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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Gelassenheit auf. »So ein Endzeit-Datum, wie es
schon viele Male prophezeit wurde, hat zumindest ein Gutes: Wir werden uns
unserer Endlichkeit bewusst – und damit
der Tatsache, dass wir, egal, wofür oder wogegen wir uns entscheiden, niemals
etwas für die Ewigkeit schaffen können. Schon deshalb sollten wir nicht jedem
Risiko aus dem Weg gehen, wenn wir davon überzeugt sind, dass es uns hier und
heute Freude bereitet. Wenn’s am 21. Dezember den großen Knall gibt, ist
ohnehin alles weg. Und dann merkt’s auch keiner mehr. Weil keiner mehr da sein
wird.«
    Das hatte gesessen. Im Saal war es mäuschenstill
geworden. Nur das Klappern von Geschirr und Gläsern erfüllte noch den Raum.
    »Ich
danke Ihnen«, sagte Astor und war zufrieden. Den Menschen mussten seine letzten
Sätze vorgekommen sein wie das Wort zum Sonntag.
    Er war
gerade dabei, die Leinwand abzubauen und den Beamer wieder einzupacken, als
eine ältere Dame an ihm vorbeiging und etwas murmelte, was ihm zunächst
unverständlich erschien. »Wie bitte?«, drehte er sich zu ihr um. Die Frau, die
er auf Mitte 60 schätzte, blieb einen Moment stehen, sah ihn abschätzig an und
wiederholte mit ihrem bayrischen Dialekt: »Des haben S’gut g’macht, Herr
Martin. So wie Sie kann das keiner hinausposaunen.« Sie wartete auf keine
Erwiderung, sondern eilte mit den anderen Besuchern dem Ausgang entgegen. Astor
sah ihr noch kurz nach, wandte sich dann aber kopfschüttelnd wieder seinen
Utensilien zu.

50
    Larissa fühlte sich einem
Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Ihre Hoffnung, bei den Freunden in der Hütte
Trost und Ablenkung zu finden, hatte sich nicht erfüllt. Die Geschichte mit den
Posaunen war alles andere als beruhigend gewesen. Sie war noch eine Zeit lang
in ihrem Auto sitzen geblieben, hatte den Sternenhimmel betrachtet und in der
Stille der Nacht über die Ereignisse nachgedacht. Wie lang sie durch die schräge
Windschutzscheibe in die Schwärze des Weltalls hinaufgeblickt hatte, war ihr
nicht bewusst geworden. Einmal war ihr sogar der winzige Lichtpunkt eines
Satelliten aufgefallen, der an den Sternen vorbeizog. Drüben an der
Krinnenspitze war die lange Lichterreihe, die sich mit Entzünden der
Herz-Jesu-Feuer über den ganzen Berggrat hinweggezogen hatte, schon wieder
erloschen. Ein bisschen wehmütig musste sie feststellen, dass sie das Symbol,
das sicher auch wieder an den Aggenstein gezaubert worden war, nicht hatte
sehen können. Aber morgen Abend würde sich dieses Lichterschauspiel von
Tannheim bis Schattwald fortsetzen. Während sie schließlich mit ihrem
Geländewagen über die holprigen Forstwege abwärts fuhr und das
Scheinwerferlicht an den Stauden und Hecken entlangstreifte, versuchte sie,
ihre Gedanken zu ordnen. Doch es gelang ihr nicht, sie im Zaum zu halten. Sie
hüpften von einem Ereignis zum anderen, fuhren in ihrem Kopf geradezu Karussell
und verursachten damit ein heilloses Chaos. Sie hatte Mühe, sich auf den
kurvigen Weg zu konzentrieren, auf die Querrinnen und ausgeschwemmten
Engstellen. Plötzlich schien es ihr, als fahre sie durch einen unbeleuchteten
Tunnel, als sei der dichte Heckenbewuchs eine schwarze, unbeleuchtete Wand. Der
Wagen rollte viel zu schnell abwärts – schaukelte, holperte, quietschte und klapperte. Sie trat instinktiv auf die
Bremse, jedoch viel zu heftig, sodass sie das Kribbeln des ABS-Systems im Fuß
spürte, und die kurzfristig blockierten Räder den Schotter vor sich herschoben.
Für einen Moment war es ihr, als säße jemand im Fond schräg hinter ihr. So ein
Quatsch, mahnte sie eine innere Stimme. Und doch musste sie an Geschichten aus
ihrer Jugendzeit denken, als unter Führerschein-Neulingen das Gerücht die Runde
gemacht hatte, sie hätten nachts auf dem Rücksitz des Autos eine schwarze Frau
gesehen. Larissa fröstelte bei dem Gedanken daran. Sie sah in den Innenspiegel,
doch da war nur Dunkelheit, in der lediglich die roten Rücklichter des Autos
schemenhaft die vorbeiziehenden Sträucher erhellten. Aber da war niemand auf
dem Rücksitz – soweit sie dies im Innenspiegel überblicken konnte.
    Alles
nur Einbildung, versuchte sie sich zu beruhigen. Doch so sehr sie dagegen
ankämpfte, umso mehr spielte ihr Unterbewusstsein verrückt. Obwohl sie es auf
dieser steilen Gefällestrecke eigentlich nicht riskieren konnte, den Blick von
dem Weg zu wenden, drehte sie den Kopf kurz nach rechts, um im Augenwinkel den
Platz hinten rechts wahrnehmen zu können. Welcher Unsinn, dachte sie. Da

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