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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Rechtsanwalt öffnete die Tür, er hatte wohl noch nicht geschlafen, denn leise Musik drang aus dem Licht zu mir.
    »Frau Grappa!«, sagte er erstaunt und leicht amüsiert. »Was ist passiert?«
    »Eberhard«, antwortete ich. »Er ist ins Treppenhaus gelaufen und ich bin ihm nach. Dabei hab ich mich ausgesperrt. Kann ich bei Ihnen einen Schlüsseldienst anrufen?«
    »Natürlich«, sagte Yunus Aydin. »Kommen Sie.«
    Ich ließ Eberhard hinunter, er zog sofort los, um die Wohnung zu inspizieren.
    »Tut mir Leid, dass ich Ihnen Umstände mache«, entschuldigte ich mich.
    »Ich empfange gern überraschenden Besuch, besonders wenn er so gekleidet ist wie Sie!«, grinste der Anwalt.
    »Ich lag schon flach«, erklärte ich. »Haben Sie vielleicht einen Bademantel oder so was Ähnliches für mich?«
    Er nickte und verließ den Raum.
    Ich sah an mir herab. Genau der richtige Aufzug, um bei einem allein stehenden Mann aufzukreuzen.
    »Hier, der wird Ihnen bestimmt gut stehen.« Aydin reichte mir einen schwarzen Kimono-Bademantel.
    Ich wickelte mich hinein, er ging mir bis zu den Knöcheln und die Baumwolle wärmte mich. »Passt wie angegossen!«
    »Ein Glas Wein?«, fragte der Rechtsanwalt.
    »Nein, ich möchte nur einen Schlüsselnotdienst anrufen.«
    »Wissen Sie, was der kostet mitten in der Nacht?«
    »Ja, aber was soll ich machen? Ich werde es dem Kater vom Futter abziehen.«
    Aydin lachte. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte er. »Sie können bei mir übernachten. Ich habe ein Gästebett und immer eine unbenutzte Zahnbürste im Haus. Und morgen früh können Sie sich in aller Ruhe um alles kümmern.«
    »Und Eberhard?«, fragte ich. »Wenn er aufs Klo muss?«
    »Ich habe auf dem Balkon einen Blumenkasten mit alter Erde«, sagte Aydin. »Den hat er schon mal benutzt. Damals, als er aus dem Fenster gefallen und auf meinem Balkon gelandet ist. Wieso konnte der Kater eigentlich ins Treppenhaus entwischen?«
    »Das war ganz merkwürdig«, erzählte ich. »Ich habe ein Geräusch vor meiner Wohnungstür gehört und wollte nachsehen, was es war.«
    »Und? Was war es? Haben Sie jemanden gesehen?«
    Täuschte ich mich oder fixierte er mich genau?
    »Nichts«, sagte ich. »Da war niemand. Haben Sie vielleicht jemanden im Treppenhaus gesehen? Oder die Tür aufgedrückt?«
    »Nein. Ich hatte seit Stunden keinen Kontakt zur Außenwelt«, lächelte Aydin.
    »Dann hat dieser dumme Kater wieder die Flöhe husten gehört«, stellte ich fest.
    »Ich beziehe mal eben das Gästebett«, wechselte der Rechtsanwalt das Thema. Ich schaute ihm nach, als er den Raum verließ.
    Ein netter, freundlicher Mann, dachte ich, nicht unattraktiv und vermutlich clever. Aber irgendwie undurchschaubar.
    Als ich wenige Augenblicke später in dem fremden Bett lag, Eberhard zu meinen Füßen, ließ mich ein Gedanke nicht los: Könnte es Yunus Aydin, der Delphin in der Morgenröte, gewesen sein, der den Brief unter meiner Tür durchgeschoben hatte? Er hätte nur ein paar Treppenstufen hochgehen müssen, um gleich danach wieder in seiner Wohnung verschwinden zu können.

Türkische Früchte
    In der Nacht schlief ich so tief und fest, als läge ich in meinem eigenen Bett. Eberhard musste sich irgendwann verdrückt haben, denn am Morgen lag er auf dem türkischen Teppich vor dem Bett und schnarchte leicht.
    Ich stand auf, horchte nach meinem Gastgeber, zog den schwarzen Kimono über und schlich ins Bad.
    Aydin schlief bestimmt noch – es war gerade mal acht Uhr. Ich ging zum Telefon, das auf einem niedrigen Tisch stand, rief mit leiser Stimme die Auskunft an, ließ mir die Nummer eines Schlüsseldienstes ansagen und mich gleich verbinden. Ja, man würde sich bald um meine verschlossene Wohnungstür kümmern, hieß es.
    Neben dem Telefon lag Aydins Telefonbüchlein. Ich nahm es und klappte es auf.
    Es standen viele türkische Namen darin, die mir natürlich nichts sagten, ein paar nützliche Nummern wie Telefonauskunft und der ADAC, einige berufliche wie Amtsgericht, Landgericht und Staatsanwaltschaft und ...
    Ich war beim Buchstaben G angelangt und da sah ich meinen Namen: Grappa, Maria. Aydin hatte sich meine Redaktionsnummer, meine Handynummer, meine Festnetznummer, meine E-Mail-Adresse und mein Geburtsdatum notiert.
    Verblüfft klappte ich das Buch zu. Genau im richtigen Moment, denn Aydins Stimme sagte hinter mir: »Guten Morgen! Darf ich Sie noch zum Frühstück einladen?«
    Ich drehte mich um. Da stand er, wach und munter, in einen langen blauen Kaftan

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