Gray Kiss (German Edition)
„Du hattest vorhin ja massive Probleme.“
„Alles super“, entgegnete ich. „Was auch immer das vorhin war, jetzt ist es nicht mehr da.“
„Gut.“ Trotzdem blieb Bishops Miene besorgt, und er musterte mich prüfend, als erwartete er das Schlimmste. Vielleicht, dass mein Kopf sich um sich selbst drehen oder ein Alien aus meiner Brust herausplatzen würde.
Ich hoffte allerdings inständig, dass an diesem Halloweenabend mein persönlicher Horrorfilm zu Ende war und jetzt nur noch der Abspann folgte.
Man konnte ohne Übertreibung sagen, dass die Bude bis zum Bersten voll war. Die Möbel waren alle mit Plastikhüllen abgedeckt, was zusätzlich zur gruseligen Atmosphäre beitrug. Das Haus war voller Teenies, aus Lautsprechern dröhnte Musik. Hier waren bestimmt über hundert Leute aus meiner Schule, und jede nur mögliche Verkleidung war vorhanden - sexy, gruselig, lustig. Ein paar Leute trugen Masken, andere waren wild geschminkt.
Das sah nach einer super Party aus. In einem anderen Leben hätte ich hier sicher auch meinen Spaß gehabt. Doch jetzt wusste ich von den Gefahren, die im Verborgenen lauerten und die auf absolute Zerstörung aus waren.
Und dieses Wissen dämpfte meinen Partyspaß doch erheblich.
Connor hatte uns entdeckt und winkte uns von der anderen Seite des Raums zu, wo er in der Nähe der Treppe stand. Wir gingen sofort zu ihm rüber. Sein Blick war wachsam, und seine Miene zeigte nicht die sonst übliche Spur von Humor. Seit Zachs Tod war das verschwunden.
Er hatte heute seinen besten Freund verloren.
„Nichts“, verkündete er kopfschüttelnd. „Nur die üblichen Teenager. Ein paar Minderjährige, die saufen, ein paar Leute, die Gras rauchen, aber nichts Übersinnliches. Und nichts von unserem Freund Stephen.“
„Und der Engel ist auch noch nicht hier“, stellte Bishop fest.
Connor starrte ihn an. „Was? Der Engel kommt hierher?“
„Cassandra hat dich also noch nicht aufgeklärt.“
„Nein, ich habe sie noch gar nicht gesehen. Das ist eine Riesenparty. Roth schwirrt auch irgendwo rum. Und wir sind zu allem bereit.“ Er sah uns noch einmal an, bevor er seinen Blick wieder auf die Menge richtete. „Was ist der Plan, Bishop?“
„Falls und wenn der Engel auftaucht, müssen wir ihn isolieren und von den Leuten abschotten.“
Nachdem er von einem Körper Besitz ergriffen hat, dachte ich. Der Gedanke daran, ihn zu töten, behagte mir immer noch nicht, aber wir hatten keine Wahl.
Ein Toter gegen hundert Tote.
Eine Person fesselte meine Aufmerksamkeit. Es war Jordan, in einem weiß-goldenen Kleopatrakostüm und schwarzer Perücke. Sie lief gehetzt die Treppe herunter, als wäre ihr jemand auf den Fersen.
„Bishop“, sagte ich. „Ich muss rausfinden, was mit Jordan los ist.“
Er griff nach meiner Hand, konnte mich aber nicht festhalten. Trotzdem - die Energie zwischen uns war noch da, auch wenn mein unstillbarer Hunger endlich weg war. „Sei vorsichtig.“
Ich nickte, und ohne ein weiteres Wort bahnte ich mir den Weg durch die Menge kostümierter Leute und fing Jordan am Fuß der Treppe ab.
Sie bemerkte mich erst, nachdem ich sie am Arm berührte. „Jordan, alles klar?“
Sie erstarrte und drehte sich zu mir um. Ihr Gesicht war kalkweiß, ihre Augen dick mit schwarzem Eyeliner geschminkt. „Du bist doch hier?“
Das klang nicht feindselig, eher nach einer Feststellung.
Ich nahm ihre Hand, und sie zog sie nicht weg. Ihre Haut war eiskalt. „Was ist denn los?“
„Ich musste unbedingt herkommen heute Abend. Diese Party wollte ich um keinen Preis verpassen. Aber wenn ich gewusst hätte …“ Sie begann stoßweise zu atmen.
„Wenn du was gewusst hättest?“
„Das mit den Geistern.“
Ich schaute sie ratlos an. „Was bitte?“
„Hier spukt es. Hier gibt es Geister. Hundert Prozent!“
Ich riss die Augen auf. Dann stimmten die Gerüchte also! „Und du kannst sie spüren?“
Sie nickte. „Als ich ankam, war noch alles okay. Nur so ein leichtes Summen. Aber dann holten oben zwei Mädels ein Ouija-Brett raus und - wumms! Ein Geist … Ein Geist hat mit mir gesprochen.“ Ihre Augen wurden feucht. „Ich bin mir sicher, dass sie es war.“
„Wer?“
Jordan schaute mich eindringlich an. Sie sah erstaunt und verängstigt zugleich aus. „Julie.“
Mich überlief ein Schauer. „Julie?“
Jordan runzelte die Stirn. „Ich meine, mir ist ja klar, dass sie … dass sie tot ist. Doch sie ist hier! Und ich … Ich musste einfach weg von ihr.“
Ich konnte
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