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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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hörte.
    Und am Abend meldete sich Friedemann Kleist.
    »Ich wurde gerade von einem wütenden Polizeipräsidenten angerufen«, berichtete er. »Und rate mal, auf wen er wütend ist?«
    »Ich tippe auf POM Krüger«, gab ich zur Antwort.
    »Falsch. Er war wütend auf mich. Ihm ist bekannt, dass wir befreundet sind, und er ist davon ausgegangen, dass ich von dem Überfall wusste und deinen Bericht kenne. Doch leider war ich ahnungslos. Warum hast du mir nichts gesagt?«
    »Weil ich es nicht für nötig hielt. Du bist doch Chef der Mordkommission.«
    »Ja. Aber ich beschäftige mich zurzeit mit einem Mord an einer Romafrau. Und nun wurde eine Romafamilie überfallen. Siehst du da keine Verbindung?«
    »Doch. Aber du hattest mit den bulgarischen Kollegen zu tun. Ich wollte dich nicht stören«, eierte ich herum.
    »Seit wann bist du denn so rücksichtsvoll?«, wunderte sich Kleist.
    »Bin ich immer. Das merken nur die wenigsten.«
    »Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern«, meinte er. »Ich werde eine Streife zu dem Haus in der Nordstadt schicken, um zu sehen, wie es den Leuten geht, und um ihre Aussagen aufnehmen zu lassen. Wir haben ja jetzt bulgarische Unterstützer.«
    »Viele Roma sprechen aber kein Bulgarisch, sondern nur ihre eigene Sprache«, wandte ich ein.
    »Das wird sich zeigen. Und jetzt würde ich gern die Fotos von dem Überfall sehen. Kannst du sie mir mailen? Oder muss ich auf die morgige Ausgabe des Tageblattes warten?«

Bärchen und Brathähnchen
    POM Lothar Krüger wurde erwartungsgemäß vom Dienst suspendiert. Neben den disziplinarischen Maßnahmen musste er auch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Dies teilte die Polizeipressestelle am Morgen mit.
    Ich atmete auf. Der kommt mir nicht mehr in die Quere, dachte ich.
    Noch vor der Redaktionskonferenz nahm ich Kontakt zu Kleist auf.
    »Haben die Opfer des Überfalls etwas gesagt?«, fragte ich.
    »Die Wohnung war leer«, berichtete er. »Die Leute weg. Nur die kaputten Möbel lagen noch dort. Wir sichern die Spuren und werden die DNA der vielen Blutspuren überprüfen.«
    »Hast du heute Zeit für ein Mittagessen bei Frau Schmitz?«
    Er überlegte nicht lange. »Geht leider nicht. Die bulgarischen Kollegen haben Kontakt zu dem Clan-Chef der Roma aufgenommen. Den kennen sie noch aus Plovdiv. Und wenn die beiden mit dem reden, will ich dabei sein. Wir müssen endlich herausbekommen, wer die tote Frau ist.«
    Bärchen Biber schmückte wieder die Konferenz. Er war goldbraun gebrannt und hatte auf seine sonst üblichen drei Pfund Gel in den Haaren verzichtet. Sein Body steckte in einem tomatenroten Hemd und hellblauen Jeans.
    Ich dachte spontan an ein Gericht, das ich lange nicht mehr gekocht hatte: knuspriges Brathähnchen mit scharfer Chili-Sauce.
    Schnack war aufgekratzt. Das lag vermutlich an Bärchens Rückkehr aus dem Urlaub, aber auch an meinem Artikel über den Überfall auf das Romahaus.
    »Gute Arbeit, Frau Kollegin und Herr Kollege«, lobte er und sah Pöppelbaum und mich gönnerhaft an. »Wir haben Anfragen von Magazinen und Zeitschriften, die die Fotos ebenfalls bringen wollen. Bleiben Sie an dem Thema dran, Frau Grappa, Herr Pöppelbaum?«
    Wir nickten brav. Es geht doch nichts über einen Chef, der Dinge vorschlägt, die man selbst schon so beschlossen hat.
    »Ich werde mich auch in der Sache engagieren«, kündigte Dr. Schnack an und krabbelte voller Vorfreude in seinem Bart.
    Das hört sich jetzt aber nicht so gut an, dachte ich.
    »Mit einem Kommentar in der morgigen Ausgabe unserer Zeitung.«
    Ich atmete auf. Dreißig Zeilen meinungsfreudiges Gutmenschen-Geblubber würde mir meine Geschichte nicht kaputt machen.
    »Und wir werden einen Reporter nach Plovdiv schicken.«
    Auf Bärchen Bibers Gesicht machte sich ein wissendes Lächeln breit.
    »Kollege Biber wird noch in dieser Woche nach Bulgarien fliegen. Er wird die Lage der Roma in Plovdiv schildern.«
    »Hauptsache, er ist aus den Füßen«, flüsterte Wayne. »Eigentlich hätte dir diese Reise zugestanden.«
    »Bloß nicht!«, raunte ich zurück. »Dreck, Gewalt, Armut – das brauch ich nicht. Außerdem steppt der Bär in Bierstadt. Die Roma werden unser Bärchen ganz schnell aus der Armani-Jeans kippen. Der ahnt ja gar nicht, was er sich mit der Reise antut.«
    »Störe ich Sie bei Ihrer Unterhaltung?«, fragte Schnack.
    Wir hatten zu laut geflüstert.
    »Die Reise des Kollegen Biber ist eine gute Idee«, lobte ich. »Bringen Sie auch Fotos mit?«
    »Aber natürlich,

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