Graveminder
ich dich andernfalls im Stich gelassen hätte.«
Während er sprach, trat sie vom Fenster zurück und sah zu ihm hinüber, aber er kehrte ihr den Rücken zu, während er in dem übergroßen Kühlschrank herumräumte. Mit einem Karton Eier in der Hand wandte er sich schließlich um. »Das konnte ich nicht und werde es auch in Zukunft nicht tun.«
Sie durchquerte den Raum, nahm ihm den Karton aus der Hand und stellte ihn auf der Küchentheke ab. »William ist gestorben, damit du …«
»Er ist gestorben, weil Maylene gestorben ist«, unterbrach Byron sie, »und weil die neue Totenwächterin ihren eigenen Undertaker brauchte.«
Rebekkah nahm seine Hände. »Ich habe Angst, es tut mir leid wegen deines Dad, und ich bin wütend, weil wir alle in der Falle sitzen, doch ich bin froh, dass du an meiner Seite bist.«
»Ich auch. Ich …« Sein Handy klingelte, und er runzelte die Stirn. »Merk dir den Gedanken für später. Das ist der geschäftliche Klingelton.« Er griff nach dem Telefon. »Montgomery … Ja. Wo? … Nein, ich komme. Bleib dran!« Er sah Rebekkah an und deutete mit einer Handbewegung an, dass er etwas zum Schreiben brauchte.
»Auf dem Couchtisch«, antwortete sie tonlos.
»Tut mir leid«, gab er genauso zurück.
Rebekkah bereitete zwei Sandwiches mit Schinken und Käse zu. Während sie das Essen wegräumte, bekam sie Fetzen von Byrons Telefongespräch mit und horchte auf.
»… Tier …«
»… vermisste Familie …«
Sie hatte bereits genug Einzelheiten aufgeschnappt und war fest entschlossen, ihn zum Tatort zu begleiten. Daher schaltete sie die Kaffeemaschine aus, nahm zwei Thermobecher aus dem Schrank und füllte sie.
Als er stirnrunzelnd mit einer hingekritzelten Notiz zurückkehrte, hielt sie ihm einen Becher und ein Sandwich hin. »Ich brauche fünf Minuten, um mir etwas anzuziehen und mir ein Haargummi zu suchen.«
»Rebekkah …«
»War es Daisha?«
»Wissen wir noch nicht, aber … ja, es klingt nach ihr.« Mit einem schweren Seufzer stieß er die Luft aus. »Du kannst dir die Leichen im Bestattungsinstitut ansehen. Der Tatort eines Mordes ist … Chris sagt, es ist ziemlich blutig.«
»Das halte ich aus«, versicherte sie ihm. »Fünf Minuten?«
Er nickte, und sie eilte nach oben, um sich anzuziehen.
39. Kapitel
Byron und Rebekkah waren unterwegs zum Sunny Glades Trailer Park. Die Wohnwagensiedlung lag nahe an der Stadtgrenze, aber die Fahrt dauerte trotzdem so lang, dass das Schweigen immer stärker auf ihnen lastete. Byron stöpselte seinen iPod in die Stereoanlage des Leichenwagens ein.
»Hast du dir die geleistet?« Mit einer Kopfbewegung wies sie auf die Stereoanlage.
»Ja, vor ein paar Monaten.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Teilweise ein Eingeständnis, dass ich für immer zurück bin. Ich wusste es schon, als ich im Dezember die Stadtgrenze überquerte, aber ich habe ein wenig länger gebraucht, um es mir einzugestehen.«
»Na ja, damit hast du einen Vorsprung vor mir. Mir ist erst vor weniger als einer Stunde klar geworden, dass ich bleibe.« Rebekkah sah aus dem Fenster. »Erzähl mir, was du weißt!«
»Ich weiß, dass alles gut werden wird«, erwiderte er.
»Über den Mord«, beharrte sie, »nicht darüber, hier zu leben.«
Er schaltete den Motor aus. »Chris hat einen Tipp bekommen, einen anonymen Anruf, dass zwei Leichen abgeholt werden müssen.«
»Zwei?«
»Ein Paar, ein Mann und eine Frau … Chris sagt, es handle sich entweder erneut um einen Angriff durch ein Tier oder einen Mord mit anschließendem Selbstmord.« Er öffnete die Autotür, stieg aber nicht aus.
»Das ist albern.« Rebekkah klang zornig. »Was, wenn wir es ihnen sagen?«
»Was denn?«, fragte er.
»Dass ein Monster Menschen umbringt, kein Tier.« Sie stieg aus dem Wagen und schloss die Tür ein wenig zu heftig, allerdings ohne sie allzu laut zuzuknallen.
Byron schloss seine Tür behutsam, kam um den Wagen herum und blieb neben ihr stehen. »Du willst Chris sagen, dass ein totes Mädchen diese Leute getötet und die anderen angegriffen hat?«, fragte er leise.
»Ja. Genau das habe ich vor. Entweder glauben sie es und versuchen sich zu schützen oder …«
»Oder sie vergessen es einfach oder halten uns für verrückt«, beendete er ihren Satz.
Als Rebekkah keine Antwort gab, ging er zur Tür des Wohnwagens. Sie folgte ihm schweigend.
Die Tür stand offen, und sie war dankbar für das kühle Wetter. Der Geruch nach frischem Blut stand in dem engen Gefährt, aber
Weitere Kostenlose Bücher