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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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war
niemand. Außerdem hätte sie in der Finsternis ohnehin nichts wahrnehmen können.
Als der Wagen in eine Querrinne holperte und Schottersteine gegen das
Bodenblech klapperten, wurde sie wieder in die Realität zurückgeholt. Dennoch
wollte sie sichergehen. Sie fingerte mit der eiskalten rechten Hand nach dem
Schalter für die Innenbeleuchtung, bekam ihn endlich zu fassen und knipste das
Licht an. Gleichzeitig stellte sie fest, dass das Auto wieder viel zu schnell
geworden war. Erneut ein Tritt auf die Bremse, wieder wurden Schottersteine
weggeschleudert. Larissa sah in den Rückspiegel, um den jetzt erleuchteten
rückwärtigen Teil des Geländewagens zu überblicken. Nichts. Oder hatte sich
jemand weggeduckt? War da nicht ein heißer Atem, den sie im Nacken spürte?
Unfug. Sie knipste das Innenlicht wieder aus.
    Oder
war es ganz einfach ihre Mutter, die beschützend mit ihr fuhr? Als Schutzengel
sozusagen. Beinahe hätte die junge Frau die nächste Spitzkehre nach rechts
übersehen. Sie musste scharf abbremsen und das Steuer blitzartig nach rechts
drehen, um dem abwärts führenden Weg zu folgen. Wenn Mutti dies alles wüsste,
meldete sich eine innere Stimme. Schon lang war die Welt in ihrer Beziehung mit
Peter nicht mehr so heil, wie es nach außen schien, und wie sie beide es ihren
Angehörigen vorspielten, streng darauf bedacht, dass es im Tal keine Gerüchte
gab. Allerdings hatten die vielen Angestellten im Hotel sicher längst bemerkt,
dass es zwischen ihr und Peter nicht mehr klappte.
    Larissas
Zweifel vermengten sich von Tag zu Tag stärker mit der Angst vor einer
folgenschweren Entscheidung. Würde sie diese triste Enge hinter sich lassen,
einfach aussteigen und alles hinwerfen, was sie gemeinsam aufgebaut hatten,
insbesondere auch mit dem Geld ihres verunglückten Vaters, dann würde dies zum
finanziellen Desaster des Hochsteinhofes führen. Auch Peter war sich dessen
längst bewusst, weshalb er ihr jegliche Freiheiten einräumte. Inzwischen kam
sie sich nur noch wie eine Angestellte vor. Wäre es nicht besser, allem ein
Ende zu bereiten? Mit dem Geländewagen geradeaus … ? Nein,
mahnte sie die innere Stimme. Nein. So nicht. Sie war schließlich schon auf der
Suche nach einer neuen Perspektive. Und alles deutete darauf hin, dass sie eine
fand. Auch wenn der schreckliche Tod ihrer Mutter eine neue Wunde aufgerissen
hatte. Ein neuer Tiefpunkt. Doch auch den würde sie überwinden.
    Jetzt
aber war es ein kurzes Aufblitzen, das sie erschreckte. Nach einer scharfen
Linkskurve hatten die Scheinwerfer für den Bruchteil einer Sekunde weit vorn
einen Gegenstand getroffen, der stark reflektierte. Etwas, das nicht in diesen
bewaldeten Steilhang passte. Larissa trat sanft auf die Bremse und blendete die
Scheinwerfer mehrmals auf und ab. Doch ihr Strahlungswinkel schien nicht mehr
für eine neuerliche Reflexion zu passen. Sie drosselte das Tempo weiter und
behielt jenen Punkt im Auge, von dem das kurze Aufblitzen ausgegangen war – noch
schätzungsweise knapp 200 Meter auf diesem geraden Wegstück entfernt. Sie
versuchte, sich den weiteren Verlauf der Strecke in Erinnerung zu rufen. Möglicherweise
gab es da vorn eine Ausweichstelle. Oder zweigte dort ein anderer Weg ab? Wie
weit war sie eigentlich schon unten? Tausend Fragen, tausend Gedanken. Allzu
weit konnte es nicht mehr sein, bis der steile Weg den Talgrund erreichte.
    Sekunden
später war das Reflektieren wieder da. Metall glänzte, ein ausgeschalteter
Scheinwerfer zeichnete sich ab. Einer. Nur einer.
    Larissas
Herz begann wie wild zu pochen. Da stand ein Motorrad. In einem abzweigenden
Weg geparkt. Um diese Zeit? Hier? Sie sah auf die Uhr im Armaturenbrett. 23.50
Uhr. Hier durften doch nur Anrainer fahren.
    Larissa
nahm erleichtert zur Kenntnis, dass ihr das Motorrad den Weg nicht versperrte.
Sie konnte also daran vorbeifahren. Also Gas geben und flüchten?
    Noch
zögerte sie, blendete beim langsamen Näherkommen die Scheinwerfer auf – und
erschrak erneut: Auf der kleinen Maschine saß eine Person. Mit dunklem
Schutzhelm.

51
     
    Der Tag war ziemlich
anstrengend gewesen. Kaum war Larissa gegangen, hatten Josefina, Aleen, Jensen,
Falkenstein und Mullinger noch kurz über die Zeichen der Offenbarung gesprochen – vor
allem aber, was diese Posaunen bedeuten sollten. Falkenstein war als Theologe
zu der Überzeugung gelangt, dass man es vermutlich mit einem religiös
besessenen Menschen zu tun hatte, der mit den Zukunftsängsten spielte oder sich
selbst

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