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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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zu sein.
    »Gute Nacht, Beate«, wünschte ich. »Und schließ von innen ab, sonst steht der Professor plötzlich im Matrosenanzug oder Babystrampler vor dir und will ausgepeitscht werden.«
    Wir hatten im Überschwang des Erfolges unseres Coups Brüderschaft getrunken und unsere Laune war bestens.
    »Dann kann ich ja schon mal üben«, frotzelte Beate Schlicht. »Ein schickes Dominastudio auf dem Land wäre ein beruflicher Neuanfang. Mit Siebenstein als erstem Kunden.«

Ausflug in den Winterwald
    Der frühe Morgen zeigte sich von seiner schönsten Seite. Über dem Berg war die Sonne aufgegangen, der Himmel war quietschblau, die Luft klar und eiskalt.
    Es war sieben Uhr. Die Nacht war ohne Störungen verlaufen, jedenfalls hatte ich keine mitbekommen.
    Ich duschte. Zum Glück lagen Seife und eine Zahnbürste im Bad bereit. Gerade war ich in Hose und Pullover geschlüpft, als es klopfte. Beate Schlicht stand vor der Tür.
    »Lass uns endlich mit ihr reden«, sagte sie. »Ich will raus aus diesem Kasten.«
    »Und? Erzähl doch mal! Hat der Professor dich heute Nacht besucht?«
    »Ich hab kein Gespenst auf dem Flur gesehen. Können wir?«
    »Was drängelst du denn so? Ich brauche erst mal einen Kaffee«, muffelte ich. »Kurz nach dem Aufstehen bin ich nicht besonders fit im Hirn. Zehn Minuten?«
    »Fünf!«, sagte sie hart. »Lange bleiben die nicht mehr so zahm. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Sauerwald hier auftaucht.«
    »Okay. Wo gibt es Kaffee?«
    »Im Speisesaal am Frühstücksbuffet«, enthüllte sie. »Da kannst du wählen zwischen Café au Lait, Kaffee und Cappuccino.«
    »Superermittlung, Frau Hauptkommissarin!«, sagte ich.
    Der Automat servierte mir einen perfekten Cappuccino. Ich goss ihn hinunter, verbrannte mir den Hals und hustete. Eine Frau kam aus der Küche und beäugte mich. Ich wünschte ihr freundlich einen guten Morgen und stellte die Tasse wieder hin. Die fünf Minuten waren vorbei.
    Beate wartete bereits vor Sauerwalds Zimmertür. Sie klopfte und es war wie am Abend zuvor: keine Reaktion.
    »Diesmal habe ich vorgebeugt«, berichtete Beate zufrieden. »Siebenstein hat mir den Ersatzschlüssel schon gegeben.«
    Sie schloss auf. Das Zimmer war leer und es war eiskalt darin.
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, rief die Kommissarin aus. »Sie ist abgehauen, und zwar durchs Fenster.«
    Schlicht lief aus dem Zimmer und ich hörte, wie sie mit der Schwester sprach.
    Ich trat zum geöffneten Fenster und sah nach unten. Für ein junges, sportliches Mädchen war es kein Problem, das Zimmer über diesen Weg zu verlassen. An der Wand war ein Spalier befestigt, an dem es sich gut festhalten ließ.
    Was bedeutet das denn nun wieder?, fragte ich mich.
    Ein Rucksack schaute unter dem Bett hervor. Ich hob ihn hoch und untersuchte den Inhalt. Er enthielt den üblichen Kram: Schlüsselbund, Taschentücher, Schminktäschchen und eine Brieftasche. Kein Handy.
    In der Brieftasche befanden sich Kreditkarten, Personalausweis und der Führerschein.
    Das war kein gutes Zeichen. Wenn Margit getürmt wäre, hätte sie ihre Sachen mitgenommen.
    Ich steckte alles wieder in den Rucksack zurück und trat auf den Flur. Beate und von Siebenstein waren im Anmarsch, gefolgt von Mitarbeitern der Klinik.
    »Wir müssen das Gelände absuchen«, sagte ich.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal überprüft, ob die Patientin im Zimmer ist?«, fragte der Professor die Nachtschwester.
    »Gegen vier Uhr«, behauptete diese.
    »Dann ist sie seit über drei Stunden da draußen«, stellte ich schaudernd fest.
    Die Suchaktion verlief ohne Ergebnis und wir befürchteten das Schlimmste. Beate Schlicht blieb nichts anderes übrig, als Hauptkommissar Brinkhoff zu informieren, und eine Stunde später traf er in der Klinik ein – begleitet von Eckermann und ein paar Spurensicherern, die sich gleich in ihre weißen Plastikanzüge warfen und die blauen Schuhschoner anlegten.
    Eine halbe Stunde später rückte eine Hundertschaft mit Spürhunden an und durchkämmte noch einmal die Gegend – ohne Erfolg.
    »Vielleicht ist sie von jemandem abgeholt worden«, mutmaßte ich.
    »Vielleicht auch entführt – wie Toninho«, warf Eckermann ein. »Oder sie hatte Angst vor Ihnen beiden, hat das kleinere Übel gewählt und ist in den Wald geflüchtet.«
    »Halten Sie sich zurück, ja?«, blaffte ich den Brasilianer an.
    »Das verbitte ich mir ebenfalls!«, bekam ich Unterstützung von Beate Schlicht.
    »Ruhe, bitte!«, brüllte Brinkhoff. »Alle drei!

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