Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
Bäckerin.
»Die Frau Grappa«, strahlte sie. »Wie isses?«
»Muss. Ich hab mich grad mit dem Hasewinkel getroffen«, erzählte ich.
»In echt?«
»Ja. So was von echt.«
»Und?«
»Nix und ... Haben Sie ihm meine Telefonnummer gegeben?«
»Nee«, antwortete Frau Schmitz verblüfft. »Er hat mich nur ausgefragt. Ob Sie 'n Mann haben und so. Ich hab abba geschwiegen wie ein Grab. Ich sachte Ihnen ja, dass der auf Sie steht. Und? Isser was für Sie?« Der Schalk hatte sie im Nacken gepackt.
»Klar. Besonders romantisch war es, als seine Schuppen auf den Tisch rieselten. Wir haben uns spontan verlobt. Und beim nächsten Vollmond ist Heirat.«
»Darf ich Trauzeugin sein?«, grinste sie.
»Aber ja. Bringen Sie auch ruhig den Rudi mit.«
Wieder zu Hause holte ich die Firmen auf den Computermonitor, die Safes herstellten. Ein Schlüssel für einen Safe in einem Safe – das war mehr als auffällig. Ich verglich die Angebote miteinander und nach einiger Zeit wusste ich, dass der Schlüssel zu einem Bankschließfach gehören musste. Jetzt brauchte ich nur noch die passende Filiale des Geldinstitutes und das Geheimwort zu ermitteln ... Aber allein die Suche nach dem Passwort würde mich die nächsten zweihundert Jahre in Atem halten.
Ich rief Jansen an und erzählte ihm endlich von dem geheimnisvollen Schlüssel.
»Lilo hatte ihre Konten nur bei einer Bank. Vielleicht befindet sich dort auch das Schließfach«, meinte er. »Wir sollten es am Montag versuchen.«
Damit konnte ich heute nichts mehr in der Sache unternehmen. Den Rest des Samstags widmete ich mich meinem Wohlergehen. Ich packte alle Bücher über Hexerei und Magie in einen Karton und klebte ihn zu, steckte mir die Stöpsel meines Players in die Ohren und legte mich auf den Balkon – bewaffnet mit ein paar feinen Häppchen, einer Flasche Rieslingsekt und einem Buch, das von fernen Ländern, aggressiv erotischen Männern und komplizierten Frauen erzählte. Es gab auch leichte Romankost außerhalb der verkitschten Welt der Lilo von Berghofen.
Während der Lektüre fiel mir auf, was mich an den Büchern der Nackenbeißerin störte: Eigentlich nicht einmal die gewollt schwülstigen Dialoge und die süßlichen Gefühlsbeschreibungen, sondern die völlige Abwesenheit von Humor und Ironie.
Brückenflug
Am Sonntag sollte es ruhig und entspannend weitergehen. Doch schon früh klingelte mein Handy. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, der Morgen graute gerade und ich stolperte minutenlang durch meine Wohnung, bis ich das Mobiltelefon gefunden hatte.
Der Anrufer hatte eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Ein paar Sekunden lang spielte ich mit dem Gedanken, erst mal wieder ins Bett zu kriechen, doch meine Neugier siegte. Wer mich an einem Sonntag um diese Zeit störte, musste einen sehr guten Grund haben. Die Uhr auf dem Handy verriet mir, dass der Tag gerade mal fünf Stunden jung war.
»Wir haben eine Selbsttötung, die interessant für dich sein könnte«, erzählte Wayne Pöppelbaum der Mailbox. »Da hat sich jemand von der Autobahnbrücke gestürzt. Die Karre kommt aus Bierstadt. Ruf mich mal an, Grappa.«
Ich drückte auf Rückruf und hatte ihn sofort dran. Nach den Geräuschen im Hintergrund zu urteilen, befand er sich noch in der Nähe der Autobahn.
»Wer ist es?«, fragte ich.
»Die suchen noch«, berichtete Wayne. »Die Brücke an der A 1 kurz vor Remscheid. Oben steht der Wagen – mit offenen Türen und laufendem Motor. Bierstädter Kennzeichen. Soeben ist der Halter ermittelt worden. Ein Mann namens Michael Schott.«
»Das ist der Mann von Sabine Wunsch! So ein Typ bringt sich nicht um. Aber vielleicht seine Freundin!«, rief ich.
»Irgendwas ist aber komisch an der Sache«, schrie der Bluthund gegen den Autolärm. »Wenn du dich umbringen willst, Grappa, von einer Brücke springen, dann steigst du aus, kletterst über das Geländer und tschüss. Richtig?«
»Hört sich logisch an. Sag endlich, was komisch ist!«
»Beide Türen stehen offen. Die Fahrer- und die Beifahrertür. Warum sollte der Selbstmörder die Beifahrertür öffnen, wenn er den Wagen gefahren hat?«
»Stimmt. Vielleicht hat sie ihre Handtasche noch rausgenommen.«
»Ich hab noch nie gehört, dass eine Frau sich ihr Täschchen unter dem Arm klemmt und dann von einer Brücke in den Tod springt. Obwohl ... ihr Weiber seid ja manchmal schräg drauf.«
»Ist Brinkhoff da?«
»Nein, die örtlichen Bullen. Die Bierstädter sind aber schon informiert.«
Ich
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