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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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die Fenster drang Licht.
    Entschlossen ging ich durch die Tür. Eine riesige Halle öffnete sich meinem Blick, sie stand voller technischer Geräte, deren Nutzen mir nicht bekannt waren. Von irgendwoher tönte Unterhaltungsmusik. Ich ging weiter.
    Ganz am Ende des Raumes stand eine Frau und sortierte einen Stapel großer Pappen, sie zog eine heraus, begutachtete sie, legte sie auf eine Seite, zögerte und entschied sich wieder anders, schob sie zurück.
    »Hallo«, sagte ich laut und deutlich. Die Frau erschrak, so vertieft war sie gewesen.
    »Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken.« Ich musterte die Frau. Sie hatte kurze rote Haare, war ziemlich mollig und viel kleiner als ich. »Frau Hunze?«, fragte ich.
    »Ja. Was wollen Sie?« Ihre Freundlichkeit hielt sich in Grenzen.
    »Ich bin Maria Grappa vom Tageblatt. Ich will herausbekommen, wer Ihren Mann ermordet hat.«
    »Ach, ja?« Sie schien nicht besonders interessiert. »Und was macht die Polizei?«
    »Vermutlich das Gleiche«, räumte ich ein. »Darf ich mir seine Bilder mal ansehen?«
    Lotte Hunze verneinte nicht, trat sogar bereitwillig zur Seite, damit ich die Pappen greifen konnte.
    »Könnten Sie mal ein bisschen Luft reinlassen?«, bat ich. »Ich kann den Terpentingeruch nicht vertragen. Mir ist etwas schummrig.«
    »Sie haben Recht«, sagte Frau Hunze. »Hier muss mal richtig Luft rein.«
    Sie ging zum Fenster, drehte mir dabei den Rücken zu und ich nutzte die Chance, nach Dingen Ausschau zu halten, die ich vielleicht nicht sehen sollte.
    Die Bilder im Ständer waren wohl Skizzen zu einer Serie, denn sie ähnelten sich alle. Der tote Meister hatte einen Hang zur Fertigung amorpher Formen gehabt. Alles war rund und ausladend, Formen und Farben flossen ineinander, nichts lud das Auge zum wohlgefälligen oder nachdenklichen Verweilen ein.
    Lotte Hunze veranstaltete ordentlich Durchzug. Ich atmete durch, die Reste von Terpentin und Farben drückten sich nicht mehr so ätzend in meine Lungen. Der plötzliche Windstoß hob einige Papiere in die Luft und fegte sie durch die Halle.
    Ich versuchte, sie zu fangen, Ordnung in die tanzenden Fetzen zu bringen, doch sie entwischten mir immer wieder.
    »Lassen Sie nur!«, rief mir die Witwe zu. »Das kommt sowieso alles auf den Müll.«
    Ich fing ein paar Zettel, sah sie erst flüchtig an, dann näher. Es handelte sich um zahlreiche Kopien des Programmablaufes eines Kreativseminars – so verriet die Überschrift. Ich ließ einen Zettel in der Tiefe meiner Handtasche verschwinden.
    »Können Sie sich vorstellen, wer Ihren Mann ermordet hat?«, fragte ich.
    »Die Frage habe ich mir auch schon gestellt.«
    »Und? Wie ist die Antwort?«
    »Da kommen viele infrage. Ansgar lebte aus vollen Rohren. Fressen, Saufen und Herumvögeln. Da passiert es schon mal, dass man jemandem auf die Füße tritt.«
    »Und wer hat jetzt die plattesten Füße?«
    »Fragen Sie seine Saufkumpanen«, riet sie. »Denen hat er alles erzählt. Ich war nur noch dazu da, seine Unterhosen zu waschen, bevor er zu seinen Huren ging.«
    »Kannten Sie die beiden Mädchen?«
    »Sie meinen die toten Nutten?«, fragte sie pro forma und lächelte bitter. »Ich hab die mal bei einer Ausstellungseröffnung gesehen. Er hat sich sogar mit denen fotografieren lassen. In der Zeitung stand dann: Maler Hunze und seine Musen. Toll, was?«
    »Haben Sie nie über Scheidung nachgedacht?«
    »Wissen Sie, allein zu leben ist noch schlimmer.«
    »Sie haben also keinen konkreten Verdacht?«
    Lotte Hunze schloss das Fenster wieder. »Nein. Ich weiß nichts und ich habe auch keinen Verdacht. Noch nicht mal eine Theorie. Und – ich sag Ihnen was – ich will's auch gar nicht wissen.«
    »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Seine Bilder verkaufen. Und das andere Zeugs da!« Die Witwe deutete auf seine Werke. »Und dann leben. Endlich mal leben. Und verreisen – aber erst nach der Beerdigung natürlich. Ich will sichergehen, dass er wirklich unter die Erde kommt.«
    Sie trat gegen ein Metallteil, das die Form eines großen Vogels hatte. Das Teil kippte um und schepperte über den Boden.

Süß und bitter
    »Betty Blue hat dem Kerl den Hals gebrochen. Und das habe ich nur dir zu verdanken, Grappa! Du hast sie dazu gekriegt, auszusagen.«
    Leider konnte ich mich Katis Euphorie über meine Fähigkeiten immer weniger anschließen. Rabatts Philippika hatte irgendwie ehrlich geklungen. Aber vermutlich war er einfach nur ein guter Schauspieler.
    Kati hatte Wein gekauft und sogar

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