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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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dass man den Verdächtigen im Mordversuch an einer 25-jährigen Bulgarin kurz vor der österreichischen Grenze verhaftet hatte.
    Es soll sich um einen vom Dienst suspendierten Polizeibeamten handeln, dem bereits eine andere Straftat gegen Bulgaren in der Bierstädter Nordstadt vorgeworfen wird. Der leitende Hauptkommissar des Morddezernates Dr. Friedemann Kleist bestätigte diese Information. Er kündigte für den Nachmittag eine Pressemitteilung an. Alles Weitere zu der Gewalttat hier bei uns in Ihrem Lokalradio.
    Zufrieden registrierte ich, dass Ivana nicht mehr als Prostituierte bezeichnet wurde.
    Zu Hause war mir dann doch nicht nach Frühstück. Ich duschte, wechselte die Kleidung und ging arbeiten. Im Verlag steuerte ich als Erstes die Kaffeeküche an. Die weinselige Nacht mit Pöppelbaum zeigte Nachwirkungen. Mir war flau im Magen und ich hatte Kopfschmerzen.
    Ich setzte mich auf einen Klappstuhl und sah der Kaffeemaschine bei der Arbeit zu. Sie stöhnte, als habe ihr letztes Stündlein geschlagen. Aber sie hieß nicht Uschi, immerhin. Die Redaktionsküche war chronisch versifft. Der EHEC-Alarm war schon vor einiger Zeit beendet worden, dabei hatte man die Quelle der Keime nicht gefunden. Aber die Forscher kannten diese Kaffeeküche ja auch nicht.
    Wie fremdgesteuert griff ich zu einem graubraunen Lappen, machte ihn nass und gab Spülmittel darauf. Langsam und gründlich säuberte ich die Küchenplatte, rieb die Ringe der Legionen von Kaffeebechern weg, entfernte die Brotkrumen aus den Ritzen der Küchenplatte und schrubbte die Tomatensoßenreste von den Innenwänden der Mikrowelle.
    Ich war so auf mein Tun konzentriert, dass ich Simon Harras erst bemerkte, als er loslachte. »Grappa putzt!«
    »Na und?«, blaffte ich. »Bei solch tumben Verrichtungen kann ich am besten nachdenken. Kennst du das nicht?«
    »Doch«, gab er nach kurzer Überlegung zu. »Ich arbeite im Garten, wenn ich mich sammeln will. Blumen pflanzen und Unkraut jäten. Du tust etwas Mechanisches und das macht dir das Hirn frei.«
    »Na siehst du!«
    Er betrachtete das Innere der Mikrowelle. »Ich wusste gar nicht, dass die von innen weiß ist«, staunte er. »Gut gemacht, Grappa, du Küchenfee. Wenn deine Rente nicht reichen sollte, kannst du dir locker was dazuverdienen.«
    »Guter Plan«, stimmte ich zu. »Ein Vierhundert-Euro-Job.«
    »Darf ich dich mal was ganz anderes fragen?«, druckste Simon.
    »Sicher.« Ich wusch den Lappen aus und seine Farbe wurde tatsächlich eine Nuance heller.
    »Lebt Wayne wirklich mit der Zigeunernutte zusammen, die aus dem Fenster geflogen ist? Das erzählen hier alle.«
    »Die ›Zigeunernutte‹ ist Dolmetscherin und sie wurde lebensgefährlich verletzt«, antwortete ich. »Die genauen Hintergründe sind noch unklar, aber der Täter wurde ja festgenommen.«
    »Und leben die beiden nun zusammen oder nicht? Und war sie eine Nutte oder nicht?«
    »Simon – Wayne hat sich in Ivana Rose verliebt und der Ausgang dieser Geschichte ist noch völlig unklar.«
    Auf der Redaktionskonferenz heimste Bärchen Biber viel Lob ein. Er hatte hundert Zeilen über die Bürgerinitiative Gegen das Großbordell am See geschrieben und sich von den beiden Vorsitzenden, einem katholischen Pfarrer und einer pensionierten Realschullehrerin, den Notizblock volljammern lassen.
    »Gute Arbeit, Kollege Biber«, lächelte Schnack sein Bärchen an. »Besonders die Argumente des Geistlichen sind nachzuvollziehen.«
    »Die katholische Kirche ist ja für ihre Sittenstrenge und hohe Moral bekannt«, warf ich ein. »Wenn man an die zahlreichen Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen denkt.«
    »Aber diese Täter waren ja meistens schwul«, grinste Harras. »Die können sich prima über Männer aufregen, die auf Frauen stehen.«
    »Finden Sie es etwa in Ordnung, wenn Männer Frauen sexuell ausbeuten, Kollege Harras?«, machte Margarete Wurbel-Simonis mit.
    »Ich habe nichts dagegen, wenn die Frauen sich freiwillig anbieten und die Männer dafür bezahlen, Kollegin Wurbel.«
    »Das Niveau an diesem Tisch ist wieder mal ganz unten«, mopperte Wurbelchen.
    »Schluss jetzt«, zischte Schnack. »Diese Konferenz ist wohl kaum der richtige Ort für eine Grundsatzdiskussion über Sinn und Zweck der Prostitution. Können wir bitte zum Tagesgeschäft kommen? Frau Grappa, von Ihnen erwarte ich eine Fortsetzung zum Fenstersturz. Das Lokalradio meldete die Festnahme des mutmaßlichen Täters. Langsam hat unsere Polizei ja ein paar kleine Erfolge

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