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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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italienisches Danke, was ja nicht schädlich sein konnte.
    Das ist Wiesengrundel, schoss es mir durch den Kopf. Der Mann hier hatte die gleiche leicht vornübergebeugte Kopfhaltung, die ich bei dem Schatten in der Kirche bemerkt hatte. Ich stieg nach ihm ins Vaporetto, schaute mich verstohlen um. Er hatte sich nicht auf eine der Holzbänke gesetzt, sondern stand mit dem Rücken zu mir an die Reling gelehnt.
    In meiner Tasche hatte ich ein Foto des Komponisten, das Kati mitgebracht hatte. Ich kramte danach und betrachtete es. Ja, er könnte es sein.
    Ich stellte mich neben den Mann. »Kennen wir uns?«, fragte ich auf Deutsch.
    Er antwortete: »Nicht dass ich wüsste!« Er drehte sich wieder weg – mir deutlich signalisierend, dass er auf eine Unterhaltung überhaupt keinen Wert legte.
    Wenigstens wusste ich nun, dass er Deutsch verstand, und als das Boot bei San Marco anlegte und er ausstieg, beschloss ich, den Mann zu verfolgen.
    Er ging schnell und zielstrebig vom Wasser fort, schaute sich nicht um, blieb nirgendwo stehen. Es war einfach, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, denn er ragte über die Köpfe der Menschen auf den Straßen hinweg.
    Natürlich wusste ich bald schon nicht mehr, wo ich war, aber das störte mich dieses Mal nicht. Ich hatte begriffen, dass man sich in Venedig zwar verlaufen konnte, aber immer irgendwo am Wasser rauskam und dann nur noch den Ufern folgen musste – man hatte nur darauf zu achten, in welche Richtung man ging.
    Dennoch war ich überrascht, als ich den Palazzo Contarini del Bovolo von Ferne erkannte.
    Der verfolgte Mann blieb plötzlich stehen und sah sich um, als würde er jemanden suchen – ich verschwand in einem Hauseingang.
    Der Mann, den ich für Wiesengrundel hielt, schien auf jemanden zu warten. Er schaute auf die Uhr, wandte sich dann aber dem Palazzo zu.
    Ich lugte um die Ecke und stutzte. Im Augenwinkel hatte ich eine Bewegung auf der Wendeltreppe gegenüber gesehen. War es eine Taube, die sich in den Steinbögen verirrt hatte?
    Nein, zwei Beine kamen die Stufen herunter. Zu wem sie gehörten, konnte ich noch nicht erkennen, aber gleich würde der Kopf des Treppensteigers sichtbar werden. Eine vage Ahnung, zu wem dieser federnde Gang gehörte, beschlich mich und die Ahnung wurde bestätigt: Die Beine gehörten zu Michelangelo Baci.

Wut und Wahrheit?
    Damokles hatte sein Schwert ausgepackt und es schwebte fallbereit über meinem Kopf! Zuerst hatte ich die Absicht, versteckt zu bleiben, doch dann packte mich die Wut. War ich etwa nach Venedig gekommen, um mich von allen foppen zu lassen?
    Ich verließ meine sichere Deckung und ging auf die beiden Männer zu. Sie standen mit dem Rücken zu mir und der Überraschungseffekt würde ausnahmsweise mal auf meiner Seite sein. Den wollte ich auskosten; die Konsequenzen waren mir egal. Für einen guten Auftritt hatte ich schon oft was riskiert.
    »Guten Tag, die Herren!«, rief ich, noch etwa drei Meter entfernt. »Wie schön, Sie beide zu treffen!«
    Baci und Wiesengrundel drehten sich fast synchron zu mir um.
    »Madonna!« Mehr fiel Baci nicht ein.
    »Darf ich mich vorstellen? Ich bin Maria Grappa. Und Sie sind Ben Wiesengrundel, wenn ich mich nicht täusche?«
    »Die Frau vom Boot«, kam es entgeistert.
    »Du kennst sie?«, fragte Baci.
    Ich warf ihm einen giftigen Blick zu.
    »Sie war auf dem Vaporetto und hat mich wohl bis hierher verfolgt«, antwortete der Komponist.
    »Was bedeutet das alles?«
    »Ich werde dir alles erklären, Madonna«, versprach Baci. »Sind wir nicht heute Abend zum Essen verabredet?«
    »Lass mich bloß in Ruhe, du Verräter«, zickte ich ihn an.
    »Ich erwarte dich – wie verabredet – heute Abend in meinem Palazzo zum Abendessen«, meinte Baci völlig cool. »Ich schicke dir ein Taxiboot zum Piazzale Roma.«
    »Dein Essen kannst du dir in die Haare schmieren!«
    »Um acht Uhr, bellezza! Und jetzt red mit ihr, Ben! Erzähl ihr alles – sie ist auf unserer Seite.« Er warf mir eine Kusshand zu und zog lachend ab.
    »Kommen Sie«, sagte Wiesengrundel. »Gehen wir irgendwo hin, wo wir uns in Ruhe unterhalten können.«

Schwimmender Sarg
    Das seltsame Fahrzeug, aus balladesken Zeiten ganz unverändert überkommen und so eigentümlich schwarz, wie sonst unter allen Dingen nur Särge es sind ...
    Manns Held will zum Markusplatz, doch sein Gondoliere, ein Mann von brutaler Physiognomie, rudert zum Lido.
    »Sie wollen zum Lido.«
    »Aber nicht mit Ihnen.«
    »Ich fahre Sie gut.«
    Unser Gondoliere

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