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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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natürlich stinkwütend. Schließlich war er ja auf diese Venus abgefahren. Und dann steht plötzlich die Lindenthal vor ihm!«

    »Dumm gelaufen«, kommentierte ich. »Aber warum sollte die Lindenthal Patrick abknallen und die komplette Klasse mitnehmen?«

    »Weil er sie an den Pranger gestellt hat. Er hat sie im Chat enttarnt und die Gespräche dort veröffentlicht. Und später hat er das Video gedreht.«

    »Ich komme nicht mit. Was hat das Bekennervideo mit der missglückten Liebesgeschichte zu tun?«, fragte Kleist.

    »Ich meine ein anderes Video.« Caro zögerte wieder. »Die Lindenthal hatte ihn danach nur noch auf dem Kieker. Lerchenmüller hat ihr gesteckt, was Patrick im Chat veranstaltete.«

    »Was hat denn jetzt der Direktor damit zu tun?«

    »Lerchenmüller interessiert sich ebenfalls für Philosophische Fragen «, erklärte ich. »Er verkehrt im Chat unter dem Namen Nimmmich16 und gibt sich als Schülerin aus.«

    »Ich fasse es nicht. So eine verrückte Geschichte!«, rief Kleist aus. »Eine scharfe Lehrerin, die ein verstörtes Opfer mimt, ein Schulleiter, der in die Rolle eines Mädchens schlüpft, und tödliches Mobbing zwischen Lehrern und Schülern. Meine Damen, mir reicht es für heute.«
    Er erhob sich.
    »Ich werde Frau Lindenthal noch einmal befragen. Bisher hat sie sich hinter ärztlichen Attesten versteckt. Aber damit ist jetzt Schluss. Können Sie mir Zugang zu diesen Chatgesprächen verschaffen, Caroline?«

    »Sie stehen nicht mehr im Netz, aber ich habe sie ausgedruckt. Sie sind allerdings in meinem Zimmer auf Waldenstein. Glauben Sie mir jetzt endlich?«

Ein gewolltes Feuer und ein ungewolltes Haushaltsloch

    Mein Artikel über die Entstehungsgeschichte des Bekennervideos schlug ein wie eine Bombe. Schon früh am Morgen klingelte das Telefon.
    Richard Sello bedankte sich. »Ich wusste doch, dass Patrick kein Mörder ist.«

    »Das steht für die Polizei keineswegs fest«, wandte ich ein. »Der Film war ja nur ein Anhaltspunkt für seine Schuld. Aber Sie haben recht – immerhin zweifelt nun auch die Polizei.«

    »Wenn ich irgendwie helfen kann, Frau Grappa, dann lassen Sie es mich bitte wissen. Ich bleibe noch eine Weile in Bierstadt.«

    »Haben Sie eigentlich Patricks Mutter erreicht?«, fragte ich.

    »Ich habe es – ehrlich gesagt – noch nicht ernsthaft versucht. Sie hat sich jahrelang nicht gekümmert.«

    »Das müssen Sie selbst entscheiden. Im Anschluss an die Trauerfeier haben wir uns ja verpasst. Warum wollten Sie mich sprechen?«

    »Die Rede dieser Schülerin hat mich aufgewühlt«, gestand er. »Ich musste allein sein. Und was ich wollte, hat sich erledigt. Ich suchte einen Weg, den Verdacht von meinem Sohn zu nehmen. Die Dinge sind in Bewegung. Es hängt nicht mehr allein an Patrick.«

    Der nächste Anrufer war Anton Brinkhoff. »Lerchenmüller war heute schon sehr früh auf den Beinen«, berichtete er. »Er ist mit dem Tageblatt in der Hand ins Appartement von Frau Lindenthal gestürzt und blieb etwa eine Stunde.«

    »Tja, wahrscheinlich haben sich die beiden abgesprochen und eine Strategie entwickelt«, sagte ich nachdenklich. Die Sache lief gut. Und wenn Kleist sich die Lindenthal endlich richtig vorknöpfen würde, dann …

    Brinkhoff unterbrach meine Gedanken. »Diese Strategie haben die zwei sogar schon in die Tat umgesetzt. Vor zehn Minuten hat ein Krankenwagen Lara Lindenthal abgeholt. Notier dir mal folgende Nummer, Grappa.«

    Er nannte mir das Kennzeichen des Fahrzeugs und ich schrieb mit.
    »Danke, Anton. Und pass auf dich auf, ja?«

     
    Zehn Minuten später saßen Caro und ich beim Frühstück. Sie hatte wohl Hunger, denn sie griff beherzt zu.
    »Warum bist du eigentlich nicht zu deinen Eltern geflüchtet?«, fragte ich.

    »Weil ich sie nicht kenne«, sagte sie und biss ins Brötchen.

    »Du kennst sie nicht?«, wiederholte ich.

    »Sie sind verunglückt. Wenn ich nicht im Internat bin, lebe ich bei Verwandten, die als Pflegeeltern eingesprungen sind.«

    »Die Verwandten haben dich ins Internat abgeschoben?«
    »Aber nein. Dazu hätten sie gar nicht das Geld«, antwortete Caro.

    »Und wer bezahlt die 2.400 Euro im Monat für dich?«

    »Eine Stiftung. Sie fördert besonders begabte Schüler. Da ist sogar etwas Taschengeld drin.«

    »Was musst du dafür tun?«

    Sie lachte rau. »Fleißig lernen, brav sein, nicht aufmucken.«

    »Hat ja bisher geklappt«, grinste ich. »Ich muss jetzt zur Arbeit. Kommst du klar?«

    »Ich leg mich noch mal

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