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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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so komplett. Ich verspürte keinen Hunger mehr, keine Kälte. Und trotzdem fehlte irgendwas. In meiner Brust fühlte es sich leer an.
    Bishop. Meine Hände begannen zu zittern, sodass ich sie rasch zusammenpresste. „Ich kann nicht hierbleiben.“
    „Erst bist du am Zug.“ Seth deutete auf das Spielbrett.
    Eine Figur glühte in einem sanften Blau auf und lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. „Was ist das für eine Figur?“
    Seth sah nach unten. „Das ist der Läufer.“
    Ich hielt den Atem an. Als ich meine Hand darauf legte, surrte die Figur angenehm unter meiner Berührung. Anscheinend schien sie genaue Vorstellung davon zu haben, wo sie hinwollte - ich musste ihr nur helfen, dort hinzukommen.
    Ich setzte sie um zwei Felder nach vorn. „Okay so?“
    „Ja.“ Seth lächelte und beugte sich nach vorn, dann machte er seinen Zug. Dabei schlug er meinen Läufer. Er nahm ihn vom Spielbrett und stellte ihn auf die Seite. „Schach.“
    „Schach? Was heißt das?“
    Er grinste. „Dass ich gewinne.“
    Ich blinzelte ihn an. „Wieso träume ich von dir, Seth? Und warum jetzt?“
    „Zeit zu gehen.“ Er erhob sich, und das Schachbrett schien sich schimmernd aufzulösen. Der Tisch war jetzt leer. Einen Moment später war auch der Tisch nicht mehr da.
    Ich bekam Panik. „Aber wo kann ich denn hin, wenn ich tot bin?“
    Er trat auf mich zu und tätschelte meine Wange. „Es dauert nicht mehr lange. Engel, Dämon, Licht, Dunkel. Gray. Ihr Schicksal ist bereits beschlossen. Bald. Sehr bald.“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Doch, das tust du. Du willst nur noch nicht.“
    „Warte, ich …“
    Da verschwand auch das Ödland und Seth mit ihm. Alles wurde wieder schwarz.
    Eine Sekunde später riss ich die Augen auf und setzte mich kerzengerade auf. Ich rang nach Atem.
    Wieder befand ich mich in dem dunklen Wohnzimmer, auf der Couch, auf der ich gestorben war. Panisch blickte ich mich in der Dunkelheit nach Bishop um.
    Da war er. Er saß mit dem Rücken zur Wand, seine Augen waren glasig. Nur das Licht des Mondes und einer Straßenlaterne erhellten den Raum und ermöglichten es mir, ihn zu sehen.
    „Bishop …“, meinte ich.
    „Ich konnte dich nicht retten, ich konnte dich nicht heilen. Du bist in meinen Armen gestorben.“
    „Ich bin nicht tot.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich kann dich hören, doch du bist nicht hier. Ich werde von Erinnerungen heimgesucht - wie früher. Immer schon. Und es ist okay, wenn du es bist. Sei mein Geist, Samantha, such mich heim. Bis zum Ende. Bis zum absoluten Ende.“
    Seine Stimme klang leise und hohl. Sie jagte mir Angst ein. Und seine Worte, sein Tonfall - jetzt hatte er endgültig den Verstand verloren.
    Mir brach es das Herz. Ich war es, die für seinen Schmerz verantwortlich war.
    „Ich konnte dich nicht retten“, murmelte er wieder. „Ich konnte dich nicht retten. Es war zu spät. Ich habe versagt. Ich habe versagt, und jetzt bist du weg.“
    Mein Körper tat weh, und ich reckte mich.
    „Ich bin nicht tot“, erklärte ich noch einmal, diesmal lauter.
    Er begann zu lachen, und das Geräusch hallte gespenstisch durch den Raum. „Ich habe miterlebt, wie du gestorben bist. Ich habe zugesehen. Du bist tot, und jetzt suchst du mich heim.“ Er holte keuchend Luft und schloss die Augen. „Verdammt, verdammt, verdammt!“
    Zitternd stand ich auf und ging zu ihm rüber. Er öffnete die Augen und schaute mich an. Verzweiflung und Wahnsinn blickten mir aus seinen Augen entgegen. Es machte mich ganz krank.
    Ich hockte mich neben ihn und streckte die Hand nach ihm aus, doch er zuckte zurück und richtete den Blick aus dem Fenster.
    „Bishop.“ Angst schnürte mir die Kehle zu, sodass ich kaum sprechen konnte. „Sieh mich an.“
    Ich wollte nicht hinnehmen, dass er den Verstand verloren hatte. Er hatte geglaubt, er könnte mich retten - bis zur letzten Minute hatte er das geglaubt. Deswegen würde auch ich ihn nicht aufgeben. Ich würde ihn niemals aufgeben.
    Ich würde ihn nicht verlieren. Auch wenn er sich selbst schon verloren hatte.
    „Ich wollte dich retten“, flüsterte er.
    „Ich weiß.“ Ich rückte so nahe an ihn heran, bis ich nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war. „Und jetzt möchte ich dich retten.“
    Ich legte die Hände an sein Gesicht und küsste ihn.
    Zwischen uns stoben die Funken, sichtbare Funken - aber sie verletzten uns nicht. Es fühlte sich gut an. Besser als je zuvor.
    Das war pure Magie.
    Ich musste Bishop so küssen.
    Seine

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