Grauen im Single-Club
Traumfrau perfekt, denn sie saß vor ihm.
Das weiche rote Licht strömte von der Decke her auf sie nieder. Deshalb erhielt ihr Haar einen noch intensiveren Ton. Es leuchtete an einigen Stellen wie frisch poliertes Kupfer und umrahmte dabei ein Gesicht mit sehr weichen Zügen. Eine schmale Nase, große Augen, die glatte faltenlose Haut, die sich auch auf den nackten Schultern ausbreitete und erst dort aufhörte, wo das Oberteil begann.
Ein schmales Bustier, ebenfalls in Rot und Schwarz gehalten, schob die Brüste in die Höhe, sodass noch die Hälfte der Brustwarzen hervorlugten. Im Gegensatz zu der gesamten Erscheinung waren die Lippen direkt züchtig geschminkt, und das in einer Farbe, die genau zu den Haaren passte, wobei Fielding nicht glaubte, dass sie gefärbt waren.
Er wusste nicht, wie lange er auf die junge Frau geschaut hatte, die in den Polstern eines Zweisitzers saß, der aussah wie ein dickes rotes Kissen. Er wollte etwas sagen, aber die Kehle war wie zugeklemmt, und als sie jetzt lächelte, da sah sie noch hübscher aus als auf dem Bild. Natürlich trug auch das Licht seinen Teil dazu bei, doch über derartig profane Dinge wollte er nicht nachdenken.
Ruby war für ihn ein Wunder...
Vor ihr auf dem runden Tisch schaute aus einem mit Crash-Eis gefüllten Kübel der Hals einer Champagnerflasche hervor. Zwei Gläser standen bereit. Eines war gefüllt, das andere wartete noch darauf.
Die Frau hob den linken Arm und winkte dem Gast lässig zu. Er sah die Farbe auf ihren Fingernägeln und stellte fest, dass jeder Nagel anders angemalt war. Natürlich blieb als Grund die Farbe Rot, die am Daumen begann und bis zum kleinen Finger hin immer mehr an Intensität verlor.
Es war kaum zu fassen. Er wähnte sich noch immer in einem Traum, als er die Stimme hörte.
»Jason...?«
Er nickte.
»Dann komm. Aber schließ den Vorhang bitte.«
Es war kein Traum. Dieses Wesen vor ihm hatte mit ihm gesprochen. Es war alles okay, und er fühlte sich wie auf einer Bühne, wo jetzt einer der Darsteller ins Geschehen eingriff.
Aber es war hier kein Zwei-Personen-Stück, und den Ablauf konnte er bestimmen.
Völlig absurd und trotzdem wahnsinnig toll.
Was geschah, bekam Jason Fielding kaum mit. Er betrat den kleinen Raum und zog den Vorhang wieder zu. Über ihm erklang das gleiche Geräusch. Warum es auf seinem Rücken einen Schauer hinterließ, wusste er selbst nicht.
»Setz dich doch, Jason.«
»Ja, ja...«
Was hatte er sich alles vorgenommen! Wie cool hatte er bleiben wollen, und nun das. Er war völlig von der Rolle und hatte das Gefühl, unter Drogen zu stehen.
Steif setzte er sich neben seine Traumfrau. Er nahm ihr Aroma auf. Sie hatte ein Parfüm aufgelegt, das nach frischen Rosenblättern duftete. Genau passend.
»Hast du keinen Durst?«
»Doch.«
»Dann schenke dir bitte ein. Du hast auf dich warten lassen. Mein Champagner ist schon warm geworden. Sie kippte den Inhalt zurück in den Kübel auf das Eis.
Auch jetzt ärgerte sich Fielding, weil seine Hand zitterte, als er die Flasche aus dem Kübel holte. Zuerst nahm er sich Ruby’s Glas vor. Natürlich verschüttete er etwas von dem wertvollen Gesöff, was ihn ebenfalls ärgerte. Vor allen Dingen, als er Ruby’s weiche Stimme hörte, die ihm sagte, dass er ruhiger werden sollte.
»Ich werde es versuchen, aber kann jemand ruhig sein, wenn er neben dir sitzt?«
»Dann fasse ich das als ein Kompliment auf.«
»Das kannst du auch.«
Jason Fielding war froh, als er beide Gläser gefüllt hatte. Jetzt ging es ihm besser.
Beide hoben sie ihr Glas an. Sie schauten sich tief in die Augen. Fielding glaubte, in Ruby’s Pupillen ein leicht grünliches Schimmern zu sehen.
»Auf uns«, sagte er.
»Und auf eine Nacht, die wir beide nicht vergessen werden, hoffe ich.«
Die Gläser klangen gegeneinander. Danach tranken sie das eiskalte Prickelwasser, und Fielding musste plötzlich daran denken, dass ein Bekannter von ihm den Champagner mal Puffbrause genannt hatte.
Das war ihm egal. Ihm war sowieso alles egal. Er fühlte sich aus seinem bisherigen Leben herausgerissen und wünschte sich schon jetzt, dass die Nacht doppelt so viele Stunden haben würde und er es nicht mit einer gnadenlosen Zeit zu tun hatte.
Die Erfrischung tat ihm gut. Zugleich stellten sie die Gläser wieder weg. Ruby drehte sich ihrem Gast zu. Sie lächelte ihn an und ließ die Lippen dabei fest geschlossen.
»Und nun?«, flüsterte sie.
Fielding wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte
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