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Grass, Guenter

Grass, Guenter

Titel: Grass, Guenter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grimms Woerter
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die Rede, der plant, ganz Deutschland mit
einem Eisenbahnnetz zu verbinden. So soll, was Jacob gleichfalls zuinnerst
begehrt, die Einheit des Vaterlandes gefördert und die bängliche Eigensucht der
Kleinstaaterei überwunden werden.
     
    Niemand
begegnete ihm. Er war mit seiner Stimme, die bei frostigem Wetter weit trug,
allein. Noch andere Buchstaben könnte er auf dem Eis der Fulda erprobt haben,
so das W, indem er von wagen über Wagnis zum Wagemut kam; jedenfalls ergoß
sich, kaum war der Beschluß gefaßt, waghalsig, wie ihn der eiskalte Januartag
gestimmt hatte, mit der Wörtersuche zu beginnen, eine wahre Briefflut von der
Messestadt in Richtung Göttingen, wo immer noch Wilhelm mit Familie hauste,
desgleichen nach Kassel, von wo aus Jacob den Verlegern Karl Reimer und Salomon
Hirzel Antwort gab. Auf des Bruders Bedenken reagierte er postwendend, denn
Wilhelm war wenig bereit, Beschlüsse zu fassen.
    Reimer
hatte in einem Brief nach Göttingen sein Bestreben beteuert: »Vor Allem würde
uns erfreun, wenn Sie uns zu dem deutschen Wörterbuch, dessen Bearbeitung unter
Beihülfe von Freunden Sie doch nicht abgeneigt waren später zu unternehmen,
eine auch nur entfernte Aussicht eröffneten...«
    Diese
Bewerbung spielte auf ein Angebot an, das Jahre zurücklag, hatte doch bereits
der Verleger Cotta im Februar 1823 den Brüdern unterbreitet: »Mögen Sie mir die
Frage erlauben, ob sie sich nicht zur Bearbeitung eines deutschen Wörterbuchs
wie Adelungs entschließen könnten?«
    Jacob,
der wenig von dessen lexikalischen Bemühungen aus dem vorigen Jahrhundert
hielt, notierte schon damals auf dem Briefrand in seiner beharrlichen
Kleinschrift, die alle Substantive auf Scheitelhöhe der Verben und Adjektive
beschnitt: »unterm 18. mai ablehnend höflich beantwortet.«
    Mittlerweile
war Cotta gestorben, ein Grund mehr für den Verleger Reimer, seinem Angebot
Gewicht zu geben: »Rechne ich aber den Umfang des Ganzen ungefähr dem des
Adelungschen Wörterbuchs gleich, so wäre mein Vorschlag, daß wir das Honorar
für die Beiträge auf 10 000 Rthlr. festsetzten.
    Offenbar
ahnten die Verleger nicht, welch beschwerliche Bergwanderung den Brüdern und
ihnen bevorstand; wie ja auch Jacob von dem, was er innerlich bejahte und
bereits begonnen hatte, ohne rechten Begriff war. In Wörtern schwelgend, schien
ihm der Anfang gelungen zu sein. Schon auf dem Eis der Fulda glaubte er, alles,
was dem A anhing, wenn nicht im Kasten, dann im erahnten Umfang geborgen zu
haben.
    Reimer
fügte zwar seiner Bereitschaft zur späteren Honorarzahlung hinzu, für die
Redaktion weitere 4 000 Reichstaler festzusetzen, und erbot sich außerdem, da
die Schlußrechnung erst nach Jahren fällig werden würde, jedem der nach der
Göttinger Entlassung mittellosen Brüder »500 Rthlr jährlich zu zahlen, und
später nach dem Druck der einzelnen Bände allmälig wieder in Abzug zu bringen«,
aber aus seinem Angebot sprach mangelnde Voraussicht. Auch saß dem jungen
Verleger, was Wilhelm bereits bemängelt hatte, der geizige Vater im Nacken.
    Nach
kurzer Beratung - nur wenige Briefe gingen hin und her - lehnte er das
Honorarangebot ab: »Ihr Vorschlag, für die leitung eines so weitläuftigen und
grossen werks, das sich auf wenigstens vier, vielleicht fünf kleinfolianten
belaufen wird, uns in allem 4 000 rthlr. zu versichern, hat wenig
einnehmendes...«
    Er
wünschte für jeden 1 000 Reichstaler jährlich, wobei Wilhelm meinte, in vier
fünf Jahren die Arbeit am Wörterbuch abschließen zu können; danach würden
beide wieder frei sein für die ungebundene Wissenschaft.
    Aber
es sollte noch elende Durststrecken lang dauern, bis es zum Vertragsabschluß
zwischen den Verlegern und den Brüdern Grimm kam; ganz zu schweigen von der
viel größeren Zahl Bände, die im Verlauf einer von mehreren Kriegen
bestimmten Zeitspanne greifbar wurden.
     
    Also
blieben sie weiterhin ohne festes Salär. Weil aber sogleich nach der
Verbannung an vielen Orten, so in Hamburg, Kiel, auch im fernen Königsberg
Geld gesammelt, sogar in Leipzig ein Hilfsverein gegründet worden war, konnte
bald mit Beistand gerechnet werden. Schon im Dezember siebenunddreißig wurde
ein Aufruf bekannt gemacht, der zu Beginn den empörenden Tatbestand der
Entlassung in Erinnerung brachte und so die Protestation noch einmal
befestigte: »Die sieben Professoren Dahlmann, die Brüder Jacob und Wilhelm
Grimm, Albrecht, Gervinus, Ewald und Weber sind der festen Überzeugung, daß wer
den Eid auf

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