Mahler mit einem kräftigen Schlag die Krallen über den Unterarm.
    »Au! Ich glaube, Ihre Katze mag mich nicht«, stellte Mahler richtig fest, bemühte sich aber um einen neutralen Gesichtsausdruck.
    »Eberhard, Süßer!«, ermahnte ich das Tier. »Wirst du dich wohl benehmen!«
    Mein Appell verhallte. Eberhard fixierte den Professor wie die Schlange das Kaninchen und quittierte jede leichte Bewegung mit einem Fauchen. Mahler traute sich nicht einmal, das Glas an seine Lippen zu heben.
    »Es reicht!« Ich griff das Tier und hob es hoch. Eberhard strampelte, warf den Kopf nach hinten und stimmte ein grausliches Geheule und Gefauche an.
    »Er ist noch nicht kastriert«, versuchte ich Eberhards Gezeter zu erklären. »Deshalb ist er noch ein bisschen wild. Ich habe ihn erst seit kurzem.«
    »Ich kenne einen guten Tierarzt«, sagte Mahler, wieder ein bisschen entspannter, und warf dem zappelnden Tier in meinen Händen einen boshaften Blick zu. »Der erledigt das innerhalb von zehn Minuten und Sie haben ein Problem weniger. Ich gebe Ihnen gleich mal die Nummer.«
    Ich äußerte mich nicht zu dem Hilfsangebot.
    »Du wirst jetzt eingesperrt«, sagte ich zu dem Fellbündel und schleppte es Richtung Bad. Ich öffnete die Tür, schubste den Kater hinein und schloss sie wieder.
    Verräterin, hörte ich ihn schimpfen.
    »So, das wäre geschafft!«, stellte ich fest. »Und jetzt sind Sie dran. Lassen Sie mal sehen!«
    Ich setzte mich neben Mahler und guckte mir die Bescherung an: Vier parallel verlaufende Kratzer prangten auf Mahlers Arm – Eberhard hatte ihm die volle Dosis verpasst.
    »Tut es sehr weh?«, fragte ich sanft.
    »Ja, sehr!«, behauptete Mahler und kettete seine gepunkteten Pupillen an meine.
    »Was kann ich tun?«, murmelte ich. »Soll ich den Notarzt kommen lassen?«
    »Nein. Sie können mich aber gerne wieder gesund pflegen«, schlug er vor und strich mit der Hand des unverletzten Armes durch mein Haar.
    Ich ließ es geschehen, ohne ihm ein Zeichen zu geben, ob er weitergehen dürfe. Er zog die Hand langsam

Weitere Kostenlose Bücher