Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen
– Terminator hatte Post bekommen!
Ich traute meinen Augen nicht, als ich die E-Mail geöffnet hatte.
Hier ist Marko, der Mann von Zita. Ich war mit ihr zusammen, doch sie ist abgehauen. Ich bin nicht der Mörder. Hör auf, nach dem zu suchen. Das tut keinem gut.
Marko
Ich mailte zurück:
Hallo Marko. Ich will dich treffen. Sag mir, wann und wo.
Terminator
Die Sache wurde heiß. Was sollte ich tun, wenn sich Marko wirklich mit mir treffen wollte? Vielleicht war die Mail eine Falle – oder der Weg zu einer neuen Spur. Jedenfalls musste ich Kleist einweihen. Allein würde ich Marko auf keinen Fall gegenübertreten.
Latte am Morgen und kein Brett vor dem Kopf
Kleist und ich hatten uns zum Einkauf auf dem Wochenmarkt verabredet. Treffpunkt war der italienische Kaffeestand. Er wurde von zwei jungen Frauen betrieben, die vor Jahren von der Stadt ein Kleindarlehen für Langzeitarbeitslose erhalten hatten. Der Kredit war längst zurückgezahlt, denn der Laden boomte. Die beiden Unternehmerinnen hatten Bistrotische vor dem Verkaufswagen aufgebaut, boten die besten Kaffeebohnen der Welt feil und bereiteten die schönsten Kaffeegetränke zu. Am Wagen prangte ein Blechschild mit der Aufschrift: Das Schönste am Morgen ist die Latte.
Kleist bestellte eine frische Waffel mit Sahne zur Latte macchiato. Ich verkniff mir die Waffel und orderte einen Milchkaffee.
»Ich freu mich, dass es dir besser geht«, meinte er und griff nach meiner Hand. »Du siehst allerdings noch ein wenig erschöpft aus.«
»Ich muss was mit dir bereden«, begann ich. »Ich hab Mist gebaut.«
»Schon wieder?« Er lächelte mild.
Ich berichtete ihm von meinem Terminator-Abenteuer.
»Was ist, wenn Marko einem Treffen zustimmt?«, fragte ich. »Der glaubt, dass ich ein Mann bin.«
»Vielleicht kriegst du dann was auf die Nase. Oder wirst umgebracht. Und ich habe den Mord an einer dritten Frau auf dem Schreibtisch. Wenigstens ist es nicht so kompliziert, den aufzuklären.«
»Nun mal nicht den Teufel an die Wand«, murrte ich. »Ich werde schon aufpassen. Vielleicht nehme ich Pöppelbaum mit.«
»Oder den Kampfhund deiner Freundin Maxi Singer«, schlug Kleist vor. »Und jetzt lass uns einkaufen. Ich freue mich auf eine Kochorgie mit dir.«
Es wurde wirklich eine Orgie. Kleist schnippelte das Gemüse. Ich legte den Rinderbraten in einen Sud aus Olivenöl, Rotwein, Pfeffer, Schalotten, Piment, getrockneten Steinpilzen und Kräutern aus dem Garten. Eine Stunde musste das Fleisch ziehen. Danach scharf anbraten und dann ab in den Ofen. Zweieinhalb Stunden bei hundert Grad und das Fleisch würde butterweich sein.
Die Zeit, bis der Braten gar war, verbrachten wir eng beisammen, auf dem Sofa liegend, bei klassischer Musik. Wir sprachen kaum etwas. Ich genoss die Stunden ohne das Grübeln über mörderische Zusammenhänge.
Bei Kerzenlicht und der Musik einer neuen Klassik-CD speisten wir.
»Du stehst doch eher auf Händel und Bach, wenn es um Vokalmusik geht«, wunderte sich Kleist. »Was hören wir denn da gerade?«
»Die Zigeunerlieder von Brahms«, bekannte ich. »Ich finde die Musik gar nicht so übel. Nur die Texte sind mal wieder an falscher Romantik nicht zu toppen. Hör mal!«
Ich griff zur CD-Hülle und las vor: »Brauner Bursche führt zum Tanze, sein blauäugig schönes Kind. Schlägt die Sporen keck zusammen, Csardasmelodie beginnt. Küsst und herzt sein süßes Täubchen. Dreht sie, führt sie, jauchzt und springt, wirft drei blanke Silbergulden auf das Zimbal, dass es klingt.«
»Irgendwie kommst du von dem Fall nicht los«, stellte Kleist fest.
Ich lachte. »Sei froh, dass es kein Zigeunerschnitzel zum Essen gibt.«
Jede Menge Bimmelkram
Kleist verließ mich am frühen Sonntagmorgen. Sex im fortgeschrittenen Alter hat seine Vorteile – er ist entspannter und entspannender. Kein Druck, Höchstleistungen in einem Kampfsport erzielen zu müssen.
Ich setzte mich an den Rechner. Keine Nachricht von Marko. Auch gut. So musste ich vorläufig nicht entscheiden, ob ich mich wirklich mit ihm treffen sollte.
Die Fotos, die mit dem Fall zusammenhingen, trug ich auf einem Stick bei mir. Pöppelbaum hatte während der Polizeiaktionen, bei denen Ivana als Dolmetscherin behilflich gewesen war, viele Fotos von ihr gemacht.
Ich schaute diese Bilder an und druckte mir ein paar aus. Zehn Minuten später startete ich.
Ich wollte mit dem Chef der Ausbeinkolonne des Schlachthofs reden. Kleist hatte mir den Namen genannt und es war kein Problem
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