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Gray Kiss (German Edition)

Gray Kiss (German Edition)

Titel: Gray Kiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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angespannten Muskeln entspannten sich. Ich dachte, er würde sich losmachen, doch stattdessen zog er mich heftig an sich und küsste mich innig zurück. Hemmungslos.
    Ich hatte mich immer darüber lustig gemacht, wenn sich in Filmen jemand so küsste - so voller Leidenschaft, so voller Verzweiflung, als wäre es ihr Ende, wenn sie damit aufhörten.
    Nie wieder würde ich mich darüber lustig machen. Auf gar keinen Fall.
    Nachdem Bishop schließlich die Lippen von meinen nahm, stand Überraschung in seinen großen, blauen Augen geschrieben. Und der Wahnsinn war weg.
    Erleichterung durchflutete mich. Es war also nicht zu spät gewesen - für keinen von uns.
    „Du lebst“, brach es aus ihm heraus.
    „Ja.“
    „Du hast mich geküsst.“
    „O ja.“
    „Und …“ Er schaute mich verwirrt an. „Du hast mir nicht die Seele herausgesaugt. Obwohl … dieser Kuss wäre es wert gewesen.“
    Ich musste lachen. Nervös. „Das klingt jetzt etwas seltsam, doch ich glaube, ein Teil von mir ist tot. Das war meine Stase. Und ich habe sie nicht überlebt.“
    Er wirkte noch verwirrter. „Aber für einen hirnlosen Zombie bist du ziemlich klar bei Verstand.“
    Ich kapierte gar nichts mehr. Allerdings wusste ich, dass man die Stase nur auf zwei Arten beenden konnte: als Toter oder als Monster. Und wenn ich mich nicht gewaltig irrte, war ich beides nicht. „Glücklicherweise bin ich nicht zum Zombie mutiert. Aber … Das, was an Gray in mir war, ist gestorben - der Hunger, die Kälte.“
    „Wenn du kein Nexus wärest, wäre alles andere auch gestorben.“
    „Vermutlich.“ Ich nickte erstaunt. „Doch ich bin zurück.“
    Bishop legte seine Finger auf meinen Hals, um meinen Puls zu checken. Ja, da war einer. Er schüttelte den Kopf. „Jetzt bin ich endgültig durchgedreht. Das war’s wohl.“
    „Nein, eben nicht! Glaub mir. Aber lass uns darüber jetzt nicht streiten. Wir müssen zu dieser Party. Das Team braucht seinen Anführer.“
    Bishop berührte noch einmal zärtlich mein Gesicht, als könnte er nicht fassen, dass ich wirklich da war. Dass ich zurückgekehrt war von den Toten, dass mein Herz schlug und ich kein Zombie war. Und dass ich bei ihm sein konnte, ohne dass seine Seele mich verrückt machte.
    „Das ist doch alles völlig unglaublich“, flüsterte er.
    Er jubelte nicht, wie man „Ein Wunder! Halleluja!“ jubeln würde. Er sagte es eher so, dass es nach „Wo ist der Haken?“ klang. Mir ging es genauso, und das dämpfte ein wenig meine Freude.
    „Das ist zu schön, um zu wahr zu sein“, erwiderte ich leise.
    „Irgendwie schon.“ Er nickte ernst.
    Bishop hatte viele fantastische Eigenschaften, und wir hatten so gut wie nichts gemeinsam, doch er war genauso ein Realist wie ich. Meine Wiederauferstehung war etwas Besonderes. Nie da gewesen. Selbst mir war das klar. Vor allem seit diesem Nachtod-Traum, in dem ich Seth begegnet war, dem gefallenen Engel.
    Rasch erzählte ich Bishop davon. „Denkst du, das war wirklich nur ein Traum?“
    Er sah mich eindringlich an. „Ich kenne dich, Samantha, und deshalb weiß ich es nicht.“
    Langsam ließ meine Benommenheit nach, und es sickerte in meinen Verstand durch, dass ich aus dem Reich der Toten wiedergekehrt war. Laut Wanduhr war ich mindestens zwanzig Minuten tot gewesen.
    Aber ich war zurück. Ohne Hunger, ohne Kältegefühl, und darüber freute ich mich.
    Der Gray in mir hatte die Stase durchlaufen und war vor zwanzig Minuten gestorben.
    Und der Rest von mir war noch da und bereit für mehr! Mit schmerzender Brust und geprellten Lippen - und dankbar für beides.
    Gemeinsam verließen Bishop und ich das Haus und rannten durch die Straßen zurück zu der verlassenen Villa, die im Moment alles andere als verlassen war. Noah hatte offensichtlich auch gehört, dass es dort spuken sollte, und fand, dass die Villa deshalb die Top-Location für seine Halloweenparty war. Jetzt stand das Eisentor so weit offen, dass man sich durchquetschen konnte. Ein paar der Leute hingen auf dem Rasen rum und rauchten. Alle waren kostümiert.
    Bis auf eine Ausnahme. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, mir eine coole Verkleidung auszudenken.
    Aber das Wichtigste war, dass alle noch lebten.
    In meiner Vision hatte ich dieses schreckliche Massaker gesehen - die Auswirkungen eines Gemetzels, das der körperlose Engel verursachte. Doch noch war es nicht passiert. Das bedeutete, wir hatten noch die Chance einzugreifen.
    „Kommt du damit zurecht, hier zu sein?“, erkundigte sich Bishop.

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