Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graveminder

Graveminder

Titel: Graveminder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
Maylenes Nachbarn ihr vorbeigebracht hatten. Das meiste davon war nicht als Frühstück geeignet, aber sie hatte mindestens zwei Aufschnittplatten im Kühlschrank gesehen. Sie erklärte Byron, dass er genug Schinken und Käse finden werde und sich aus mehreren Obstkörben bedienen könne.
    »Iss ruhig kalt, wenn du willst. Ich mache mir Eier und Schinken.« Er rieb sich das Gesicht und blinzelte mehrmals.
    »Nicht alles ändert sich, was? Du bist gleich nach dem Aufwachen nicht munterer als früher.«
    Byron sprang aus dem Bett, kam auf sie zu und zog sie in die Arme. »Ich kann, wenn es sein muss.«
    Rebekkah stemmte ihm die flachen Hände gegen die Brust und sah zu ihm auf. »Hm. Byron oder Kaffee? Sex oder Essen?«
    »Wenn du darüber nachdenken musst, ist es kein echter Konflikt.« Seine Lippen strichen ihr mit einem keuschen Kuss über den Mund.
    »Ich denke seit Jahren an dich, Byron.« Sie duckte sich aus seiner Umarmung weg und lief aus der Tür.
    In der Küche fütterte sie Cherub, warf die Kaffeemaschine an und holte eine Aufschnittplatte und Brot. Während sie darauf wartete, dass der Kaffee durchlief, setzte sie sich und naschte von dem Essen, das sie auf den Tisch gestellt hatte. Das Rauschen der Dusche im ersten Stock brachte sie zum Lächeln. Dass noch jemand hier war, machte den Gedanken erträglicher, dass sie von jetzt an allein in dem großen alten Haus leben würde.
    Allein hier leben würde.
    Sie zuckte zusammen, als ihr klar wurde, dass sie Claysville nie wieder verlassen konnte. Als Graveminder war sie fest an diese Stadt gebunden. Es kam ihr gar nicht darauf an, an einen bestimmten Ort zu reisen oder etwas Besonderes vorzuhaben, sondern es ging lediglich darum, dass sie nirgendwo mehr hinfahren konnte und ihr die Hände gebunden waren. Den größten Teil ihres Lebens hatte sie Verpflichtungen gemieden, war davor geflüchtet. Mit einem Mal war so vieles für sie entschieden worden – ihre Zukunft, ihre Anschrift, ihre Verbindung zu Byron, ihre Verpflichtung Charles gegenüber. Das alles war schon vorher beschlossene Sache, sie hatte es nur noch nicht gewusst. Rebekkah dachte an den Brief, den Maylene ihr hinterlassen hatte. Aber das hatte ihr ihre Großmutter nicht sagen wollen.
    Rebekkah spülte zwei Becher aus, stellte einen neben die Kaffeekanne und goss sich den anderen voll.
    Byron kam die Treppe herunter. Seine Haare waren feucht und standen in kleinen Büscheln ab. Ein Zeichen dafür, dass er sie gerade erst frottiert hatte. Ohne zu zögern, hielt er auf den Kaffee zu.
    »Ich kann nicht von hier weg«, sagte sie laut, prüfte die Worte und wog ab, ob sie Panik in ihrem Innern auslösten.
    »Ich weiß. Das wollte ich dir gestern auf Sweet Rest erklären.« Während er sich Kaffee einschenkte, bewahrte er bewusst eine ausdruckslose Miene. »Ich weiß nicht, wie streng diese Vorschrift ist … eigentlich weiß ich kaum etwas. Ich habe einen Vertrag unterzeichnet, aber daran bin ich gebunden, nicht du.«
    Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. »Du hast einen Vertrag unterschrieben? Und wozu hast du dich darin verpflichtet?«
    »Keine Ahnung.« Er sah sie nicht an, setzte sich aber ihr gegenüber an den Tisch. Dann rollte er eine Scheibe Schinken und eine Scheibe Käse zusammen und aß beides ohne Brot.
    »Du weißt nicht, was du unterschrieben hast? Wie konntest du etwas unterzeichnen, ohne es gelesen zu haben?«
    Er hob die Schultern. »Die Macht der Umstände.«
    »Umstän… Ist das dein Ernst?«
    Immer noch sah er sie nicht an, sondern rollte weiter Käse- und Schinkenscheiben zusammen. »Jawohl.«
    Rebekkah stand vom Tisch auf und trat ans Fenster. Er hatte keine Ahnung, wozu er sich verpflichtet hatte, aber er hatte unterschrieben. Ihr hatte man nicht einmal diese Wahl gelassen. Sie legte den linken Arm um die Taille und trank den Kaffee, den sie in der anderen Hand hielt. Hinter sich hörte sie, wie Byron seinen Stuhl zurückschob und sich Kaffee nachschenkte.
    »Möchtest du Eier?«
    »Nein.« Sie sah ihn nicht an.
    Er öffnete Schränke, und ein paar Minuten lang war nur das Klappern von Schüsseln und Pfannen zu hören. »Wir waren mit Charlie zusammen«, erklärte er dann. »Dad hat mir gesagt, ohne Unterschrift müsste ich dort bleiben. Ich habe mit den Toten getrunken. Sie haben mich zwar dazu genötigt, aber ich habe es trotzdem getan. Außerdem hatte ich keine Ahnung, dass ich mit meiner Unterschrift den Tod meines Vaters besiegelte. Eigentlich wusste ich nur, dass

Weitere Kostenlose Bücher