Graveminder

habe versucht, ihr wehzutun. Nachher, nicht vorher. Sie ist auch nicht lebendig. Ich versuchte ihr wehzutun … Ich glaube, ich habe sie verletzt. Träume ich? Sag mir, dass ich schlafe. Geht es Amity gut?«
    »Sie wird wieder gesund.« Rebekkah strich ihm das lockige Haar zurück. »Du schläfst nicht.«
    »Ich bin tot.« Troy wich vor Rebekkah zurück, aber sie hielt ihn immer noch fest an der Hand.
    »Ich habe sie getötet«, sagte er. »Ich glaube, ich habe ein Mädchen umgebracht. Ich wollte nicht, aber ich war so hungrig. Sie wollten mich nicht gehen lassen. Sie hielten mich gefangen … überall um mich herum war Gift auf dem Boden. Es hat gebrannt, wenn man es berührte. Am liebsten wäre ich verschwunden. Wie Rauch … der davontreibt. Ich war in der Lage dazu, aber sie haben mich nicht gelassen.«
    » Wer hat dich nicht gelassen?« Rebekkah drückte seine Hand.
    Troy runzelte die Stirn. »Sie hasst dich … die Person, die du warst … oder bist. Gibt es zwei von dir? Sie wollte, was du hattest, und wollte dich nichtlebendig machen, damit sie es nehmen konnte, aber du bist nicht tot.«
    Er streckte die Hand aus, legte sie über Rebekkahs Mund und spürte ihren Atem auf der Handfläche. »Du bist nicht tot, aber sie hat dich umgebracht.« Während Troy sprach, wirkte er zunehmend entsetzt, als flößten die Worte ihm Klarheit ein und diese wiederum Grauen. »Mrs. Barrow wollte, dass ich die Grabfrau töte. Dich. Deswegen hat sie mich herausgelassen. Nicht gleich … Zuerst hat sie das Mädchen freigelassen, um … die erste Grabfrau zu töten. Ihre Mutter.«
    Byron, der neben Rebekkah stand, legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu stützen. Sie schüttelte den Kopf. Die Gedanken, die Worte, die Troy aussprach, malten ein hässliches Bild, aber das konnte nicht wahr sein. Cissy? Cissy hatte das getan? Bei dem Gedanken wurde Rebekkah auf unfassbare Weise übel. Cissy hatte ihn getötet. Hatte ihn gezwungen, Daisha umzubringen … die dann …
    Rebekkah ergriff Troys andere Hand, sodass sie ihn nun an beiden Händen hielt. »Bist du dir sicher? Meine Tante? Cecilia Barrow hat das getan? Weißt du das ganz genau?«
    Betrübt nickte Troy. »Sie hat mich dort gefangen gehalten. Ich konnte nicht weg. Ich konnte nicht denken, aber ich wusste, wohin ich gehen musste. Ich musste nach Hause … dich finden … Aber den Teil von dir, der nicht du bist. Die Frau, die alles besser machen konnte. Da war eine andere Version von dir. Du bist aber nicht zwei Menschen, oder? Du bist echt?« Er löste eine Hand aus ihrem Griff und strich ihr über das Gesicht. »Du bist wirklich, und du hast mich gerettet, aber du bist trotzdem nicht die Frau, die ich finden musste … obwohl du es doch bist. Das verstehe ich nicht.«
    »Ich schon.« Rebekkah ließ auch seine andere Hand los. »Du hast nach meiner Großmutter gesucht, aber sie ist nicht mehr da, und ich bin … genau wie sie.«
    Er wirkte entsetzt. »Habe ich …?«
    »Nein.« Er wollte von ihr wegtreten, doch Rebekkah hielt ihn am Arm fest. »Nicht du.«
    »Ich habe aber ein Mädchen getötet, Bek.« Er wirkte zutiefst erschüttert. »Ich … ich dachte nicht, dass ich so etwas … Was bin ich nur für ein Mensch?«
    »Einer, der benutzt wurde.« Auf Byrons Miene zeigte sich der Zorn, den Rebekkah noch nicht empfinden durfte.
    Cissy war schuld an Maylenes Tod.
    »Troy«, sagte Rebekkah, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, »kannst du mir noch mehr über Cissy erzählen?«
    »Sie … die beiden … Zwillinge …« Troys Augen weiteten sich. Er schüttelte den Kopf und versuchte sich loszumachen. »Ich muss gehen.«
    »Warte!« Rebekkah griff nach seinem Handgelenk, doch er wich ihr aus.
    In dem Moment, da ihr Körperkontakt gelöst war, verschwand er. Sie stand mit Byron allein vor dem Tunnel.
    »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Wir können unsere eigenen Toten nicht erkennen.« Byron sah sie an. »Ich vermute, das bezieht sich nicht nur auf Familienangehörige.«
    »Dann verschwindet jeder, den ich herbringe?« Rebekkah runzelte die Stirn. Nur wenige Schritte entfernt ragte die Stadt auf. Sollte sie darauf zugehen oder lieber nach Hause zurückkehren? Hierzubleiben bedeutete, dass sie sich in der Überreizung der Sinne, die das Totenland bot, verlieren konnte. Sollte sie sich verstecken? Zurückzukehren bedeutete, dass sie Daisha finden musste – und Cissy.
    Cissy hatte Troy getötet.
    Rebekkah öffnete den Mund, um Byron nach seiner