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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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machen sollte. Dann entschied er, sich nicht
beirren zu lassen und den direkten Weg zu nehmen. Der Mann mit dem Schnauzer
bemerkte ihn sofort und sah ihn mit finstrer Miene an: »Ihnen jetzt noch einen
schönen Tag zu wünschen, wäre wohl fehl am Platze.«
    Mullinger
blieb verunsichert stehen. Er blickte dem Fremden ins gebräunte Gesicht, ohne
etwas zu sagen.
    »Ich befürchte«, erklärte der Mann mit gedämpfter Stimme,
während er sich bereits wieder langsam abwandte, »Ihr Tag dort oben wird anders
verlaufen, als Sie es sich gedacht haben.«
    Mullinger stand wie angewurzelt, fühlte sich schockiert
und überrumpelt gleichermaßen. Bevor er etwas erwidern konnte, hatte der Mann
seine Schritte beschleunigt und sich in Richtung Parkplatz entfernt.
    Mullinger sah ihm ein paar Sekunden lang hinterher, stieg
dann aber die Treppen der Talstation hinauf, während unterhalb von ihm die
restlichen Einsatzkräfte mit ihren Fahrzeugen davonfuhren. Das Mädchen hinter
dem verglasten Schalter verkaufte wieder Tickets. Augenblicke später hörte Mullinger,
wie die Motoren der Seilbahn zu brummen begannen. Die gelben Gondeln schwebten
wie an einer Perlenkette durch die Schneise, die den bewaldeten Steilhang
nahezu gradlinig von unten nach oben durchschnitt. Als Mullinger am Schalter
angelangt war und mit einem 20-Euro-Schein bezahlte, konnte er seine Neugier
nicht zurückhalten. »Was ist denn passiert?«, fragte er und spürte, dass sein
Mund trocken geworden war.
    »Nix
Aufregendes«, erwiderte das Tannheimer Mädel, das ihm Wechselgeld und Ticket
hinschob, »einer Frau isch es wohl schlecht geword’n.«
    »In der
Seilbahn?« Mullinger steckte das Geld ein, während er hinter sich die Ungeduld
eines drängelnden Rentners bemerkte.
    »Sie
war schon ob’n, isch aber gleich wieder runterg’fahr’n. Wahrscheinlich was
mit’m Kreislauf.« Die junge Frau wandte sich leicht genervt dem nächsten Kunden
zu. Mullinger trat zur Seite und holte tief Luft. In seinem Kopf hallten die
Worte des Unbekannten nach: Der Tag werde anders verlaufen, als er es gedacht
habe.
    Mullinger
ging wie in Trance die paar Schritte auf dem gummibelegten Boden zur Plattform
hinüber, entlang derer die ausgeklinkten Gondeln zum Ein- und Aussteigen
vorbeizuckelten.
    Noch
während er auf die nächste wartete, spürte er plötzlich einen Druck in der
Magengegend. Die Aufregung der vergangenen Minuten hatte ihm zugesetzt. Er
kämpfte gegen aufkommende Übelkeit und gegen die Angst, sich in der Gondel
erbrechen zu müssen. Nein, wehrte er sich innerlich, es war doch nur die
Nervosität – nichts weiter.
    Weshalb
sollte es ihm denn genau so ergehen, wie dieser Frau? Er musste jetzt stark
bleiben und den Tatsachen ins Auge blicken – egal,
was da oben geschehen würde.
     
    Die Begrüßung von Aleen
Dobler-Maifeld fiel nicht wie gewohnt aus. »Entschuldigt, dass ich mich etwas
verspätet hab«, sagte sie, leicht außer Atem, und stellte ihren kleinen
Rucksack in den Flur. »Ist denn was passiert?«
    Jensen
und Josefina umarmten sie zwar, aber die übliche Herzlichkeit blieb aus.
    »Karin
ist noch nicht da«, erklärte Jensen knapp.
    »Eigentlich
wollte sie schon vor über einer Stunde hier sein«, ergänzte Josefina und
stützte sich mit den Händen an der Holzbegrenzung des Vorplatzes ab.
    »Stau
hat’s auf der Autobahn keinen gehabt«, sagte Aleen ziemlich teilnahmslos, wie
Josefina es empfand. »Wir kommen ja aus derselben Richtung. Aber du weißt ja,
Karin will immer allein fahren, weil sie meist noch ihre Tochter im
›Hochsteinhof‹ besucht und ein paar Tage länger bleibt.«
    »Ach
ja«, bemerkte Jensen beiläufig. »Die Larissa, so heißt sie doch wohl? Ja, die
hat ziemlich vermögend geheiratet.«
    Keine
der beiden Frauen wollte darauf eingehen. Sie mochten es nicht, wenn Jensen
immer nur ans Geld dachte.
    »Ruft
sie doch einfach an«, schlug er vor, »oder hat niemand ein Handy dabei?«
    Josefina,
die im strahlenden Sonnenschein ins tief eingeschnittene Tal des Strindenbachs
hinabblickte, schüttelte den Kopf. »Hier geht’s doch nicht. Wir müssten ein
Stück weit da drüben hochsteigen. Aber ich möchte vermeiden, dass Karin den
Eindruck hat, wir wollten sie drängen. Ihr wisst selbst, wie sensibel sie ist.«
    Aleen fühlte sich bemüßigt, Josefina zu beruhigen.
»Vielleicht ist sie schon gestern gefahren und hat sich heut früh bei ihrer
Tochter im Hotel noch ein bisschen verplaudert.«
    Jensen
wollte die Besorgnis nicht auch noch anheizen

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