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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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längliche Form einer Lagerhalle.
Sie konnten die Nacht unmöglich in der Stadt verbringen. Die Straßen und Häuser waren ihnen fremd, jede Gasse konnte einer dieser Kreaturen als Unterschlupf dienen. Im Wagen zu schlafen war ebenfalls keine Option, da es in den Nächten bereits empfindlich kühl wurde und Wulf sich große Sorgen um Demis Gesundheitszustand machte. Alles was er seiner kleinen Gruppe bieten konnte, war die Lagerhalle. Mit dieser Entscheidung übernahm er nun endgültig die Führung, aber auch die damit verbundene Verantwortung für Murphy und die Kinder, auch wenn an seinem Status bisher wohl ohnehin kein Zweifel bestanden hatte.
Die Halle machte einen verwahrlosten Eindruck. An den Mauern krochen Efeu und Schimmel empor, die gevierteilten Fenster starrten vor Dreck und wirkten wie aufgemalt. Die Rolltore waren verrostet und hingen schief in den eisernen Schienen.
Wulf fuhr einmal um das Gebäude herum, wobei ihm Murphy in seinem Wagen dicht folgte. Er suchte nach einer Tür oder einem offenen Tor. Doch die Stahltüren waren allesamt verschlossen und zusätzlich mit Holzbalken und einem roten Absperrband verbarrikadiert. Auch die Tore waren alle heruntergelassen und schienen zum Teil bereits mit dem Unkraut am Boden verwachsen. Lediglich einer der Eingänge an der Stirnseite der Halle machte den Eindruck, als könne man das Tor nach oben hebeln.
»Ich werde nachsehen«, wandte sich Wulf an Daryll. Es waren die ersten Worte seit Stunden. Die Ereignisse in dem kleinen Ort hatten jeden seinen eigenen Gedanken und Ängsten nachhängen lassen. »Du behältst die Umgebung im Auge. Wenn du etwas Ungewöhnliches siehst, drückst du auf die Hupe.«
Daryll wusste, dass mit ›ungewöhnlich‹ jene Kreaturen gemeint waren, die sie in Kagan´s Creek fast überrascht hatten. Er umfasste den Griff der Magnum mit beiden Händen und nickte ernst.
Wulf packte seine Pumpgun, stieg aus und gab Murphy ein Zeichen, ebenfalls wachsam zu sein. Dann sprang er auf das kleine Podest vor dem Rolltor, das früher einmal als Laderampe gedient hatte, griff unter das kalte Eisen des Tores und versuchte es nach oben zu ziehen. Es bewegte sich einige Zentimeter und blieb dann in den verrosteten Schienen hängen.
Für einige Sekunden wirkte Wulf ratlos, während er die schmutzigen Hände an seiner Hose abwischte. Dann verschwand er hinter der Ecke der Lagerhalle und tauchte kurz darauf mit einem der Holzbalken wieder auf, mit denen die Stahltüren versperrt waren. Er schob das Holz etwa zu einem Drittel unter dem Tor durch und versuchte dann mittels seiner Konstruktion das verrostete Eisentor nach oben zu befördern. Er zog mit beiden Händen an dem Balken. Schließlich ertönte ein infernalisches, helles Kreischen und das Tor rutschte Stück für Stück in den mit Dreck und Rost verklebten Stahlschienen nach oben.
Wulf war sich sicher, dass das metallische Lärmen in der ganzen Stadt zu hören sein musste. Doch nichts antwortete ihm aus dem Inneren der Halle. Er betrat das Dunkel und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Zahlreiche Kisten, Ölfässer und kleine Maschinen standen in den Ecken. Ansonsten war die Halle leer und – wie es schien – seit Jahren unbenutzt. Auch fehlte der typische Geruch nach Tieren, der den Kreaturen anhaftete. In dem Raum stank es lediglich nach Dreck, geronnenem Öl und der abgestandenen Luft von ungezählten Jahren.
Wulf griff nach einem Stück Holz, das auf einem der Fässer lag und sich in seiner Hand fast in seine Bestandteile auflöste. Er warf es in die hinterste Ecke der Halle, wo es krachend zwischen zwei Regalen und einem Stapel mit Kartons verschwand.
Nichts regte sich in der Dunkelheit.
Er entspannte sich und ging wieder nach draußen, um Entwarnung zu geben.
»Die Halle ist sicher«, erklärte er Murphy, als der alte Mann aus dem Wagen stieg, sich auf die Verladerampe lehnte und mit skeptischem Blick das trübe Zwielicht der Lagerhalle durchforstete.
»Wir werden hier die Nacht verbringen. Bis nach Stonington ist es nur noch ein Steinwurf.«
Murphy nickte. »Ich packe ein paar Dosen ein und bringe sie in die Halle.«
Während er sich wie immer um die Vorräte kümmerte, suchte Wulf in der Halle einen idealen Schlafplatz aus, den man vom Tor aus nicht direkt einsehen konnte. Er schob einige der Fässer und Kisten als Sichtschutz um den Platz herum und bereitete dann Wolldecken, die er von der Ladefläche des Ford holte, auf dem fleckigen Boden aus. Als Murphy zusammen mit Demi und

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