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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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erinnerte ich mich. »Die Eltern sind bestimmt entsetzt, dass ihre lieben Kleinen bald schon so früh mit der bösen Welt in Kontakt kommen.«
    Berthold Schnack nickte heftig. Mit Kinderschutz konnte man ihm immer kommen.
    In meinem Büro spielte ich den Terminator und überprüfte den neuen Account. Es waren tatsächlich einige Mails eingegangen – nicht mit Hinweisen auf den oder die Mörder von Zita, sondern mit Beschimpfungen. Ich richtete eine Umleitung zu meiner üblichen E-Mail-Adresse ein.
    Ich freute mich auf einen gemütlichen Arbeitstag, als Wayne Pöppelbaum in mein Büro trat. Er sah übernächtigt aus und guckte verstört. Probleme mit Ivana, dachte ich und lud ihn zu einem Kaffee in der Kantine ein.
    »Wie läuft das junge Glück denn so?«, kam ich gleich zur Sache.
    »Irgendwas stimmt nicht«, antwortete er nach einer Weile des Nachdenkens.
    »Was denn jetzt schon wieder?«
    »Nerve ich dich?«, fragte er leicht eingeschnappt.
    »Quatsch. Würden wir zwei sonst hier sitzen?«
    Pause.
    »Erzähl schon!«, verlangte ich.
    »Sie wohnt ja jetzt bei mir«, begann er. »Und da sehen wir uns zwangsläufig öfter. Also … ich weiß nicht, wie ich es sagen soll …«
    »Sag es einfach«, ermunterte ich ihn.
    »Sie telefoniert sehr oft. Das Handy klingelt mehrmals am Tag. Und sie sagt doch, dass sie kaum Kontakte hat.«
    »Was stört dich denn daran? Es kann die Mission sein oder jemand aus ihrem Deutschkurs. Hast du sie mal darauf angesprochen?«
    »Nein«, gestand er. »Ich will nicht, dass sie sich kontrolliert vorkommt. Du hast ja recht, Grappa. Vermutlich ist alles ganz harmlos. Obwohl …« Wayne stockte erneut.
    »Obwohl?«
    »Sie geht beim Telefonieren immer aus dem Zimmer und senkt die Stimme. Das finde ich merkwürdig.«
    »Sie will dich nicht stören.«
    Wayne schien nicht überzeugt. »Einmal hab ich mitbekommen, dass sie einen Termin ausgemacht hat. Dabei hat sie Deutsch gesprochen.«
    »Na und?«
    »Geht sie vielleicht doch noch anschaffen?« Jetzt war es raus.
    »Du spinnst!«, empörte ich mich. »Nach dem, was sie erlebt hat? Du hast vielleicht Ideen.«
    »Ich bin eben verunsichert. Manchmal spricht sie auch Bulgarisch oder Roma, ich kann das nicht so auseinanderhalten. Und ich verstehe natürlich kein Wort.«
    »Wayne! Sprich sie darauf an! Du machst dich fertig mit solchen Verdächtigungen.«
    »Ich weiß.« Er knallte den Kaffeebecher auf die Tischplatte. »Neulich – als sie im Bad war –, da hab ich mir ihr Handy gegriffen und die Anruferliste durchgesehen und angefangen abzuschreiben. Fast hätte sie mich erwischt.«
    »Und was willst du mit den Nummern?«, fragte ich.
    »Sie überprüfen.«
    »Hast du schon damit angefangen?«
    »Nein.«
    »Dann lass es«, seufzte ich. »Eifersucht ist ein schlimmes Leiden. Ich weiß, wovon ich rede.«
    Als ich wieder hinter meinem Schreibtisch hockte, ließ mich die Unterhaltung nicht los. Ich hatte Pöppelbaums Beziehung zu Ivana Rose gefördert, weil ich die Geschichte mochte, die die beiden durchlebten. Pretty Woman für Arme. Hollywood. Aber hier war Bierstadt. Und Bierstadt war das reale Leben und keine klebrig süße Fiktion.
    Woher kam Waynes plötzliches Misstrauen gegenüber Ivana? In Gedanken überprüfte ich alle meine Kontakte zu der jungen Roma. Aber ich fand nichts, was ich ungewöhnlich finden konnte. Ivana war hilfsbereit, sensibel und schien einfühlsam, wenn sie übersetzte.
    Mein Handy klingelte. Kleist teilte mir mit, dass der verdeckte Ermittler der Polizei aufgeflogen war. Wachtraum-Unterhaltungsmedien hatte seinen Zugang zur Internetseite gesperrt. Und als der Mann aus seinem Haus trat, war er von unbekannten Typen übel zusammengeschlagen und als Bullenschwein beschimpft worden.
    »Der Kollege liegt nun schwer verletzt im Krankenhaus«, berichtete mein Hauptkommissar. »Hast du jemandem erzählt, dass wir einen verdeckten Ermittler auf die Video-Firma angesetzt haben?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Gut. Sei vorsichtig. Pass auf, was du tust und schreibst. Denk an die abgehackten Pferdebeine.«
    Als ich abends nach Hause fuhr, sah ich mich um, doch niemand verfolgte mich. Bei meinem Haus angekommen, leuchtete ich die dunklen Stellen im Carport und hinter den Büschen ab, schloss auf und stürzte ins Haus. Ich verriegelte die Türen und traute mich nicht in den Garten. Dabei war es ein wundervoller Sommertag. Nach zwei Glas Prosecco wurde ich ruhiger.
    Hatte ich den Undercoverbullen wirklich niemandem gegenüber

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