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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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Familienzeitung ist doch kein Revolverblatt. Dieser Anwalt ist mir ausgesprochen unsympathisch und hat mir mal wieder klargemacht, dass jedes Volk Rassenhass in sich trägt. Wir Menschen sind schon eine furchtbare Erfindung.«
    Datenschutz wird überbewertet
    In der Redaktion überprüfte ich weitere Nummern, die Fellner mit seinem Handy angerufen hatte. Meine eigene Mobilnummer und die der Redaktion waren auch dabei. Ich sah mir die Zeitpunkte der Anrufe an. Fellner hatte vor zwei Tagen versucht, mich beim Tageblatt zu erreichen! Verdammt!
    Ich stürzte ins Großraumbüro.
    »Hat hier ein Herr Fellner angerufen und mich sprechen wollen?«, rief ich den beiden Sekretärinnen Sarah und Susi zu. »Vor zwei Tagen!«
    Langsam löste Sarah ihren Blick von der Zalando-Seite auf dem Monitor. »Also, bei mir nicht! Und wenn, dann leg ich dir doch immer einen Zettel ins Fach.«
    »Nicht immer!«, blaffte ich. »Sondern nur, wenn du grad Bock drauf hast. Und du, Susi?«
    Die widmete sich per Kopfhörer ihrer Entspannungsmusik und hatte nichts mitbekommen. Ich nahm ihr die Muscheln von den Ohren und wiederholte meine Frage.
    »Fellner?«, dehnte sie und dachte tatsächlich nach. »Ja, da war jemand mit dem Namen. Ist das nicht der, der dich auch in Italien angerufen hat?«
    »Richtig! Warum hast du mir nicht gesagt, dass der Typ mich sprechen wollte?«
    »Sollte ich das? Er sagte doch, dass er es auf dem Handy versucht.«
    »Hat er aber nicht.«
    »Dafür kann ich doch nichts, Grappa!«, meinte sie beleidigt und setzte sich die Kopfhörer wieder auf.
    Simon Harras hatte meine Frage mitbekommen. »Lass doch das Phone von dem Burschen orten«, schlug er vor. »Dann weißt du, wo er steckt.«
    »Das ist schon auf dem Weg«, entgegnete ich. »Aber er muss es einschalten, sonst funktioniert es nicht.«
    Leicht frustriert ordnete ich meine Aufzeichnungen. Wie konnte ich in der Sache weiterkommen?
    Im Netz surfte ich auf einschlägigen Neonaziseiten. Viele Gruppen waren auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen.
    Susi legte mir einen Umschlag auf den Tisch. Er enthielt das Buch, das Bruns verfasst hatte. Im Vorwort standen einige Danksagungen; eine richtete sich an Luisa Licht von der Opferberatungsstelle. Sie hatte an der Arbeit mitgewirkt. Sie musste Bruns also persönlich kennen!
    »An einen SS-Hauptsturmführer Steiger kann ich mich nicht erinnern«, sagte Licht durchs Telefon. »Aber ich habe mich hauptsächlich mit den Verbrechen der SS in Osteuropa befasst. Steiger war ja in Norditalien eingesetzt.«
    »Ich muss Bruns sprechen«, erklärte ich. »Können Sie einen Kontakt herstellen?«
    »Ich werde ihn anrufen und fragen, ob er mit Ihnen reden will«, versprach sie.
    Noch am gleichen Abend meldete sie sich. Bruns war einverstanden, mich zu treffen, und er würde ein paar der Dokumente mitbringen, die er über die Judenverfolgung in Norditalien gesammelt hatte. Den Ort unserer Begegnung sollte ich kurzfristig erfahren.
    Hauptsache gesprächswertig
    In der Redaktionskonferenz diskutierten wir eine rührselige Story, die uns die Blöd-Zeitung vorgesetzt hatte. Ein zehnjähriger Junge war an einem Gehirntumor gestorben. Auf dem Sterbebett hatte er sich gewünscht, dass ein Fußball und das Logo des örtlichen Bundesligavereins auf dem Grabstein verewigt würden. Doch der katholische Pfarrer stellte sich quer.

    Kirche verbietet BVB-Grabstein – Eltern entsetzt
    so titelte das Blatt.

    Jens Pascal war erst neun Jahre alt, als er an einem Hirntumor starb. Sein letzter Wunsch: Ein Grabstein mit dem Logo seines Lieblingsfußballvereins Schwarz-Gelb. Die Eltern ließen eine entsprechende Grabstele anfertigen, doch der Vorstand der zuständigen Kirchengemeinde Mariä Heimsuchung lehnte den Entwurf ab. Der Grund: Das Fehlen von eindeutig christlichen Symbolen wie Kreuz, betende Hände oder Marienfigur. Die Eltern sind betroffen, dass der letzte Wunsch ihres kleinen Jungen für die Kirche keine Bedeutung hat.
    Ich hoffte inständig, dass diese Geschichte nicht mir zugeteilt wurde.
    »Hat jemand eine Idee, wie wir die Story weiterdrehen können, ohne bei der Boulevard-Presse abzuschreiben?«, fragte Schnack in die Runde.
    »Wir sollten die Eltern bitten, uns von Jens Pascal zu erzählen«, meinte Bärchen Biber. »Seine traurige Geschichte, sein Leid und wie dieser letzte Wunsch entstanden ist. Aber ich kann die Geschichte nicht machen, ich muss gleich in die Finanzausschusssitzung.«
    »Ich finde diesen Grabstein ausgesprochen

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