Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
Unverständliches und drehte sich auf die Seite. Ein leises Schnarchen ertönte.
Auf dem Boden neben dem Bett stand eine halb leere Flasche Wodka.
»Die Kleine ist voll zugedröhnt. Das kann Stunden dauern, bis die wieder was mitkriegt.«
»Wir müssen warten.«
»Ich hole den Professor!« Die Blonde drehte ab und ihre Stöckel klapperten empört auf dem Parkett.
»Ich habe keine Lust, in diesem Kasten die Nacht zu verbringen«, maulte ich. »Wir nehmen Margit und brausen sie im Bad mit eiskaltem Wasser ab, dann wird sie schon munter.«
»Dann kriegt uns Sauerwald wegen Körperverletzung oder Ähnlichem dran«, widersprach die Hauptkommissarin. »Der wird ohnehin toben, wenn er von unserer Aktion erfährt.«
Die Tür ging auf und ein kleiner Mann stand darin, hinter ihm die Blonde vom Empfang.
»Was geht hier vor?«, fragte das Kerlchen.
»Wer sind Sie denn?«, fragte ich.
»Das ist Professor von Siebenstein«, erklärte die Hausdame konsterniert.
»Beate Schlicht, Mordkommission.« Die Kommissarin fuchtelte ihm mit ihrem Ausweis vor der spitzen Nase herum. »Und das ist meine Assistentin Frau Grappa. Wir müssen Frau Sauerwald im Zusammenhang mit dem Tod ihres Onkels vernehmen.« Sie deutete auf die Wodkaflasche auf dem Boden. »Gehört das eigentlich zu Ihrer Therapie? Jungen Frauen harten Alkohol zu geben? Das macht sich nicht besonders gut in meinem Bericht, Herr von Siebenstein.«
Der Professor schaute irritiert auf die Pulle und noch irritierter auf seine Angestellte.
»Sie muss sie ins Haus geschmuggelt haben«, jammerte die Empfangsfrau. »Alkohol ist hier strengstens verboten.«
»Leider ist Frau Sauerwald im Moment nicht vernehmungsfähig«, fuhr Schlicht fort. »So volltrunken, wie sie ist. Aber wir müssen mit ihr sprechen. Haben Sie vielleicht einen Vorschlag, wie wir das Problem lösen können? Auch zu Ihrer Zufriedenheit?«
Von Siebenstein dachte nach. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich Herrn Sauerwald anrufe«, sagte er dann.
»Prima, tun Sie das. Dann sagen Sie Herrn Sauerwald aber bitte auch, dass Sie es zugelassen haben, dass sich seine Tochter ins Koma säuft«, meinte ich.
»Wir sollten uns wie vernünftige Menschen benehmen«, sagte Beate Schlicht mild. »Wie wäre es, wenn Sie Herrn Sauerwald nicht anrufen, meiner Kollegin und mir ein Zimmer zurechtmachen lassen und wir morgen weitersehen? Natürlich könnte ich Frau Sauerwald heute noch mit einem Krankenwagen abholen lassen, weil sie bei Ihnen gefährdet ist. Aber das würde Ihre Klinik nur unnötig in Verruf bringen, oder?«
»Ich verstehe nicht, wie der Alkohol aufs Zimmer kommt«, stammelte der Professor. »Ich werde das Mädchen sofort untersuchen. Nur damit wir sicher sein können, dass sie wirklich nur Alkohol konsumiert hat.«
»Da haben wir nichts dagegen«, lächelte Schlicht. »Ich wusste doch, dass wir eine Lösung finden. Herr Sauerwald wird von uns nichts über den Vorfall erfahren und die Öffentlichkeit natürlich auch nicht.«
Von Siebenstein gab uns nicht nur zwei Zimmer, sondern lud uns auch noch zum Essen ein. Die Nobelklinik hatte ein Restaurant mit recht netter Speisekarte im Angebot.
Als wir das Dessert löffelten, gesellte sich der Professor zu uns und berichtete, dass Margit Sauerwald wirklich nur betrunken und sonst alles in Ordnung sei.
Beate Schlicht erinnerte ihn in strengem Ton noch einmal an das versprochene Stillschweigen. Von Siebenstein nickte brav, seine Augen glänzten.
»Der mag Sie«, grinste ich, als er wieder weg war.
»Scheint so.«
»Jetzt steht er da hinten und lässt Sie nicht aus den Augen«, wunderte ich mich.
»Manche Typen brauchen's eben ein bisschen härter«, stellte die Kommissarin fest und leckte betont langsam den Löffel ab. »Ich kenn das – ab und zu treffe ich auf Kollegen mit ähnlichen Vorlieben. Die können sich nichts Geileres vorstellen, als von mir fertig gemacht zu werden.«
»Jetzt weiß ich endlich, was ich bei den Männern falsch mache«, seufzte ich. »Ich bin viel zu lieb.«
»Herr Eckermann sieht das aber ganz anders«, verriet sie. »In der Kantine des Präsidiums ist er regelrecht ausgeflippt, als die Rede auf Sie kam.«
»Ich hoffe, Sie haben mich verteidigt«, entgegnete ich.
»Das hat Brinkhoff schon getan«, beruhigte sie mich.
»Ich bin gerührt. Ich hab den alten Haudegen auch lieb.«
Unsere Unterkünfte befanden sich in der Nähe von Margit Sauerwalds Zimmer. Ich beschloss, auf nächtliche Schreie zu achten und auch sonst wachsam
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