Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
hörte sich so an, als sei diese Frage völlig absurd. »Nein, zum Übernachten
nicht. Nein.«
»Da san
Sie sich ganz sicher?«, staunte Grantner. »Die Namen, die wir hier gelesen
haben, sind Nachnamen. Das könnten doch auch Frauen gewesen sein.«
»Waren
’s aber nicht. Meine Bedienung hat g’sagt, es seien nur Männer gewesen.«
Die
beiden Kriminalisten bedankten sich und gingen zu den Einsatzkräften auf die
Terrasse zurück. Platzko hatte sie bereits sehnlichst erwartet. »Die Kollegen
wollen jetzt rekonstruieren, wo genau Mullinger abgestürzt ist. Es gibt einige
Rutsch- und Aufprallspuren.« Er ging voraus, verließ die Terrasse und folgte
dem Wanderpfad ein gutes Stück weit entlang der steil abfallenden Felskante bis
zu einer Gruppe Männer, die in Overalls gekleidet waren und Kletterausrüstung
trugen. Platzko stellte ihnen die beiden Kriminalisten vor.
»Gab’s
schon was Auffälliges, meine Herrn?«, fragte Grantner in die Runde.
Einer
der Männer deutete auf einen silbernen Metallkoffer, der am Boden stand. »Wir
haben das Gelände hier an der Hangkante großflächig abgesucht.« Der Mann bückte
sich, ließ die Verschlussklappen des Koffers aufspringen und öffnete den
Deckel, worauf neben Akten und einem Smartphone auch ein durchsichtiger
Plastikbeutel zum Vorschein kam. »Wenn man sucht, findet man, was die Leute so
alles verlieren. Aber wir wissen ja nie genau, ob es nicht doch eine Bedeutung
hat.« Er hob den Plastikbeutel hoch, damit die beiden Kriminalisten den Inhalt
sehen konnten. »Irgend so ein Schmuckstück«, erklärte der Mann im Overall. »An
einem Kettchen. Könnte dem Verunglückten gehört haben.« Während Grantner und
Häberle den winzigen Anhänger genauer betrachteten, meinte ihr
Gesprächspartner: »Ist aber eher unwahrscheinlich.«
Die
beiden Ermittler schwiegen.
69
Nena musste völlig verrückt
sein. Sie hatte sich noch einmal wie wild gebärdet und Linkohrs Hilflosigkeit
ausgekostet. So aufregend diese lustvollen und erotischen Attacken in den
vergangenen Stunden auch gewesen waren – jetzt
versuchte er, Nena mit sanften Worten zu bewegen, ihn wieder von den
Handfesseln zu befreien. Zunächst schien es so, als steigere sein Bitten sogar
noch ihre Lust. Doch als erneut von nebenan der Alarmton des Handys die erotisch
aufgeladene Atmosphäre zerriss, ließ sie sich davon überzeugen, dass Linkohr
möglicherweise dienstlich gebraucht wurde. Sie sprang auf und rannte in ihrer
ganzen nackten Schönheit ins Wohnzimmer, um das Gerät aus Linkohrs Jacke zu
fingern.
»Ich
halt’s dir ans Ohr«, grinste sie, zog eine Schnute und sah mitleidig auf den
hilflos daliegenden Linkohr, der noch immer mit ausgestreckten Armen an den
Handgelenken an die Metallverzierung des Bettes gefesselt war.
»Nena,
mach keinen Quatsch«, bettelte er. »Ich kann so nicht mit der Dienststelle
telefonieren.«
»Warum
denn nicht?« Sie stupste ihn mit einem Zeigefinger auf die Nase. »Ein guter
Kriminalist kann das in jeder Situation. Nie einen James Bond gesehen?«
»Nena«,
versuchte er, sie weiterhin sanft wieder ins reale Leben zurückzuholen. »Bitte … «
Sie
hatte bereits die grüne Taste gedrückt, um das Gespräch anzunehmen, und hielt
Linkohr das Gerät ans Ohr.
»Ja?«,
meldete er sich atemlos.
»Häberle
hier«, hörte er die Stimme seines Chefs. »Na endlich. Ich versuch, Sie seit
Stunden zu erreichen.«
Häberle
klang aufgeregt. So hatte ihn Linkohr selten gehört.
»Tut
mir leid. Ich … «
Linkohr
war froh, dass Häberle ihn gleich unterbrach: »Mullinger ist tot. Abgestürzt.
Wir müssen dringend ein paar Dinge miteinander bereden.«
Linkohr
konnte nichts erwidern. Nena, die mit einer Hand das Smartphone hielt, hatte
sich mit der anderen zwischen seinen Oberschenkeln zu schaffen gemacht. Er
unterdrückte ein lustvolles Stöhnen.
»Sind
Sie noch da?«, kam Häberles Stimme aus dem Lautsprecher.
»Ja
ja«, beeilte sich Linkohr zu sagen.
»Können
wir uns kurz unterhalten?«
»Ich
bin gerade unter der Dusche«, log Linkohr spontan, worauf Nena ein Lachen
unterdrückte und ihre Hand noch ein paar Zentimeter weiter nach oben wandern
ließ.
»Okay«,
gab sich Häberle zufrieden. »Rufen Sie mich so schnell wie möglich zurück.«
Er
wartete nicht mal auf eine Antwort Linkohrs, sondern unterbrach die Verbindung.
»Und?
War’s wichtig?«, grinste Nena, die Häberles Worte nicht hatte verstehen können.
»Ja,
sehr. Und jetzt bitte, Nena, beenden wir dieses Spiel.«
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