Grauen im Pentagon
General legte die Stirn in Falten. »Sie sollten es aber, Karl, es ist besser für Sie.«
»Ich weiß.«
Rushmore setzte die Brille wieder auf. »Man erwartet Erfolge. Ich telefonierte wieder mit ganz oben. Von dort hat man es mir deutlich genug zu verstehen gegeben.«
»Ich kann Ihnen nur sagen, Garry, daß ich am Ball bin.«
Der General setzte wieder das Lächeln auf. »So wie Sie hier am Schreibtisch sitzen, ist das kaum glaubhaft.«
»Ja, das stimmt.« Mertens gewann seine Sicherheit wieder. »Denken Sie mal an eine Spinne. Sie sitzt ebenfalls in ihrem Netz, braucht nicht viel zu tun und nur zu warten, bis bestimmte Dinge eintreten. Dann kann sie zuschlagen.«
»Sehen Sie sich als Spinne?«
»So ist es.«
»Wo haben Sie denn Ihre Fühler ausgebreitet, Karl?« Mertens holte tief Luft. »Garry, es gibt gewisse Tatsachen, die ich noch für mich behalten möchte.«
»Das ist nicht gut.«
»Wieso nicht?«
»Wir haben den Job bekommen. Wir müssen die Invasion stoppen.«
Karl Mertens überlegte scharf. »Sie sprechen von einer Invasion, Garry? Wie kommen Sie darauf?«
Der General lachte. »Glauben Sie denn, daß wir mit den drei Wesen alles abgegrast haben?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich jedenfalls rechne mit einigen mehr. Und das kommt für mich einer Invasion gleich.«
Mertens überlegte. Ihm gefiel das Gehabe des Generals nicht. Er hatte ihn nie gemocht, das wußten beide, aber jetzt mochte er ihn noch weniger, weil er das Gefühl hatte, daß Rushmore ihm Informationen zurückhielt. Er wußte mehr.
»Woran denken Sie, Karl?«
»An Ihre Worte. Sie sprachen von einer Invasion.«
»Dabei bleibe ich auch.«
Mertens beugte sich vor. Er sprach zischend über den Schreibtisch hinweg. »Dann wissen Sie mehr?«
»Eigentlich nicht. Oder noch nicht.«
»Wieso?«
General Rushmore streckte die Beine aus. »Es ist doch so, Karl. Wir beide brauchen uns nichts vorzumachen. Wir haben relativ hohe Rosten im Pentagon inne. Sie besitzen möglicherweise noch mehr Macht als ich, weil Sie auch Verbindungen zu den einzelnen Geheimdiensten haben, aberreicht Ihnen das?«
Dr. Mertens schüttelte leicht den Kopf. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
»Auf die Macht, Karl. Reicht Ihnen die Macht eigentlich aus, die Sie besitzen?«
»Ja.«
»Das sagen Sie nur so. Es gibt immer noch Leute, die über Ihnen siezen und ihre Daumen draufhalten können.«
»Die wird es immer geben.«
Jetzt nickte der General. »Im Prinzip haben Sie recht, die wird es auch immer geben, weil niemand daran denkt, gewisse Dinge zu ändern.«
»Ach — und Sie wollen das?«
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Karl. Ich möchte etwas daran ändern. Ich bin fest entschlossen.«
»Wie hoch wollen Sie denn noch in der Hierarchie klettern?«
»Überhaupt nicht höher.«
»Können Sie dann etwas ändern?«
»Doch, ja.« Er nickte. »Man muß nur andere Methoden einführen. Unkonventionelle, verstehen Sie?«
»Ja, das ist mir klar. Nur weiß ich nicht, was Sie unter diesen Methoden verstehen, Garry?«
»Das möchte ich Ihnen ja gerade erklären.«
»Ich bin gespannt.«
Rushmore lachte. »Das kann ich mir denken.« Er verstummte und schaute auf seine Schuhe. »Eigentlich, Karl, müßten Sie schon Bescheid wissen oder aus meinen Erklärungen etwas herausgefunden haben.«
»Nein.«
»Nun ja. Sie können sich denken, daß ich nicht zum Spaß zu Ihnen gekommen bin. Ich sitze hier, weil ich Ihnen einen Vorschlag machen möchte. Wenn Sie schlau sind, gehen Sie auf diesen Vorschlag ein. Wenn nicht…« Er hob die Schultern. »Jeder ist seines Glückes Schmied.«
»Das hört sich an wie eine Erpressung.«
»Es ist keine. Ich würde es eher als einen Ratschlag ansehen.«
Rushmore hob den Kopf.
»Wie Sie wollen.«
»Gut.« Der General lehnte sich zurück. »Ich will mal anders anfangen. Sie kennen meinen Bruder?«
»Ja.«
»Sie schätzen ihn nicht sonderlich.«
»Spielen persönliche Gefühle eine Rolle?«
»In diesem Fall vielleicht schon. Mein Bruder spielt nämlich eine wichtige Rolle. Die wichtigste überhaupt.« Der General stand auf und begann mit einer Wanderung über den Teppichboden. »Wissen Sie, Karl, mein Bruder Bernie F. Rushmore gehört nämlich zu den Leuten, die Macht besitzen. Hinter ihm steht American Anilin, man kann sagen, daß ihm dieser Konzern gehört. Er expandiert, er wird hervorragend gemanagt, aber der ganz große Erfolg fehlte eben.«
»Den hat Ihr Bruder jetzt erreicht?«
Rushmore stand am Fenster und drehte
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